Das Ting
Autor: Artur Dziuk
Jeden Tag treffen wir hunderte Entscheidungen und können nicht wissen, ob es die richtige war - das wollen die vier Start-up Gründer Linus, Adam, Kasper und Niu ändern und entwickeln ein Tool: Das Ting, das körperbezogene Daten der Nutzer sammelt und auswertet und auf deren Basis Handlungs- und Entscheidungsempfehlungen gibt. Um den Markt von dessen Vertrauenswürdigkeit zu überzeugen, gehen sie eine Abmachung ein: sie versprechen, jeder einzelnen Empfehlung des Ting zu folgen...
Das Buch wird pro Kapitel aus Sicht eines der vier Gründungsmitglieder erzählt, die der Leser im ersten Teil des Buchs kennenlernt: Linus, der für die Schnittstelle zur medizinischen Seite verantwortlich ist, Adam, der Marketing-Chef, Kasper, der Geschäftsführer und Niu, die Programmiererin. Sie alle haben eine unterschiedliche Motivation für die Gründung des Start-ups: Faszination für das Produkt, Selbstvermarktung, Geld oder den Wunsch, sich selbst zu beweisen. Dadurch hat man als Leser eine sehr breite Sicht auf das Thema Gründung eines Start-ups, aber auch auf das Ting selbst, welches im zweiten Teil des Buches in Einsatz kommt. Sobald es aktiviert ist, hat es einen massiven Einfluss auf den Nutzer und nimmt ihm auch einfachste Entscheidungen ab, wie zum Beispiel, was man zum Frühstück essen sollte. Von da an nimmt das Buch, auch dank des modernen Schreibstils, der an manchen Stellen vielleicht etwas zu 'hip' ist, an Fahrt auf. Die Charaktere entwickeln sich während der Geschichte stark weiter, wie viel davon aus ihnen selbst heraus kommt und wie viel das Ting ausmacht, kann der Leser nur erraten. Das Ting gibt Empfehlungen - teilweise wie aus der Luft gegriffen - zu jedem Lebensbereich, und die Protagonisten leisten Folge, ein sehr faszinierendes Szenario, das viele philosophische Fragen aufwirbelt - doch das und auch der gesellschaftskritische Aspekt bleiben eher im Hintergrund. Vielleicht wollte der Autor hier dem Leser die Möglichkeit geben, sich selbst Gedanken zu machen, aber für meinen Geschmack wurde es dennoch zu wenig thematisiert.
Trotz dessen bietet das "Das Ting" eine gute Geschichte mit sympathischem Start-up Flair, die ich jedem empfehlen kann, der Interesse am Gründen, Gründergeschichten oder neuen Technologien hat.
*Erschienen bei bold*
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Autorin / Autor: Esma Gelis - Stand: 9. April 2020