BookLess. Wörter durchfluten die Zeit
Text von Marah Woolf
Einbandgestaltung von Carolin Liepins
Lucy Guardian trägt ein Mal in der Form eines Buches am Handgelenk und ist passenderweise der Inbegriff eines Bücherwurms; aufgewachsen in einem Kinderheim in einem kleinen englischen Dorf, ohne zu wissen, wer ihre Eltern sind, werden Bücher zu ihren besonderen Vertrauten. Aber anders als andere Kinder liest Lucy Bücher nicht nur, sondern kann auch mit ihnen sprechen. Was sie als Kind als normal empfindet, sorgt mit zunehmenden Alter dafür, dass sie für verrückt gehalten wird - also versucht sie so gut es geht, ihre Gabe zu verstecken und das Ganze zu vergessen.
Die Geschichte beginnt mit der mittlerweile siebzehnjährigen Lucy, die in London Literatur studiert. Während des Studiums fängt sie ein Praktikum in der Londoner Nationalbibliothek an, wo sie nach kurzer Zeit in das Archiv versetzt wird. Hier macht sie merkwürdige Entdeckungen: Bücher, deren Texte verschwunden sind und die nach ihrem Ableben aus den Köpfen der Menschen radiert zu sein scheinen - lediglich Lucy kann sich an sie erinnern. Zur selben Zeit lernt Lucy den gut aussehenden Nathan kennen, der sich aus dem Archiv wertvolle Bücher leiht. Die beiden kommen sich schnell näher, doch Lucy ahnt noch nicht, wer er ist. Nathan de Tremaine arbeitet für den Bund, der den Inhalt der Bücher stiehlt, um sie unter Verschluss zu halten, angeblich zu ihrem Schutz. Als Lucy das erfährt, wird ihr bewusst, warum sie das Mal trägt. Ihr wird bewusst, was ihre Bestimmung ist: Sie muss für den Erhalt der Bücher kämpfen. Sie ist ihre Hüterin.
Trotz des etwas trägeren Einstiegs der Geschichte hatte ich das Buch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen, da die Spannung Seite um Seite angehoben wird und es mir schließlich unglaublich Spaß gemacht hat, in Lucys Geschichte einzutauchen. Sowohl die Liebesgeschichte um Nathan und Lucy als auch das bibliophile Thema in Verbundenheit mit leichten Thriller-Elementen hat mich überzeugt.
Marah Woolf hat mit Lucy eine sympathische Hauptfigur geschaffen, deren Bücherliebe dafür sorgt, dass man sich als Leser sofort mit ihr identifizieren kann. Mir gefällt der angenehme Schreibstil der Autorin, die mit kurzen treffenden Beschreibungen dem Leser Situationen nachfühlbar macht, ohne sich in ihnen zu verlieren. Lediglich am Ende war genau das ein Problem; zuletzt überschlagen sich die Ereignisse in der Geschichte und dabei bleibt ein sehr emotionales Erlebnis auf der Strecke und wird mal eben so weggesteckt. Im Endeffekt könnte man sagen: Die Seiten, die am Anfang zu viel Platz beanspruchten, fehlen am Ende. Zurück bleibt ein leicht überforderter Leser. Ansonsten fand ich die Geschichte rund um stimmig. Ich wurde unterhalten, habe mitgefiebert und mitgetrauert. Alles, was ich von einem guten Buch erwarte, habe ich hier bekommen und deswegen kann ich behaupten: „BookLess“ ist ein Muss für alle Leseratten und jene, die es noch werden wollen!
*Erschienen bei Oetinger*
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Autorin / Autor: Talea - Stand: 2. Mai 2017