Das Kratzen bunter Kreide
Autorin: Rebekka Knoll
320 Seiten, Paperback
Maja zieht gerade zum gefühlten hundertsten Mal in ihrem Leben um. Sie bleibt nicht gerne an einem Ort. Sie braucht immer wieder etwas Neues, kann sich auf die Menschen um sie rum nicht richtig einlassen. Nun hat es sie, nach ihrer Erasmus-Zeit in Bern, nach Kassel verschlagen. Während ihres Umzugs meldet sie sich bei Facebook an. Und so entsteht der erneute Kontakt zu einem ihrer Mitbewohner aus Bern - Jakob. Ein paar Wochen später ist eine Beziehung daraus geworden.
Maja lernt in Kassel in einem Lesezirkel aber noch jemanden kennen – Felix. Auch mit ihm fängt sie so etwas wie eine Beziehung an.
Zwei Männer und eine Frau. Aber Maja spielt gerne.
In diesem Beziehungschaos hat Maja immer noch seltsame Aussetzer. Sie findet sich immer wieder in ihrer Schule wieder und sitzt dort dann stundenlang auf der Toilette und spielt Klotennis. Sie schaut nach rechts, und nach links – immer wieder. Stundenlang, manchmal tagelang ist sie dann weggetreten. Sie wacht nicht mehr von alleine auf, jemand muss sie wecken.
Ein chaotisches, verrücktes Leben zwischen Wirklichkeit und Phantasie. Mit vielen Rätseln. Aber die Lösungen sind auch nicht weit entfernt. Oder doch?
„Das Kratzen bunter Kreide“ ist ein wunderbares Buch, das hält, was es verspricht. Es ist wunderbar verrückt und kurios, was mir sehr gefallen hat. Man wird in das Rätsel der Hauptfigur Maja mit hinein gezogen, sie stellt sich dem Leser als ein einziges riesiges Rätsel dar. So bleibt das Buch spannend. Auf einer erzählerisch hohen Ebene werden dem Leser tiefe Einblicke in die Gefühlswelt der Hauptdarstellerin gegeben. Das Buch ist vollkommen weltfremd – Maja fühlt nicht so wie normale Menschen, aber gleichzeitig erscheint einem alles sehr plausibel. Es macht nachdenklich, dass die Mitmenschen um Maja herum nicht auf sie zu gehen können um ihr zu helfen, dass eine andere Welt in einem Menschen existieren kann.
Mir selbst hat das Buch sehr gut gefallen, ich fand es spannend zu lesen, und dieser psychische Aspekt – der zugegebenermaßen etwas schwierig zu verstehen ist, wenn man sich nicht darauf einlässt – hat mir persönlich das Lesen versüßt. Zeitweise hat mich die Mystik dieser Gefühlswelt etwas an den „Proceß“ von Franz Kafka erinnert. Ich denke, wenn man einen normalen Liebesroman lesen will, dann ist dieses Buch definitiv nichts. Dafür wurde es, denke ich, aber auch nicht geschrieben. Aber wer ein komplexes, gutes Buch lesen will, das spannend ist, der liegt mit „Das Kratzen bunter Kreide“ genau richtig.
*Erschienen bei Schwarzkopf&Schwarzkopf*
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Autorin / Autor: spinne15 - Stand: 11. Oktober 2012