Das Klima ist nicht unser Freund

Psychologie: Unser Wunsch, der Umwelt "Gutes zu tun", verführt uns zu noch schädlicherem Verhalten

Umweltfreundlich, "grün", klimaneutral. Mit solchen Bezeichnungen schmücken Politik, Wirtschaft und Werbetreibende Produkte und Maßnahmen und sie sollen suggerieren, dass wir unsere Umwelt, unser Klima und unsere Welt lieb haben und freundlich und sozial mit ihr umgehen wollen. Genau dieser persönliche Zugang aber könnte negative Auswirkungen haben. Psycholog_innen der schwedischen Gävle Universität haben eine Theorie entwickelt, die erklären soll, warum wir der Umwelt manchmal noch mehr schaden, wenn wir versuchen, sie besonders gut und wie einen "Freund" zu behandeln.

Welchen ökologischen Fußabdruck hinterlassen wir?

Den Forscher_innen zufolge können wir unmöglich nachvollziehen, welchen ökologischen Fußabdruck unser Handeln eigentlich verursacht, darum neigen wir dazu, das eher Pi mal Daumen abzuschätzen. Diese eher intuitiven Berechnungen würden dabei aber oft mit den Regeln sozialer Interaktion verknüpft, nach dem Motto: gute moralische Entscheidungen wiegen schlechte Entscheidungen auf. Es sei in sozialen Beziehungen so, dass Fehler durch besonders freundliches Verhalten und eine Versöhnung wieder ausgeglichen werden können. Beim ökologischen Fußabdruck ist dies leider nicht so. Eine gute Entscheidung (z.B. für ein grünes Produkt wie einen Bio-Apfel) macht eine schlechte Entscheidung (der Burger von der Fastfoodkette) nicht wieder wett. Auch grüne Produkte verursachen Belastungen für die Umwelt und sind damit bestenfalls weniger schlimm als nicht-grüne Produkte, können aber nichts wieder heile machen oder kompensieren.

Wird der Hamburger besser, wenn man einen Bioapfel danach isst?

Wer nach der Flugreise öfter mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, hat also nichts wieder gut gemacht. Studien zeigten aber, dass die Leute genau das glauben. Wenn einem Hamburger ein Bio-Apfel hinzugefügt werde, dann vermuten viele, die Umweltbelastung sei geringer als beim Hamburger allein. Natürlich ist sie höher, weil auch ein Öko-Apfel einen CO2 Abdruck hinterlässt. Wenn einem Fuhrpark ein paar Hybridwagen hinzugefügt werden, dann scheint es den Leuten, dass die Gesamtbelastung der Emissionen gleichbleibe, obwohl es mehr Autos sind. Dieser Irrglaube führe dazu, dass die Leute sogar noch einen draufsetzen und vermeintlich grüne Produkte konsumieren, weil sie das Gefühl haben, das mache ihre vorausgegangenen Umweltsünden irgendwie wieder gut.

Was hilft dabei, den Umwelteinfluss des eigenen Konsums besser einzuschätzen?

Die Forscher_innen empfehlen darum einen rationaleren Zugang zum Thema und empfehlen auch strengere Regeln für Werbebotschaften. Labels wie umweltfreundlich, "klimaneutral", "100 % klimakompensiert" oder "grün" suggerierten, etwas sei gut für die Umwelt statt einfach nur "nicht-ganz-so-schlimm".

Die Forscher_innen empfehlen stattdessen, Konsument_innen ein direktes Feedback zu dem Umwelteinfluss ihres Konsums zu geben. So könnten beispielsweise selbstscannende Systeme Supermarkt-Kund_innen eine direkte CO2 Bilanz ihres Einkaufswagens anzeigen. Einkaufen wird dann möglicherweise stärker von einem schlechten Gewissen begleitet, aber wenigstens kann man der Umwelt dann wirklich etwas Gutes tun, nein falsch, sie weniger stark schädigen.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 7. März 2019