Das Glück ist nicht immer gerecht

Autorin: Anne-Laure Bondoux
Aus dem Französischen von Maja von Vogel

Buchcover

*Inhalt:*
Die 20-jährige Patty bekommt nach dem plötzlichen und tragischen Todesfall ihrer Eltern die Vormundschaft für ihre 15 Jahre alte Schwester Mato. Damit ist sie jedoch ziemlich überfordert und als sie dann auch noch feststellt, dass sie schwanger ist und sie die gesetzliche Frist innerhalb derer das Abtreiben erlaubt ist bei weitem überschritten hat, müssen die beiden Yazinsky-Schwestern sich entscheiden, ob sie es riskieren möchten der Sozialarbeiterin oder dem Vormundschaftsrichter Bescheid zu sagen, denn dann müsste Mato eventuell in ein Kinderheim bis sie volljährig ist und das möchten sie beide nicht. Also fahren sie vorerst wie geplant in den Urlaub, um danach die schwerwiegende Entscheidung zu treffen.

*Meine Meinung:*
Nach einigen brutalen Thrillern und Büchern mit Fantasy-Elementen ist es immer wieder schön eine aus dem Leben gegriffene Geschichte zu lesen. Eine solche ist auch „Das Glück ist nicht immer gerecht“.

Ich verbrauchte während des Lesens einige kleine bunte Haftnotizzettel, um die schönsten Sätze des Buches auch später noch finden und ein weiteres Mal lesen zu können. Zwei dieser Stellen möchte ich hier anführen, denn sie sind ein gutes Beispiel für den Schreibstil der Autorin:
"Pattys Lügen sind wie Kängurus: Sie haben Beutel, in denen ihre Jungen sitzen." (Seite 133)
"Ich setze mich auf den Boden vor meinen aufgerissenen Koffer, aus dem die Eingeweide herausquellen wie aus einem frisch Operiertem, den man nicht wieder zugenäht hat." (Seite 204)

Abschließend kann man zum Schreibstil sagen, dass er teilweise sehr bildlich ist, weil aber nur wenige Stellen auf diese Weise herausgearbeitet sind, wird der Lesefluss dadurch nicht behindert und ich persönlich genoss diese Stellen, weil sie das Buch auflockerten.

Mado und Patty, die beiden Hauptcharaktere, schloss ich schnell in mein Herz, weil sie beide ihre eigenen, manchmal etwas schrägen, Eigenschaften und Hobbys hatten und auf ihre eigene Art, die sie selbst für richtig und angebracht hielten, versuchten mit dem Geschehenen umzugehen. Sie beide waren ehrlich und direkt, und vielleicht fand ich sie gerade deshalb so sympathisch.

Die Geschichte selbst war trotz des traurigen Themas teilweise sehr amüsant und ich musste mich wirklich zusammenreißen nicht ständig laut loszulachen. Ungeachtet dessen bereitete mir das Buch einige Stunden mit blutendem Herzen.

Eine unwiderstehliche Mischung, die das Leben wunderbar widerspiegelt. Im einen Moment ist man vielleicht überglücklich im nächsten passiert etwas Bedeutungsvolles und man ist wieder betrübt. Eines meiner Jahreshighlights aus dem Jahr 2016, mit berührenden zwischenmenschlichen Beziehungen und mit einem der schönsten Enden, das trotz des recht positiven Endes nicht übertrieben wirkte.

Kurz: Eine absolute Leseempfehlung.

*Erscheint am 22.7.2016 bei dtv*

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Autorin / Autor: cisciscis - Stand: 20. Juli 2016