Ich finde das Buch "Der Beste Beweis bist du selbst" äußerst gelungen. In dem Buch geht es um die beliebte und erfolgreiche Debattantin TJ, die mit ihrer Cousine ein unschlagbares Team ergibt. Leider nur beim Debattieren. Sie versteht sich zwar gut mit ihrer Cousine, aber viele Gemeinsamkeit außer dem Debattieren haben sie nicht. Außerdem ist Simran, ihre Cousine - mal vom Popularitätstatus abgesehen - genau ihr Gegenteil. Sie ist zwar schlau und engagiert, ist aber auch mehr oder weniger die graue Maus und bleibt eher hinter der Bildfläche bis... ja bis ein gedankenloser Idiot ihr Foto auf der Schülerzeitung zur Lachnummer der Schule macht, und das Foto bald sogar auch den Schulbereich verlässt. Nun, was ist so lustig an Simrans Gesicht? Die Antwort ist wirklich bemitleidenswert dumm, nämlich Simrans Gesichtsbehaarung.
Ich habe mich unfassbar über all die Leute, die das lustig fanden, aufgeregt. Ich habe aber im Gegensatz zu TJ nicht vor Wut gekocht, mir hat Simran nur unendlich leid getan.
TJ ist ebenfalls unfassbar wütend, versucht aber, ihre Wut zu unterdrücken, da Simran überraschenderweise das alles völlig gechillt und gelassen annimmt. Man ist eher unsichtbar, wird aber plötzlich von jedem ausgelacht, die Menschen kichern, wenn du an ihnen vorbeigehst und das alles macht dir nichts aus? Ich habe es ihr nie abgekauft.
So, TJ versucht also ebenfalls genauso damit umzugehen und möchte an einem Wochenende mit ihrem Freund etwas Spaß haben. Jedoch muss TJ ihren Brazillian-Waxing-Termin verschieben und plötzlich will ihr Freund doch nicht mehr. Ja, hm.
Ich mochte Liam sowieso nicht besonders (TJ übrigens auch nicht, aber dazu komme ich noch) und obwohl er sich wohl davor ekelt, ist er es letztlich, der TJ dazu treibt, ihr Experiment durchzuziehen. Kann TJ trotz ihrer Haare sie selbst und schön sein?
*Meine Meinung*
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, vor allem das Thema, das zwar nicht tabu ist, trotzdem von allen wie ein Tabu behandelt wird. Und der Schreibstil: Obwohl es das Debüt der Autorin ist, ist ihr Schreibstil sehr bildlich und flüssig, was mich angenehm überrascht hat. Eine Sache, die ich nervtötend fand, war die Protagonistin TJ. Ich konnte mich mit ihr einfach nicht identifizieren, sie war mir zu aufbrausend, zu selbstbewusst, dass es schon fast an Arroganz grenzte und die Grenze sogar manchmal überschritten wurde. Sie war einfach nicht die Protagonistin, mit der ich mich wohlgefühlt habe. Ich konnte sie wie gesagt nicht leiden. Deshalb habe ich lange überlegt, ob ich einen Stern abziehen sollte, kam aber zum Schluss, dass das eigentlich Geschmackssache und für jeden individuell anders ist. TJ war nicht die Protagonistin, die ich mir gewünscht hätte, aber sie war weder oberflächlich, ganz im Gegenteil, und entwickelte sich im Laufe des Buches. An der Umsetzung des Charakters ist es also nicht gescheitert.
Am besten hat mir jedoch, von allem mal abgesehen, eine Szene gefallen, die für mich der absolute Höhepunkt des Buches war, nämlich die Szene (Achtung, Mini-Spoiler), als TJ ihre wunderbar formulierte Rede bei der Debatte hält, die ihr ganz spontan eingefallen ist und sie ihre Karten einfach wegschmeißt.
Ich finde es ist ein extremer Pluspunkt, dass die Aussage des Buches nicht "Alle sind schön" lautet, sondern "Schön zu sein ist nicht etwas, was alle sind und das ist auch richtig so. Schönheit ist nichts, was wir erlangen müssen und schon gar nicht eine geeignete Grundlage für unseren Selbstwert" ist. Das hat mich am meisten begeistert.
Wie ihr schon an meiner Rezension sehen könnt, empfehle ich euch das Buch sehr, wirklich sehr. Es ist ein sehr lesenswertes Buch, das jeder mal lesen sollte!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ von ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Erschienen bei Arctis
Autorin / Autor: Elif - Stand: 4. Mai 2023