Bäume gegen den Klimawandel
Forschung: Mit einer umfangreichen Aufforstung könnten zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen aufgenommen werden
Der Klimawandel ist das drängendste Problem unserer Zeit, darum forschen überall auf der Welt Wissenschaftler_innen an Lösungen für das menschgemachte Problem. Sie versuchen CO2 zu begrenzen, zu absorbieren, zu waschen, zu speichern oder durch neue Technologien gar nicht erst entstehen zu lassen.
Das Crowther Lab an der ETH Zürich forscht vor allem an naturbasierten Lösungen für den Klimawandel. In einer neuen Studie widmen sich die Forschenden einer besonders vielversprechenden und natürlichen Lösung, um das Klima zu retten: Bäume! Sie zeigen auf, wo auf der Welt neue Bäume wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern würden.
Den Forschenden zufolge wäre die weltweite Aufforstung von Wäldern auf einer Fläche von 0,9 Milliarden Hektar möglich und könnte so zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen aufnehmen. Dies wäre die effektivste Massnahme gegen den Klimawandel, wie die Wissenschaftler_innen jetzt im Fachmagazin Science berichten.
Jean-François Bastin, Studienleiter und Postdoc am Crowther Lab erklärt: «Ein Aspekt war für uns bei den Berechnungen besonders wichtig: Wir haben Städte und landwirtschaftliche Flächen von der gesamten Fläche, die das Potenzial zur Wiederaufforstung hat, ausgeschlossen, denn diese Gebiete braucht der Mensch anderweitig."
*Ein Gebiet von der Größe der USA aufforsten*
Die Forschenden berechneten, dass unter den aktuellen klimatischen Bedingungen die Erde mit rund 4,4 Milliarden Hektar Wald bedeckt sein könnte. Das sind 1,6 Milliarden mehr als die derzeit vorhandenen 2,8 Milliarden Hektar. Von diesen 1,6 Milliarden Hektar erfüllen 0,9 Milliarden Hektar das Kriterium, nicht von Menschen genutzt zu werden. Derzeit stünde also ein Gebiet von der Grösse der USA für die Aufforstung zur Verfügung. Einst herangewachsen könnten diese neuen Wälder 205 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern. Das sind etwa zwei Drittel der 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die seit der industriellen Revolution durch den Menschen verursacht in die Atmosphäre gelangten.
*Flächen zu bewalden ist derzeit die beste verfügbare Lösung*
ETH-Professor Tom Crowther, Mitautor der Studie und Gründer des Crowther Lab, meint dazu: «Wir alle wussten, dass die Aufforstung der Wälder einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten könnte, aber bislang war unklar, wie groß der Effekt wäre. Unsere Studie zeigt deutlich, dass Flächen zu bewalden derzeit die beste verfügbare Lösung gegen den Klimawandel ist. Allerdings müssen wir schnell handeln, denn es wird Jahrzehnte dauern, bis die Wälder reifen und ihr Potenzial als natürliche CO2-Speicher ausschöpfen.»
*Russland wäre am besten geeignet*
Die Studie zeigt auch, wo eine Aufforstung am besten möglich wäre. Die meiste Fläche entfällt auf nur sechs Länder: Russland (151 Millionen Hektar), USA (103 Millionen Hektar), Kanada (78,4 Millionen Hektar), Australien (58 Millionen Hektar), Brasilien (49,7 Millionen Hektar) und China (40,2 Millionen Hektar).
Die Studie warnt schließlich davor, dass viele aktuelle Klimamodelle fälschlicherweise erwarten, dass der Klimawandel die globale Baumbedeckung erhöhe. Zwar werden die Flächen der nördlichen Wälder in Regionen wie Sibirien wahrscheinlich zunehmen. Aber dort beträgt die Baumdichte durchschnittlich nur 30 bis 40 Prozent. Dem gegenüber steht allerdings der Verlust von dichten tropischen Wäldern, die typischerweise eine Baumbedeckung von 90 bis 100 Prozent aufweisen.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 10. Juli 2019