Das karierte Hutgespenst
Autorin: Andrea Schomburg Illustrator: Annabelle von Sperber
ab 6 Jahren
Damit hat Anna nicht gerechnet. Ihre Mutter hat ihr gesagt: "Manchmal träumt man was besonders Schönes in der Nacht vom siebten Geburtstag, und vielleicht wird das dann sogar wahr." Dann wacht Anna mitten in der Nacht auf und findet ein Gespenst kauernd unter ihrem Bett. Es ist eine ganz verkehrte Welt: das Gespenst hat Angst vor Anna und nicht umgekehrt. Bis dahin hat Anna nicht an Gespenster geglaubt. Erwachsene sagen ja auch, es gibt gar keine und nun sitzt eins tatsächlich unter ihrem Bett und nicht irgendein Gespenst, nein, ein kariertes Hutgespenst, das Angst im Dunkeln hat. Tagsüber muss es sich hinter dem Schornstein verstecken und nachts, wenn es dunkel ist, darf es zum Spuken herauskommen. So sind die Gespensterregeln, aber nachts kommen auch die ganzen Monster und Hexen heraus, die dann in Annas Garten lauern. Doch Anna ist sicher, in ihrem Garten gibt es weder Monster, noch Hexen und dank ihres neuen Geburtstagsgeschenks von Tante Lotti kann sie es auch beweisen, sie hat eine Flaschenpampe, ähm, Taschenlampe, bekommen. Das karierte Hutgespenst verdreht nämlich alle Worte so witzig. Als sie dann gemeinsam in den Garten gehen und Anna Büsche und Bäume erhellt, sieht auch das kleine karierte Hutgespenst ein, dass es dort gar keine Hexen und Monster gibt. Auch wenn man eigentlich keine Geschenke weiterschenkt, überlässt Anna ihre Taschenlampe dem kleinen karierten Hutgespenst und fortan spuken und blinkern die beiden jede Nacht bis Annas Cousin Urs zu Besuch kommt. Der ist stets gemein zu Anna und soll eine ganze Woche bleiben. Als Anna dem Gespenst all die Gemeinheiten erzählt, die Urs ihr entgegenbringt, wird das Gespenst ganz wütend und beschließt diese Nacht einmal so richtig zu spuken. Vor Wut wird es auf einmal wieder weiß, denn nur ängstliche Gespenster sind kariert und auch den Hut legt es ab, weil man dann viel schauerlicher wirkt.
Die Geschichte ist in einem niedlichen Stil geschrieben und es gibt viele Reime, Wortspiele und Lieder, die zum Mitsingen und Mitmachen anregen. Allerdings mag so mancher vielleicht auf Vokabeln wie „Kuhkacke“ in einem Kinderbuch für Sechsjährige+ verzichten. Die bei Anna so beliebte Tante Lotti ist womöglich ein Abbild der Autorin selbst - mit ihren verqueren Geschichten und Blumenblusen. Tante Gine nennt sie jedoch eine „gescheiterte Existenz“. Anna möchte später auch mal eine „gescheite Existenz“ werden. Die Geschichte vom Sich-zur-Wehr-Setzen-gegen-Gemeinheiten wird hier jedoch etwas eindimensional erzählt. Schließlich ist Urs nicht nur gemein zu Anna, sie nennt ihn auch „Urs, die Wurst“ und ist sicherlich kein Unschuldslamm. Das Buch bietet einen großen Unterhaltungswert und macht Spaß. Kindgerecht und witzig werden die Themen Freundschaft und Selbstwertgefühl bearbeitet, jedoch braucht das Thema der Konfliktbewältigung, um das es auch geht, etwas mehr Perspektive.
*Erschienen bei Sauerländer*
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Autorin / Autor: ronjaeva - Stand: 22. Oktober 2015