ChatGPT - Dein Freund und Helfer?

Große Umfrage in Schweden: Studierende sehen ChatGPT positiv, wissen aber nicht genau, wann die Nutzung problematisch ist

Kaum eine Neuerung aus der IT-Welt erregt die Gemüter so sehr wie der Chatbot ChatGPT. Vor allem seine Verwendung in Schule und Uni wird sehr kritisch gesehen und so manche:r befürchtet schon den Untergang der bisherigen Wissenskultur und des selbstständigen Denkens. Doch wie sehen eigentlich Student:innen das Tool? Bei einer Umfrage der Chalmers University of Technology, an der kürzlich fast 6.000 Studierende in Schweden teilgenommen haben, kam heraus, dass die Befragten ChatGPT in der Bildung durchaus positiv gegenüberstehen. Allerdings glauben von ihnen aber auch 62 Prozent, dass die Verwendung von Chatbots während der Prüfungen Betrug sei. Wo jedoch die Grenze zum Schummeln liegt, sei höchst unklar. Die ist die erste groß angelegte Studie in Europa, die die Einstellung der Studierenden zu künstlicher Intelligenz in der Hochschulbildung untersucht.
Drei von fast zweitausend optionalen Kommentaren aus der Umfrage zeigen die Vielfalt der Einstellungen: "Ich habe Angst vor KI und davor, was sie für die Zukunft bedeuten könnte". "Machen Sie sich nicht so viele Sorgen! Halten Sie mit der Entwicklung Schritt und passen Sie Ihre Lehre an die Zukunft an. "ChatGPT und ähnliche Tools werden die Art und Weise, wie wir lernen, revolutionieren, und wir werden in der Lage sein, erstaunliche Dinge zu entwickeln."

Mehr als ein Drittel nutzt ChatGPT regelmäßig

"Die Studierenden äußern starke, vielfältige und in vielen Fällen emotional aufgeladene Meinungen", sagt Hans Malmström, Professor am Institut für Kommunikation und Lernen in der Wissenschaft an der Chalmers University of technology, der die Studie seinen Kollegen Christian Stöhr und Amy Wanyu Ou durchgeführt hat.
Die Mehrheit der Befragten gab an, dass Chatbots und KI-Sprachwerkzeuge sie als Studierende effizienter machen, und argumentiert, dass solche Werkzeuge ihre akademischen Schreib- und allgemeinen Sprachkenntnisse verbessern helfe. Nahezu alle befragten Studierenden sind mit ChatGPT vertraut, die Mehrheit nutzt das Tool und 35 Prozent verwenden den Chatbot sogar regelmäßig.

Wo liegt die Grenze zum Schummeln?

Trotz ihrer positiven Einstellung gegenüber KI fühlen sich viele Studierende aber verunsichert und es fehlt ihnen eine klare Anleitung, wie sie KI in ihren Lernumgebungen einsetzen können. Es sei einfach nicht klar, wo die Grenze zum Schummeln liegt. Diese Einschätzung teilt auch Hans Malmström: "Die meisten Studierenden haben keine Ahnung, ob ihre Bildungseinrichtung Regeln oder Richtlinien für den verantwortungsvollen Einsatz von KI hat, und das ist natürlich besorgniserregend." Trotzdem sei eine überwältigende Mehrheit dagegen, KI im Bildungskontext zu verbieten.

ChatGPT soll kritisches Denken nicht ersetzen

Für viele der befragten Studierenden nehmen die Chatbots eine Art Mentor:innen- oder Lehrer:innen-Rolle ein: Man kann ihnen Fragen stellen oder von ihnen Hilfe erhalten, zum Beispiel bei der Erklärung von Konzepten und Zusammenfassungen von Ideen. Für die meisten ist klar, Chatbots sollten aber nur als Hilfsmittel eingesetzt werden und das eigene kritische Denken nicht ersetzen. "Man sollte in der Lage sein, die gleichen Dinge zu tun wie die KI, aber sie sollte einem dabei helfen. Man sollte keinen Taschenrechner benutzen, wenn man nicht weiß, was das Pluszeichen bedeutet", so ein Kommentar aus der Befragung.

Hilfe bei Behinderungen

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in der Umfrage angesprochen wurde, war, dass KI eine effektive Hilfe für Menschen mit verschiedenen Behinderungen darstellt. Ein Student mit ADS und Legasthenie beschrieb, wie er 20 Minuten brauchte, um seine Antwort in der Umfrage aufzuschreiben und sie dann durch die Eingabe des Textes in ChatGPT verbesserte: "Es ist, als wäre man farbenblind und könnte plötzlich all die schönen Farben sehen".

Zusammenfassung der Ergebnisse

95 Prozent der Studenten sind mit ChatGPT vertraut, während die Bekanntheit anderer Chatbots sehr gering ist.
56 Prozent stehen dem Einsatz von Chatbots in ihrem Studium positiv gegenüber; 35 Prozent nutzen ChatGTP regelmäßig.
60 Prozent sind gegen ein Verbot von Chatbots, und 77 Prozent sind gegen ein Verbot anderer KI-Tools (wie Grammarly) in der Bildung.
Mehr als die Hälfte der Studierenden weiß nicht, ob es an ihrer Hochschule Richtlinien für den Einsatz von KI in der Bildung gibt; jeder Vierte sagt ausdrücklich, dass es an seiner Hochschule keine solchen Regelungen gibt.
62 Prozent glauben, dass der Einsatz von Chatbots bei Prüfungen Betrug ist.
Die Studierenden äußern eine gewisse Besorgnis über die Entwicklung von KI, insbesondere über die Auswirkungen von Chatbots auf die zukünftige Bildung.

"Wir hoffen und glauben, dass die Antworten aus dieser Umfrage den Studierenden eine Stimme geben und die Ergebnisse somit einen wichtigen Beitrag zu unserem kollektiven Verständnis von KI und Lernen darstellen", sagt Christian Stöhr, außerordentlicher Professor am Department of Communication and Learning in Science an der Chalmers.

Quelle:

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung