Das Schicksal der Sterne
Autor: Daniel Höra
Auf den ersten Blick haben Adib und Karl nur gemeinsam, dass sie beide in der Metropole Berlin wohnen. Adib ist Schüler, stammt aus Afghanistan und lebt mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in einer Flüchtlingsunterkunft. Das Leben dort ist nicht immer leicht. Man hockt auf engstem Raum zusammen und wartet. Viele Flüchtlinge verlieren dort alle Hoffnung und verbringen die Tage im Bett. Andere fangen Streit mit jenen Geflüchteten an, die nicht aus dem gleichen Land kommen wie sie. Klar, dass Adib jede freie Minute außerhalb der Unterkunft verbringt. Am liebsten durchstreift er auf seinen Spaziergängen die Stadt.
Karl dagegen ist schon in Rente, liebt ebenfalls Spaziergänge und beobachtet stundenlang die Sterne. Astronomie ist sein großes Hobby. Schon als Kind waren es die Sterne, die ihm halfen, sich zu orientieren. Heute lebt der Rentner sehr einsam in einem Berliner Wohnhaus. Zwar schaut die Nachbarin hin und wieder nach ihm. Doch erst als seine selbstbewusste Nichte Marie einzieht, hat er wieder jemanden, der sich um ihn kümmert.
Durch Zufall kreuzen sich die Wege der so unterschiedlichen Hauptfiguren Adib und Karl. Adib beobachtet bei einem seiner Streifzüge durch die Hauptstadt wie Karl nach einem Herzinfarkt von Sanitätern ins Krankenhaus gebracht wird. Dabei vergessen die Helfer, Karls Buch einzupacken. Adib nimmt das Buch an sich und bringt es dem Mann zurück. Aus dieser Geste entwickelt sich eine ungleiche Freundschaft zwischen Adib und dem alten Mann. Und es zeigt sich: Nicht nur Adib hat das Leben auf der Flucht erlebt. Auch Karl wurde, als er ein Jugendlicher war, aus seinem Heimatdorf von der Roten Armee vertrieben. So unterschiedlich die zwei auch sein mögen, ihre Erfahrungen sind doch sehr ähnlich. Deshalb setzen sich die beiden füreinander ein. Karl kämpft dafür, dass Adib in Deutschland bleiben darf, und Adib beobachtet gemeinsam mit dem alten Mann den Himmel.
*Meine Meinung*
Der Autor Daniel Höra hat mit “Das Schicksal der Sterne” ein hochaktuelles Buch geschrieben, in dem es um Flüchtlinge geht, die in Deutschland leben. Dem Autor geht es darin nicht darum, eine heile Welt zu zeigen, in der alle Menschen ohne Vorurteile zusammenleben. Adib hat mit Ablehnung und Hass zu kämpfen. Karls Nachbarin steht im skeptisch gegenüber, ein Mitschüler versucht, ihn ständig zu Gewalt zu provozieren. Doch es gibt auch Helfer wie Marie, die in der Schule für Adib eintreten und für die Rechte von Geflüchteten kämpfen. Doch das Buch erzählt nicht nur von der Gegenwart. Es gibt immer wieder Rückblicke auf die Flucht. Karl erinnert sich daran, wie der Pfarrer aus seinem Dorf immer wieder ihm die Schuld zuschiebt, damit es ihm selbst besser geht. Er erinnert sich an den langen Fußmarsch nach Berlin, daran, wie er von Mutter und Schwester getrennt wird und wie anstrengend die Flucht war. Auch Adib erinnert sich noch gut an seinen Weg nach Deutschland. An die Schlepper, die Haft in Griechenland, die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer mit dem Schlauchboot. Daniel Höras Botschaft ist klar. Er will den Leser daran erinnern, dass im zweiten Weltkrieg auch viele heutige Deutsche als Flüchtlinge gekommen sind und auch sie auf die Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen waren. Das ist ihm mit diesem Buch gelungen.
*Erschienen bei bloomoon*
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Autorin / Autor: missmarie - Stand: 9. März 2017