Biologische Vielfalt auf dem Schreibtisch
Studie: Bakterien belagern vor allem Männer-Büros
Die meisten Menschen verbringen mehrere Stunden täglich am Schreibtisch. Und da sind sie in guter – oder eher gesagt weniger guter – Gesellschaft. Denn mit ihnen tummeln sich am Arbeitsplatz üppige Bakteriengesellschaften. Das hat ein Forscherteam um Krissi M. Hewitt von der San Diego State University herausgefunden, als es Proben aus 90 Büros innerhalb von New York, San Francisco und Tucson auf ihre Mikrobenbelastung untersuchte. Am wohlsten fühlten sich die Bakterien anscheinend auf Stühlen und Telefonen – und bevorzugt auf denen von Männern.
In Labortests stellten die WissenschaftlerInnen die Bakteriendichte der genommenen Proben aus den Büroräumen fest. 500 verschiedene Bakterienarten wiesen sie so auf den Oberflächen der Arbeitsplätze nach. Die meisten davon seien aber harmlos und könnten höchstens für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem zum Problem werden.
*Männliche Bakterienschleudern?*
Wenig schmeichelhaft: Dort, wo Männer am Schreibtisch sitzen, fanden die ForscherInnen deutlich mehr Bakterien als in Frauenbüros. Männer nehmen die Hygiene manchmal einfach nicht ganz so ernst wie Frauen, mutmaßen Hewitt und ihr Team im Fachmagazin PLoS ONE. Gleichzeitig entlasten sie diese aber und liefern einen ganz anderen möglichen Grund für die größere Bakteriendichte in Männerbüros: schuld könne auch die Körpergröße sein. Die Hautoberfläche dient Einzellern nämlich als Heimat. Und da Männer meist eine größere Hautoberfläche besitzen als Frauen, verbreiten sie mehr Bakterien in ihrer Umgebung.
Die meisten der gefundenen Bakterien kamen nämlich von der menschlichen Haut oder aber den Schleimhäuten von Nase und Mund. Auch fanden die WissenschaftlerInnen Bakterien, die aus dem menschlichen Verdauungstrakt stammen. Die ermittelten Bakterien, die von und mit uns leben, sind allerdings in der Regel nicht gesundheitsgefährdend. Außerdem fanden die Wissenschaftler harmlose Bodenmikroben auf den Schreibtischen und Bakterien, die normalerweise nur in heißer Umgebung vorkommen. Die Bakterien in Frauen- und Männer-Büros unterschieden sich übrigens nur in ihrer Konzentration. In beiden Büros fand das Team die gleichen Arten in vergleichbaren Anteilen.
„Menschen verbringen immer mehr Zeit in Innenräumen. Dennoch wissen wir nur wenig über die Vielfalt der Bakterien und Viren, die uns dort begleiten, wo wir leben, arbeiten und spielen“, sagt Dr. Scott Kelley, Mitautor der Studie. Anhand der Analysen wollten die ForscherInnen unter anderem feststellen, welche Bakterienzusammensetzung typisch für das „normale“, „gesunde“ Büro sei. Die Ergebnisse könnten als Vergleich hergezogen werden, wenn es in bestimmten Bürogebäuden vermehrt zu Erkrankungen käme.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 1. Juni 2012