Dear Evan Hansen
Autoren: Val Emmich, Steven Levenson, Benj Pasek, Justin Paul
Aus dem Amerikanischen von Catrin Frischer
Evan Hansen ist Schüler im letzten Jahr der High School. Er ist sehr schüchtern, in sich gekehrt und hat viele Ängste. Sich selbst hält er für den größten Looser und fühlt sich absolut minderwertig. Deshalb nimmt er regelmäßig Medikamente. Ansonsten könnte er nicht zur Schule gehen und trotzdem bekommt er immer mal wieder Panikanfälle. Mit sozialen Situationen ist er grundsätzlich überfordert. Er fühlt und benimmt sich, als sei er unsichtbar und wird auch von seinen Mitschülern nicht wahrgenommen. Das ist für ihn zwar eine Erleichterung, gleichzeitig leidet er auch darunter. Aus diesen Gründen geht er in eine Therapie.
Eine Hausaufgabe ist es, einen Brief an sich selber zu schreiben, was er auch tut. Nur leider gerät dieser Brief in die Hände von Connor, einem seltsamen und aggressiven Mitschüler, der ebenfalls keine Freunde hat. Kurz darauf begeht Connor Selbstmord und dessen Eltern denken, Connor hätte Evan den Brief als eine Art Abschiedsbrief geschrieben. Evan erscheint als der beste und einzige Freund von Connor und anstelle das Missverständnis aufzuklären, erfindet Evan Lügen, um sich tatsächlich als Freund auszugeben, und verstrickt sich in ihnen. Auf einmal wird er gesehen, wahrgenommen und gehört dazu. Evan weiß, dass er falsch handelt, doch im Mittelpunkt zu stehen, tut ihm so gut. Sogar das Mädchen seiner Träume, Connors Schwester, unterhält sich mit ihm und verbringt Zeit mit ihm.
Die Geschichte ist sehr emotional und mitreißend. Ich konnte direkt mitfühlen und mitleiden. Sie hat mich tief berührt. Evans Leiden, seine Zweifel und seine Verzweiflung waren so absolut präsent und überzeugend. Es ist ein großartiger Jugendroman, der die Gefühlswelt in den Vordergrund stellt und die ernsten Themen Selbstzweifel, Identitätsfindung, Ängste, Depressionen, Selbstmord und Mobbing behandelt und dafür sensibilisiert.
Außerdem wird das Thema Notlüge und die damit verbundenen Konsequenzen behandelt. Trotz oder gerade wegen dieser ernsten Themen konnte ich das Buch nur schlecht zur Seite legen und mich seinem Bann entziehen. Die Autoren gehen sehr offen und mit sehr viel Feingefühl an die Geschichte heran und überzeugen voll und ganz. Das Ende hat mich dann noch einmal überrascht, damit hätte ich nicht gerechnet.
Die Vorlage zu dieser Geschichte ist ein gleichnamiges und sehr erfolgreiches Musical, das ich vorher nicht kannte. Die Handlung hat mich jetzt allerdings so neugierig gemacht, dass ich es mir auf jeden Fall anschauen möchte.
Fazit: Ein sehr überzeugendes, ernstes, tiefsinniges, absolut emotionales und berührendes Buch. Es macht nachdenklich und sensibilisiert für wichtige Themen. Ich bin sehr begeistert und kann das Buch nur wärmstens empfehlen.
*Erschienen bei cbj *
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Autorin / Autor: Kathi - Stand: 10. Oktober 2019