Elysia ist eine weibliche Beta, eine Testversion eines geklonten Teenagers, geschaffen um den Reichen und Schönen der Insel Demesne zu gefallen und ihnen zu dienen. Den Dienstbereich legen die Besitzer, durch ein Tattoo auf der Schläfe des Klones fest. Allerdings ist das nicht der einzige Unterschied, der sie von den restlichen Menschen abgrenzt. Da wären zum Beispiel die fuchsiafarbenen Augen, die jeder Klon besitzt. Desweiteren haben sie keine Seele und keinen eigenen Willen, sondern einen Chip, der ihnen sagt, was sie wissen und sagen müssen.
Und so dauert es nicht lange, bis Elysia von einer Familie gekauft wird. Fortan soll sie als Ersatz für deren Tochter Astrid, die inzwischen auf der Uni ist, als Spielgefährtin für die Geschwister und zur Unterhaltung der Mutter fungieren. Soweit scheint alles ganz einfach…
Doch Elysia muss bald darauf feststellen, dass die heile Welt, die die Bewohner Demesne vorzuspielen versuchen, ganz und gar nicht so perfekt ist. Der Frieden wird von Klonen gestört, die Gefühle und eine eigene Meinung haben. Und auch bei ihr scheint es anders zu sein. Von Zeit zu Zeit holen sie Erinnerungen aus dem Leben ihrer First ein. Darüber hinaus kann sie schmecken und ihre eigenen Gefühle entwickeln. Ist sie etwa auch defekt? Dies würde ihren sicheren Tod bedeuten. Den das oberste Ziel für Klone lautet: Mach deine Besitzer glücklich…
*Meine Meinung:*
Vom ersten Moment taucht man in Elysias Leben ein. In das Leben einer künstlich erschaffenen Person, die nur zu dem Zweck geschaffen wurde, um zu dienen und zu gehorchen. Zu Beginn erhält man als Leser einen kurzen Rückblick in die Zeit nach Elysias „Erschaffung“ und die Schulung, der anfangs komplett „leeren“ Klone. Man erfährt dabei auch einige Details über die herrschende Weltordnung und ihrer Entstehung: Nach den Water Wars schlossen sich sämtliche Länder des Kontinents zum Mainland zusammen. Die heutige vorherrschende Welt hat sich dramatisch verändert. Die "Alten Städte" sind überflutet, als Ersatz wurden, dank Bioengeneering, neue gigantische Städte in den früheren Wüsten aufgebaut. Mitten in der Südsee, tausende Meilen von der Küste des Mainland entfernt entstand auf einer kleinen Insel eine neuen Archipels, Demesne. Demesne ist das Zuhause der Reichen und Schönen, aufgebaut nach deren Wünschen und Vorstellungen des Paradieses, umgeben vom künstlich erschaffenen Meer von Ion, das mit seinen blauvioletten Wellen entspannt. Wer darin schwimmt, verwandelt sich in ein besseres Wesen. Und auch die Luft ist etwas ganz Besonders, da sie mit zusätzlichem Sauerstoff angereichert wurde. Der ultrareichen Bevölkerung fehlt es an nichts. Viele Klone stehen zu Verfügung… Das Leben ist PERFEKT!!
Eigentlich eine ganze Menge die man erfährt, jedoch bleiben hierbei noch viele Fragen offen, die bis zum Buchende nicht vollständig zufriedenstellend beantwortet werden. Mir haben allgemein ein bisschen die Hintergrundinformationen gefehlt. Es ist wird ganz kurz angedeutet, dass es in der nahen Vergangenheit Krieg gab, aber warum dieser stattfand, verrät die Autorin nicht. Meine Vermutung ist, dass sie sich hier wahrscheinlich Material für die Fortsetzung lässt.
Der Schreibstil von Rachel Cohn ist gut und flüssig zu lesen, was einem den Einstieg in das Buch erleichtert. Außerdem scheint die Autorin sehr viel Wert darauf zu legen, dem Leser
die Umgebung nahe bringen zu wollen, denn an Beschreibungen fehlt es in dem Buch wirklich nicht. Genau genommen besteht das erste Buchdrittel fast vollkommen davon. Erst ab Buchmitte nimmt der Spannungsbogen stetig zu, bis man am Schluss fast nur noch mitfiebert. Passend dafür wurde die Ich-Perspektive gewählt. Wir bekommen die Geschichte ausschließlich aus Elysias Blickwinkel zu sehen. Man begleitet sich vom Tag ihrer Erschaffung, erlebt mit ihr Abenteuer, verfolgt ihr Handeln und erlebt ihre Gedanken und Gefühle hautnah mit.
Auf den ersten Blick erscheint dieses „Demesne“ absolut perfekt, ja geradezu makellos, um dessen Besuch sich die Leute nur so reißen. Dauerhafte Gäste oder auch Jugendliche gibt es allerdings nur wenige. Das ist auch der Grund warum Elysia von der Frau des Governors gekauft wird. Sie dient als „Kindersatz bzw. Ersatzschwester“, wodurch sie sich in ihrer neuen Familie auch erst wohl fühlt. Sie spielt mit der kleinen Tochter und trainiert mit dem großen Bruder. Außerdem entdeckt sich schnell das Element Wasser für sich, was alle vermuten lässt, dass ihre First eine Schwimmerin war. Doch es wartet noch eine andere Überraschung auf sie: Immer wenn unter Wasser ist, sieht sie diesen jungen Mann, der zu ihr spricht. Dieses Erlebnis weckt in ihr ungeahnte Gefühle.
Ihr seht, ich deute damit an, dass Elysia während der Geschichte eine große Entwicklung durchmacht. Zu Beginn ist sie der „intakte“ Klon, der uns zeigt, wie ein in so einem Wesen aussieht. Eigene Bedürfnisse kommen nicht infrage. Auch im Umgang mit Menschen merkt man, dass Elysia noch eine Beta-Version ist. Ihr Verhalten ist sehr zurückhaltet und distanziert, da ihr alles fremd vorkommt. Diese Unsicherheit weitet sich aus, als sich nach und nach herausstellt, dass sie ein eigenständiges Wesen ist, das sehr wohl über Gefühle und eine eigenen Meinung verfügt. Verständlich, wer wäre nicht verwirrt, vor allem wenn man bedenkt, dass sie vorher schon einiges über defekte Klone und deren Eliminierung gehört hat.
Insgesamt hat mir die Figur Elysia sehr gut gefallen. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass man natürlich hauptsächlich ihre Sicht der Geschichte erfährt. Andere Charaktere sind weit weniger tiefgründig als sie, sodass als Leser nicht ganz das Gefühl für deren Empfindungen bekommt.
*Kleiner Minuspunkt: Mieser Cliffhanger*
Hier war ich für einen kurzen Moment echt richtig sauer auf die Autorin. So einen miesen Cliff-Hanger, und dann noch so ein unerwarteter, an die Stelle zu schmuggeln… Richtig gemein. Ich hasse es wirklich über alles, wenn Bücher dann enden, wenn’s noch einmal spannend wird. Jetzt bin ich natürlich total neugierig wie es mit Elysia weitergeht. Ich freue mich also riesig auf die Fortsetzung.
*Mein Fazit:*
Ich bin im Moment der totale Dystopie-Fan, weshalb Beta für mich ein absoluter Must-Read war. Und ich wurde nicht enttäuscht. Mit dem Leben in Demesne hat Rachel Cohn eine rosarote Welt geschaffen, die auf den ersten Blick makellos erscheint. Doch nimmt der Leser seine rosarote Brille ab und schaut hinter die Kulissen sieht es ganz anders aus. Es wird viel Wert auf die unterschiedlichsten Gefühle und Emotionen, wie die emotionslose Art, die alle seelenlosen Klone mit sich tragen innehaben gelegt.
An manchen Stellen haben sich die Beschreibungen jedoch etwas langgezogen und Beta kam mir eher wie eine lange Einführung in die eigentliche Geschichte vor. Im Gesamten gesehen war ich jedoch von der Spannung gepackt und habe mit großer Begeisterung Elysias Entwicklung verfolgt.
*Erschienen bei cbt Jugendbuch*
Autorin / Autor: riina - Stand: 22. Januar 2013