Er liebt sie. Sie liebt ihn. Doch so einfach ist es nicht.
Harper ist eine junge Frau. Pädagogik Studentin. Beste Freundin. Tochter und große Schwester ihres autistischen Bruders, Ben. Zu Beginn wird Harper als eine introvertierte, verantwortungsvolle und ernste Persönlichkeit dargestellt. Sie distanziert sich, von allen Faktoren, die sie von ihrer Alltagsroutine ablenken könnten. Ihr Alltag besteht daraus zu ihren Vorlesungen zu gehen und danach direkt nach Hause, um auf ihren jüngeren Bruder aufpassen zu können. Harper und ihre Mutter kümmern sich, nach dem Tod ihres Vaters alleine um Ben. Auffällig ist hierbei besonders, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse für ihre Familie und insbesondere Ben, hintenanstellt. Sie wirkt sehr aufopfernd, bis sie Ashton kennenlernt.
Ashton. Macho, Frauenheld, Casanova. Alles was Harper nicht ist, repräsentiert Ashton. Seit ihrer ersten Begegnung in der Bibliothek fühlen sich beide von dem jeweils anderen angezogen. Doch Harper vertraut Ashton nicht. Sie ist kühl und distanziert sich von ihm, obwohl er sie interessiert, kann sie eine "Ablenkung" nicht zu lassen, da sie Prioritäten setzen muss. Zu groß ist die Verantwortung, die auf ihren Schultern lastet, ihr kranker Bruder, der sie benötigt. Ashton, der Film studiert und sich Hals über Kopf in Harper verliebt hat, gibt nicht auf. Er ist es nicht gewohnt, zurückgewiesen zu werden. Umso größer ist nun sein Interesse an Harper.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten öffnet sich Harper langsam und nimmt Ashtons Angebot zu einem Date an. Beide kommen sich näher. Was anfangs nur eine sexuelle Anziehung war, entwickelt sich langsam in eine leichte Obsession, wie man es bei Verliebten kennt.
Ashton ist das genaue Gegenstück zu Harper, daher ergänzen sich beide auch so gut. Ashton zeigt Harper das Leben von einer anderen Perspektive. Er "lockt sie aus der Reserve", nimmt sie mit auf Partys und zeigt ihr, was es bedeutet jung, wild und frei zu sein. Harper, die anfangs das Gefühl hatte, sie dürfte keinen Spaß haben, während ihre Mutter gestresst mit den Panikattacken ihres Bruders auskommen muss, lernt durch Ashton eine andere Seite des Lebens kennen. Sie lernt, was es bedeutet für sich zu leben und an sein eigenes Glück zu denken. Ashton, der zunächst als der typische "Bad Boy" charakterisiert wurde, hat ebenfalls eine dunkle Vergangenheit. Auch er hatte eine kranke Schwester, die jedoch den Kampf mit ihrer Krankheit verloren hatte und gestorben ist. Ashton kämpft immer noch mit den Folgen ihres Todes, dies wird besonders durch die Zeitsprünge verdeutlicht. Er hat ihren Tod nicht vollkommen verarbeiten können. Ebenso wenig konnte er seinen Eltern verzeihen. Ashton hat aufgrund seiner Eltern Minderwertigkeitskomplexe, auch wenn diese nicht direkt deutlich werden, gibt es viele Indikatoren im Buch, die dafür sprechen. Er hatte immer das Gefühl, er sei "nur der Bruder seiner kranken Schwester" gewesen und kein Individuum für sich. Nach dem Tod seiner Schwester haben seine Eltern ihn vernachlässigt und sind selbst in ein tiefes dunkles Loch gefallen. Trauernd um die Gegangene, vergaßen sie, dass sie noch einen Sohn haben. Einen lebenden.
Ashtons nicht geheilte Wunden werden durch Harper an die Oberfläche gebracht. Innerhalb ihrer Beziehung werden viele Wunden geheilt. Beide Partner helfen dem jeweils anderen, sowohl bewusst, als auch unbewusst sich mit diesen Wunden auseinander zusetzten und die Traumata, ihrer Vergangenheit zu bearbeiten. Diese enorme Charakterentwicklung und die vielen Tränen und Schmerz, die eine solche Weiterentwicklung mit sich bringt, zeigt, was der Spruch "Liebe schmerzt" überhaupt bedeutet.
Die Geschichte ist keineswegs eine "typische Liebesgeschichte", wie das Cover und der Titel vermuten lässt, sondern stellt eine schöne erfrischende Alternative dar. Das Buch beinhaltet eine realitätsnahe Geschichte, die durch ihre kühle Atmosphäre den Ernst der Thematik unterstreicht. Was bedeutet es, kranke Familienmitglieder zu haben und wie beeinflussen solche Schicksalsschläge andere Mitglieder der Familie? Was heißt es im Stillen zu leiden und sein Leben für jemand anderen zu opfern? Das Buch behandelt diese Fragen auf eine authentische Art und Weise und zeigt, was es bedeutet wirklich zu lieben. Ashton und Harper sind zwei verwundete Seelen, die ihren Schmerz nicht wahrgenommen hatten und gleichzeitig sind sie der Katalysator für die Heilung des jeweils andern.
Das "Licht von tausend Sternen" hat mich sehr bewegt, da ich selber einen jüngeren Bruder habe, fiel es mir sehr leicht mich mit Harper zu identifizieren. Aber auch sonst ist das Buch sehr geeignet für jeden, der bereit ist die Welt von einer anderen Perspektive zu sehen, die möglicherweise nicht so schillernd und bunt ist. Ein sehr wichtiges Buch und absolut lesenswert.
*Erschienen bei dtv*
Autorin / Autor: Setajesch Hajibeigy - Stand: 29. April 2020