Das Mädchen mit der lauternen Stimme
Autorin: Abi Daré
Der Roman „Das Mädchen mit der lauternen Stimme“ von Abi Daré erzählt die Geschichte eines 14-jährigen Mädchens aus Nigeria auf ihrem weiten Weg, sich durch Bildung Gehör zu verschaffen.
In dem Buch geht es um Adunni, die als junges Mädchen nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem Vater an einen deutlich älteren Mann verkauft wird, um für diesen einen Sohn zu bekommen. In dem Haus ihres Ehemannes, wo noch seine zwei weiteren Frauen und deren Kinder leben, die ihr nicht nur wohlgesonnen sind, schlägt sie sich dank ihrer einzigen Verbündeten irgendwie durch. Als diese unerwartet stirbt, flieht Adunni vor der Schuld, die man ihr wegen des Todes ungerechtfertigt anhängen könnte. Sie landet in Lagos als Hausmädchen in einer reichen Familie, wo sie die nächsten Schikanen erwarten. Zum Glück gibt es den Koch Kofi und Ms Tia, die ebenfalls in der Straße ihrer Chefin wohnt und Adunni hilft, ihr Englisch zu verbessern, denn in Bildung sieht Adunni ihre große Chance. Es eröffnet sich für sie die Möglichkeit der Bewerbung für ein Schulstipendium, womit sich ihr größter Traum erfüllen könnte, wenn sie es schafft sich gegen Mitstreiterinnen durchzusetzen.
Das Buch spielt im 21. Jahrhundert in Nigeria. Deshalb spielt die Stellung von Frauen eine große Rolle. In Nigeria werden heute nach wie vor die Hälfte aller minderjährigen Mädchen verheiratet. Somit appelliert das Buch gegen Kinderehen. Die Armut innerhalb des Landes wird im Buch ebenfalls thematisiert und die Spaltung zwischen arm und reich ist gerade in Lagos, wo das Buch zum Teil spielt, sehr groß.
Ich finde das Buch authentisch und außergewöhnlich. Die Sprache des Hauptcharakters Adunni ist zuerst gewöhnungsbedürftig, da sie teilweise einen speziellen Akzent aufweist, gibt einem nach dem Einlesen aber einen deutlichen Bezug zu der persönlichkeitsstarken Protagonistin.
Für Menschen mit schwachen Nerven oder vielmehr einem sehr sensiblen Gemüt kann das Buch schon machmal schwer zu ertragen sein, da auch schlimmere, brutale Szenen teilweise sehr realistisch erzählt werden und einen mit Adunni mitfühlen lassen. Auch gibt es im Buch Passagen, die sich etwas in die Länge ziehen und einem das Weiterlesen erschweren. Was ich an dem Buch mag, ist die klare Schilderung der Geschichte eines nigerianischen Mädchens, das fest an ihren Traum glaubt und Bildung als ihre Chance sieht. Auch Frauenrechte spielen eine wichtige Rolle. Ich finde das Buch sehr gut zur Information über heutige, unvorstellbare Verhältnisse, die in anderen Ländern herrschen, kann es aber nicht als schöne Wohlfühlgeschichte empfehlen, welche vor Glück und Freude nur so trotzt.
*Erschienen bei Eichborn*
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Autorin / Autor: Sophie - Stand: 7. Oktober 2021