Autor: J. W. Ironmonger
übersetzt von Franca Fritz, Heinrich Koop
Wir lernen Azalea im Jahr 1982 als drei Jahre altes Mädchen kennen. Es ist etwa 22 Uhr und wir befinden uns im Wohnwagen des Marktleiters auf einem Rummelplatz in Devon. Wir hören die Durchsagen mit denen nach Azalea Eltern gesucht wird - doch niemand kommt, um Azalea abzuholen. Schließlich kommt ein Streifenwagen - zwei Polizisten steigen aus und befragen Azalea. Doch sie finden keine Anhaltspunkte, nichts, was bei der Suche von Azalea Eltern hilfreich wäre. Azalea kommt in eine Pflegefamilie und kurz darauf wird die Suche nach ihren Eltern beendet - mit dem Ergebnis, dass Azalea wohl ausgesetzt worden ist. Das entspricht jedoch nicht der Wahrheit, so sollen wir später erfahren. Nun wird Azalea erstmal zur Adoption freigegeben und von Rebecca und Luke Volley adoptiert. Luke stammt aus einer Missionarsfamilie und es ist quasi seine Berufung, die Mission seiner Familie in Uganda weiterzuführen.
Also verlassen wir Großbritannien und begleiten Azalea und ihre neue Familie nach Uganda. Ein Land, das sich wie so viele afrikanische Länder damals und auch heute in einer äußerst instabilen politischen Situation befindet, in dem viele verschiedene, oftmals verfeindete Volksgruppen leben. Ein Land voller Konflikte, die zu beinahe bürgerkriegsähnlichen Zuständen geführt haben. In diesem von Krisen erschütterten Land soll Azalea die nächsten Jahre leben. Wir werden gemeinsam mit ihr Joseph Kony kennenlernen, der auch heute noch zu den meistgesuchtesten Verbrechern der Welt gehört. Er wird mit seiner Lord’s Restistance Army - kurz LRA - die Mission der Familie Folley überfallen und Rebecca und Luke werden dabei sterben. Beide am 21.Juni, einem Mittsommernachtstag, wie auch Marion Yves, Azalea leibliche Mutter 10 Jahre zuvor und auch Azalea Großvater, ein Fischer und Azalea leiblicher Vater, der Fischer Gideon.
Das alles wird dazu führen, dass Azalea der Meinung ist, dass alles im Leben aus einem bestimmten Grund geschieht. Sie wird den Zufallsexperten Thomas Post aufsuchen und die Dinge werden sich in eine ganz andere Richtung entwickeln und es wird die ein oder andere Überraschung geben…
*Meine Meinung*
Das Cover ist definitiv kein alltägliches. Es hat sofort meine Aufmerksamkeit geweckt - ich finde, dass es einfach interessant aussieht. Einerseits ist es so sehr bunt, auf der anderen Seite folgt es klaren Mustern, die eine gewisse Ordnung in dieses ganze bunte bringen. Und jetzt, nach dem Lesen kann ich sagen, dass das Cover wirklich richtig gut zur Geschichte passt. Bei dem Cover handelt es sich um das englische Cover der Taschenbuchausgabe.
Vor dem Lesen hatte ich von dem Buch keine Vorstellung - ich wollte mich einfach überraschen lassen. Überrascht wurde ich von dem Buch wirklich - und zwar auf eine sehr positive Art. Diese komplexe Geschichte, die John Ironmonger hier geschaffen hat, hat mich - das kann ich nicht anders beschreiben - schier überwältigt.
„Das zufällige Leben der Azalea Lewis“ ist auf mehreren Ebenen aufgebaut. Wobei die Rahmenhandlung, während der Thomas Post die Geschichte von Azalea einer Freundin erzählt, in einem Zeitraum von etwa 2 Wochen spielt. Die ganze Geschichte besteht aus zahlreichen Handlungssträngen, deren Knoten immer Azalea ist. Diese Handlungsstränge erzählen von ganz unterschiedlichen Zeiten und auch aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Auch wenn es nicht immer ganz eindeutig war, was der jeweilige Handlungsstrang jetzt mit der Haupthandlung zu tun hat (den das wird einem oft erst später klar) bin ich doch nie durcheinander gekommen. An dieser Stelle muss ich wirklich mal den Schreibstil von John Ironmonger loben, denn dieser ist einfach nur grandios. Man wird so sehr von der Geschichte mitgenommen und die Handlung ist verschiedene historische Gegebenheiten einfach nur perfekt eingebettet worden. Von den Konflikten in Belfast und der politischen Situation Uganda wird fast nur nebenbei erzählt und trotzdem nimmt man sehr viel mit, ohne dass man irgendwie das Gefühl bekommt, das einem hier Wissen aufgedrängt wird.
Durch die verschieden Erzähler sieht man bestimmte Ereignisse aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln und diese Blickwinkel entsprechen oftmals auch nicht der eigenen Überzeugung, dadurch wird man zum Denken angeregt. Ich finde, dass dieses Buch gewissermaßen auch provoziert - wobei ich eher das Gefühl hatte, dass der Autor das gar nicht beabsichtigt hatte.
Einige der Geschehnisse in dem Buch, z.B. die LRA, die mit Gewalt versucht einen Gottesstaat zu errichten, das erinnert schon an den IS - auch wenn die beiden Gruppen sicher ganz unterschiedlich vorgehen. Das zeigt auch, wie aktuell das Buch ist, obwohl der Autor diese Aktualität keineswegs geplant haben dürfte. Das ist einfach Zufall.
Womit wir auch schon beim nächsten, dem eigentlichen Hauptthema des Buches sind, nämlich beider Frage, ob alles vorherbestimmt ist und wenn ja, wer die Fäden zieht oder ob alles zufällig geschieht und bei der Frage ob der freie Wille vielleicht nur eine Illusion ist. Dazu muss ich sagen, dass ich eigentlich vom freien Willen überzeugt bin, aber einige der Theorien, die in dem Buch vorgestellt werden haben mich echt dazu gebracht daran zu zweifeln.
Das Buch bringt einen aber nicht nur zum Nachdenken, sondern es unterhält auch sehr gut. Es ist richtig spannend - ob die Begegnungen mit der LRA in Afrika oder die Frage, ob man Vorherbestimmung aufhalten kann - da konnte ich das Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen.
*Fazit*
Ich kann das Buch wirklich nur weiterempfehlen - es ist wirklich richtig, richtig gut und bekommt von mir dafür auch volle fünf Sterne!
*Erschienen bei script5*
Autorin / Autor: flowervi - Stand: 3. August 2015