Bis unter die Haut

Autorin: Julia Hoban

Buchcover Bis unter die Haut

*Inhalt:*
Willow ist das Waisenmädchen, das „Mördermädchen“... Willow ist das Mädchen, das ihre Eltern getötet hat. Willow ist eine, die von Schuldgefühlen und Selbsthass zerfressen und durchlöchert wird. Willow ist diejenige, die sich ritzt und bluten lässt, um ihr Leben noch ertragen zu können. Willow sieht nachts ihren Bruder weinen und weiß, dass sie dafür verantwortlich ist. Willow hört die Mädchen in der Schule über sie reden und Willow lernt schließlich Guy kennen. Damit wird sie zum Mädchen, dessen Geheimnis nicht mehr ihr alleine gehört. Sie wird von der Mörderin zu Willow. Willow, einem Mädchen, das lernt, dass nicht alles unter die Haut gehen muss, um mehr als Schuld zu spüren und dass man manchmal stürzen muss, um weiterzumachen. Willow ist schließlich diejenige, die sich selbst überwindet und mit Guy an ihrer Seite durch die Hölle wandert, um am Ende des Weges vielleicht einen Ausweg zu finden.

*Meine Meinung:*
Lange habe ich gezögert dieses Buch zu lesen, als ich es zum ersten Mal im Internet entdeckte. Ich habe mich nie intensiv mit dem Thema Selbstverletzung auseinander gesetzt. Lediglich flüchtige Eindrücke aus dem Fernsehen, dem Radio oder aus einer Zeitung gewonnen. Ehrlich gesagt ist das Ritzen keine leckere Angelegenheit und auch nichts schönes, womit man sich besonders gerne beschäftigt (wann kann so etwas aber auch schon von den unangenehmen oder grausamen Dingen des Lebens behauptet werden?) - Jedenfalls habe ich „Bis unter die Haut“ entdeckt und war von der Aufmachung dieses Buches angetan und noch mehr vom Klappentext. Letztlich konnte ich es nicht lassen und habe es gelesen.

„Bis unter die Haut“ ist kein Buch, um sich ein paar schöne oder lockere Stunden zu machen. Es ist auch nicht zum Herunterlesen geeignet oder um dem Alltag für einige Stunden zu entfliehen. „Bis unter die Haut“ ist ein Buch, was mein Herz berührt hat und mir zeigte, wie schwer es für einige Menschen ist in ihren eigenen Gefühlen und Gedanken gefangen zu sein und sich nur mittels Schmerzen daraus befreien zu können.
Julia Hoban hat mit ihrem Werk kein typisches Jugendbuch gezeichnet. Viele denken, dass die Jugend ein so schwieriges Thema nicht verkraften würde. So wird dann oft eine Figur genommen, die sich ritzt o.ä. und am Ende glücklich und zufrieden ist, weil sich ihre Probleme von selbst geklärt haben und der Prinz auf einem weißen Ross angeritten kam und sie rettete. Doch solche beschönigenden Verdrehungen der Realität belügen nur uns selbst. Denn wenn die Jugend so ein Thema nicht verkraftet, wie verkraften es dann gerade viele Jugendliche sich selbst zu verletzen? Wie können sie in eine solche Spirale der endlosen Verzweiflung geraten, an der sie meistens zerbrechen?

Was ich damit andeuten möchte ist, dass Julia Hoban in „Bis unter die Haut“ nichts beschönigt hat. Sie hat beschrieben, was Willow tut, warum sie es tut, wie sie sich fühlt und wie kaputt eine gesamte Familie nach dem Tod zweier geliebter Menschen sein kann. Deswegen war es für mich sehr überraschend, wie intensiv ich dieses Buch wahrgenommen habe und wie authentisch es durch die Beziehung zwischen Willow und Guy wird.  Er entdeckt Willows Selbstzerstörung und reagiert nicht so wie ich annahm. Es ist schwer das zu beschreiben, was sich zwischen den Beiden abspielt, doch an einigen Stellen habe ich schlucken müssen, denn sie öffnen sich gegenseitig vollkommen und was sie einander anvertrauen, würde nicht einmal ich irgendeinem Menschen erzählen wollen, so intim und privat erscheint es mir.

„Bis unter die Haut“ geht nicht nur der Protagonistin Willow und Guy unter die Haut, sondern auch den LeserInnen. Es ist nicht so einfach ein Buch mit diesem Hintergrund zu lesen, aber für mich war es sehr wichtig, um endlich einmal zu verstehen, was in solch einem Menschen vorgehen kann. Außerdem ist es wichtig, um sich selbst vor diesem Kreislauf schützen zu können und zu wissen, wann es an der Zeit ist, sich Hilfe zu holen.

*Mein Fazit:*
Julia Hobans „Bis unter die Haut“ ist ein sehr ernstes und in meinen Augen gut umgesetztes Buch, was hoffentlich viele trotz dieses schweren Themas lesen werden. Mich hat es sehr bewegt und mitgenommen. Willow ist anders als alle Figuren, die ich aus Büchern bisher jemals kennen gelernt habe und ich kann sie mit nichts und niemandem vergleichen, denn sie ist einzigartig und wenn man hier doch so vieles lernt, ist es aber vor allen Dingen eines: Sich selbst nicht aufzugeben und anstatt vor den grausamen Dingen in seinem Leben davon zu laufen, sich ihnen zu stellen, denn irgendwann werden sie einen ja doch einholen! Dieses Werk ist grandios und bleibt bei mir unvergessen.

*Erschienen bei cbt *

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Autorin / Autor: charlielou - Stand: 9. Mai 2011