Britney Spears hat mit ihrem letzten Studioalbum "Piece Of Me" (9. Platte), das in Anlehnung an ihre Las Vegas-Show (die von 2013 bis 2017 drei Mal pro Woche dort stattfand und über 140 Mio. Dollar für sie einspielte), eine Tournee gestartet, die so aufwendig und teuer ist, dass sie in Deutschland gerade mal zwei (!) Mal zu sehen sein wird (06.08. Berlin, Mercedes Benz Arena 13.08. Mönchengladbach, SparkassenPark) - das zur Info für die B. Spears-Fans. Doch leider ist auf einer zu hörenden CD nichts optisch zu sehen, wenn es nicht gerade eine DVD ist. Und so lenkt auf dem Album nichts davon ab, dass sie meiner Meinung nach erstens immer noch nicht so singen kann, dass es einen vom Hocker reißen würde und zweitens ihre Songs vom ersten bis zum letzten auf mich wie ein schon zig mal durchgekauter Einheitsbrei wirken.
Mir persönlich kommt sie und ihre Musik genauso nichtssagend, frauendiskriminierend und hohl vor, wie bereits all die Jahre zuvor. Dabei hätte sie die Möglichkeit besessen, sich und ihre Musik neu zu definieren, um als Ikone für die Frauenbewegung auftreten zu können - so wie Rihanna, Alicia Keys u.a., aber sie hat´s vermasselt! Musikalisch und stilistisch hängt sie noch in den 80ern fest, das kann auch ein grandioser G-Eazy (in der Single "Make me") nicht mit seinem Gastauftritt herausreißen, der allein das Beste ist, was ihre neue CD zu bieten hat, zumindest für meinen Geschmack.
Der Versuch, sozial- und musikkritisch (was die Branche anbelangt) zu wirken (in ihrer Single "Piece of Me") ist schwach, da er mehr als Abrechnung und metaphorischer Faustschlag gegen neidische, missgünstige Fans und Paparazzi zu verstehen ist, als dass er darauf hinweist, dass nicht alles Gold ist, was in der Musikbranche glänzt...
Ich hatte geglaubt, dass sie sich nach ihren harten Lebenskrisen ein bisserl besonnen hätte und gereift wäre. Aber leider präsentiert sie sich wie immer: körperbetont möglichst sexy, viel Gedöns in ihrer Show um Oberflächliches wie das äußere Erscheinungsbild ihrer Tänzer und sich selbst, Sound- und Lichteffekte, aber das Wesentliche, nämlich Textinhalte und die Musik an sich sowie ihre Stimme kommen eindeutig zu kurz bzw. lassen, wie ich finde, sehr zu wünschen übrig.
Das ist sehr schade, denn sie hätte die Chance ergreifen können, eine Metamorphose zu durchlaufen. Doch dazu hätte es harter Arbeit an ihrer Stimme und ihren Texten bedurft. Vielleicht blieb bei ihrer Familie und ihren persönlichen Problemen dafür aber auch gar keine Zeit (was allerdings nichts entschuldigt)?
Auf mich wirkt es so, als scheine sie immer noch managergelenkt zu sein, ein Produkt des Kommerz und der Oberflächlichkeit der Werbung, wie eine Marionette, die sich willenlos fügt, solange das Geld stimmt. Ist es ihr wichtiger, genug Geld zu scheffeln, anstatt sich voll und ganz ihrer Musik hinzugeben, um sich und diese neu zu definieren?
Wie immer geht es in fast all ihren Songs um Sex und die plumpe Anbiederung an das männliche Geschlecht, als ob Frauen so etwas wie Wegwerf-Barbie-Puppen wären, die ab und zu heutzutage von sich aus hergehen, die Männer zu vernaschen! - Ein klarer Daumen runter für solch eine Ansicht von Frauen über Frauen. Wir sind weit mehr als nur die Summe unserer Körperweiten/-längen und unserer Fähigkeiten im Bett! Gerade eine Frau sollte das wissen. Ihre qualvollen Versuche, JLo (in "What You Need") nachzueifern, sind in meinen Augen zum Scheitern verurteilt, ebenso wie ihr Versuch, in "Private Show" sich mit R ´n´B (in "What You Need" und "Private Show") anzufreunden.
"Glory" ist nichts anderes als der typisch seichte Britney-Pop, "Just Like Me" bietet zwar Akustikgitarre, doch der Versuch, zu viele Musikrichtungen abzudecken, um sich möglichst breit aufzustellen, damit sie auch ja viele Musikgeschmäcker bedienen kann, scheitert meiner Meinung nach. So driftet sie von Electroswing in Eurodance ab (in "Clumsy") und es sieht für mich so aus, als wisse sie bis heute einfach nicht, wo eigentlich ihr musikalisches Zuhause ist.
Fazit: Auf diesem Album habe ich keinen Hit gefunden, geschweige denn einen Track, der das Zeug dazu hätte, in die Charts zu kommen, um sich dort länger zu halten als eine Eintagsfliege. Ich finde, sie hat die goldene Gelegenheit verpasst, sich musikalisch und menschlich (innerlich, nicht äußerlich!) neu zu erfinden; und das hört man dieser CD leider auch an. Obwohl ich kein Britney Spears-Fan bin, hätte ich mir für sie - und ihre ZuhörerInnen - gewünscht, sie hätte nicht nur an optische Reize, sondern auch und vor allem an die akustischen gedacht, sprich ein in sich stimmiges und abgerundetes musikalisches Klangbild geschaffen, denn daran mangelt es leider auf ihrem neuen Album.
Autorin / Autor: Roswita - Stand: 2. Mai 2018