„Das Mädchen mit dem Löwenherz“ handelt von der 13-jährigen Anna, die aufgrund ihrer besonderen Gabe – sie hat ein fotografisches Gedächtnis – zu einem Werkzeug in der Zeit des Reformationskrieges wird.
Das Buch, geschrieben von Jürgen Seidel, spielt zur Zeit der Reformation, als Martin Luther dabei war, die geheimen, betrügerischen Machenschaften der katholischen Kirche aufzudecken und an die Öffentlichkeit zu bringen, um die Menschen eines Besseren zu belehren.
Die 13-jährige Anna ist ein Waisenmädchen und in ärmlichen, aber relativ glücklichen Verhältnissen aufgewachsen. Sie besitzt ein fotografisches Gedächtnis, von dem sie jedoch niemandem erzählt, aus Angst sie könnte für eine Hexe gehalten werden. Auch das Lesen hat sie sich selber beigebracht. Eines Tages ändert sich ihr Leben, als ein Erzdiakon, der auf der Seite Martin Luthers steht, von ihrer Fähigkeit erfährt. Er nimmt sie kurzerhand mit sich, und von nun an ist es ihre Aufgabe, als Junge verkleidet, den Erzdiakon zu seinen Treffen zu begleiten, und dabei heimlich die geheimen, den Adel belastenden, Dokumente zu lesen. Da sie sich alle Dokumente nach einem Mal lesen merken kann, soll sie dann dabei behilflich sein, Kopien der Schriftstücke an die Öffentlichkeit zu bringen. Doch schon bald kommt die katholische Kirche Anna auf die Spur, und sie muss fliehen. Der einzige, der ihr jetzt noch helfen kann, ist Martin Luther selber.
Das Buch ist in Form von Briefen verfasst, in denen die ungefähr 20-jährige Anna an Martin Luther schreibt, und ihm ihre ganze Geschichte schildert. Man liest das Buch also als eine Art Rückblick, bis man sich schließlich im Jahr 1537 wiederfindet, in dem Anna eben diese Briefe schreibt. Diese Form von Erzählung hat mir sehr gut gefallen, und auch die etwas altertümliche Sprache, die ja zu der damaligen Zeit gesprochen wurde, hat der Autor sehr gut umgesetzt und hat es interessant gemacht, das Buch zu lesen. Am Ende der Geschichte befindet sich ein Register mit den Fremdwörtern, die in dem Buch vorkommen, und ein interessanter, vom Autor verfasster, Prolog.
Allerdings konnte ich mich nicht ganz so gut in die Protagonistin, Anna, hineinversetzen, und obwohl ich wissen wollte wie es weitergeht, fand ich, dass einige Kapitel sich etwas in die Länge gezogen haben. Auch das Ende kam mir etwas zu plötzlich und unbegründet. Alles in allem hat mir „Das Mädchen mit dem Löwenherz“ gut gefallen, auch wenn es an manchen Stellen weniger und an anderen dafür etwas mehr hätte sein können.
Ich empfehle das Buch grundsätzlich allen ab ungefähr 12 Jahren, allerdings sollte man sich auf die etwas andere Sprache einstellen und sich für die Zeit der Reformation interessieren, da es andernfalls vielleicht nicht ganz so spannend sein könnte.
Fazit: Ein spannender, schön formulierter Roman in der Zeit der Reformation, für jeden, der für Geschichte interessiert, der sich an manchen Stellen jedoch leicht in die Länge zieht und ein meiner Meinung nach leider sehr abruptes Ende findet.
*Erschienen bei cbj*
Autorin / Autor: Charlotte - Stand: 17. Juli 2017