Der Brandstifter. Die Lebensgeschichte des Joseph Goebbels
Autor: Alois Prinz
Wenn ich an Joseph Goebbels denke, dann denke ich an eine extrem dunkle Zeit in der deutschen Geschichte: an den Nationalsozialismus. Joseph Goebbels hat als Propagandaminister und wohl einer der ergebensten Anhänger Hitlers einen großen Teil zu den Gräueltaten der Zeit beigetragen und viele Millionen Menschen zu begeisterten Fans eines Mannes und einer Ideologie gemacht, die Millionen Menschen das Leben kostete. Dass das weder zu entschuldigen, noch zu verzeihen ist, ist klar, und jeder Versuch sollte möglichst schnell unterbunden werden.
Trotzdem hat Alois Prinz mit „Der Brandstifter“ eine Goebbels-Biografie verfasst, die eben nicht nur die Schattenseiten dieses Mannes in der Vordergrund stellt, sondern ein umfassendes Bild liefert. Nicht das Bild eines Monsters ohne Skrupel und ohne Gewissen, sondern das Bild eines Menschen. Es ist mit Sicherheit nicht leicht, sich einem solchen Mann anzunähern und zu versuchen, so vorurteilsfrei wie möglich zu sein, um nicht nur ein Buch voller Klischees zu schreiben. Wohl gerade deshalb bezieht Alois Prinz sich am Anfang auf Thomas Mann, der sich lange mit Hitler beschäftigte und mit Schrecken feststellen musste, dass es durchaus Ähnlichkeiten zwischen ihnen gab. Wie nähert man sich einem Joseph Goebbels? Wie nähert man sich einem Menschen, den alle Welt für abgrundtief böse hält, wenn man ein Buch schreiben will, das nicht nur einseitig sein soll?
Alois Prinz hat es geschafft. Er zeichnet Goebbels Leben von seiner Kindheit bis zu seinem Tod nach. Er zeigt ein Kind, das aufgrund seines verkümmerten Fußes schnell in die Außenseiterrolle rutscht, einen jungen Mann, der alles versucht, um Schriftsteller oder Journalist zu werden, der furchtbar kitschige Liebesgedichte schreibt und seine ganze Seele an die Kunst hängt, der den Frauen hinterher zieht, die er liebt, und doch auch immer wieder enttäuscht wird.
„Der Brandstifter“ ist eine ehrliche Biografie. Alois Prinz beschönigt nichts, er wertet aber auch nicht. Er will nicht unbedingt ein besseres Bild von Goebbels in der Welt hinterlassen, er will ihn aber auch nicht nur einseitig als den Massenverführer zur Zeit des Nationalsozialismus darstellen und genau das ist sein Erfolgsrezept, denn damit regt er zum Denken, zum Hinterfragen an. Natürlich ist es immer einfacher, auf den schlechten Seiten eines Menschen herumzureiten, aber gerade, wenn sich ein solches Verhalten anbietet, ist es schön, wenn jemand den schwierigeren Weg wählt und damit ein Buch schreibt, das in keinem Bücherregal fehlen sollte.
*Erschienen bei Beltz & Gelberg*
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Autorin / Autor: mondkuesschen - Stand: 30. Januar 2012