Wenn Namen töten könnten … Im Moor lebt ein Wesen, das letzte seiner Art und schon über tausend Jahre alt, verborgen vor den Menschen durch einen Tarnkreis. Das Wesen nennt sich selbst „Der Geheime“ und hat seinen eigenen Namen schon fast vergessen, denn wenn ihn jemand ausspricht, wird er sterben.
Fina hat gerade ihr Abitur bestanden und plant ein Studium der Fotografie, irgendwo an einem Ort nur einmal mehrere Jahre hintereinander wohnen, etwas finden, das sich wie zu Hause anfühlt, einen Ort zum ankommen, denn schon seit sie denken kann, ist sie mit ihrer Mutter auf der Flucht vor ihrem Vater. Nie länger als einige Monate bleiben sie an einem Ort, immer spürt sie der Vater auf und die Jagd geht weiter. Als Fina ihre Mutter eines Tages mit ihrem Vater zusammen sieht und wie verliebt beide aussehen, merkt sie, das ihre Mutter die ganze Zeit lügt und flüchtet zu ihrer Großmutter Klara in die Lüneburger Heide. Dort im Moor macht sie die Bekanntschaft mit Mora, einem Jungen in ihrem Alter und Diener des Geheimen. Die beiden freunden sich an und lernen gegenseitig ihre verschiedenen Welten kennen. Doch der Geheime hat eigene Pläne mit Fina, endlich möchte er haben, was man ihm versprach – die erste Tochter der Müllers-Tochter, der er zu Reichtum verholfen hat, sie soll seine Gemahlin werden …
„Der geheime Name“ ist eine Märchenadaption von Rumpelstilzchen, wie sich unschwer erkennen lässt und doch ist es mehr als ein Märchen. Während das Märchen der Gebrüder Grimm fünf Seiten umfasst liegen hier knapp über fünfhundert Seiten vor. Es ist Thriller und Märchen zugleich. Während sich Fina und Mora näher kommen, schmiedet der Geheime seine eigenen Pläne und die Eltern kennen nur die Flucht als Ausweg. Aber die Mutter von Fina hat mehr Geheimnisse als nur die Flucht vor dem Geheimen. Sie hat mehr getan als nur ihre Tochter versteckt und muss die ganze Last alleine tragen: „Denn wer einmal lügt, muss weiterlügen.“ Doch Fina will sich nicht verstecken, sie möchte nicht mehr flüchten, sie möchte Mora befreien und mit ihm zusammen sein, auch wenn es heißt, die Gemahlin des Wesens zu sein.
Sucht man die Moral des Märchens Rumpelstilzchen gibt es so viele Varianten, wie bei kaum einem anderen Märchen. Auch die Autorin versucht die verschiedenen Moralansätze, die es zu dem Märchen gibt anzudeuten, das Lügen gleich zu Beginn, das Einhalten von Versprechungen, die Gegenleistung für selbstsüchtige Hilfe, das Imponieren des Ehemanns und vor allem, das man sich seinen Problemen stellen muss, wenn man viel riskiert, kann man auch viel gewinnen.
Daniela Winterfeld ist das Pseudonym der Autorin Daniela Ohms, die bisher einen Urban Fantasy Roman herausgebracht hat. Sie hat einen düsteren Thriller aus einem düsteren Märchen gemacht. Ein fesselnder Roman im tiefen dunklen Moor, der so viel Atmosphäre versprüht, dass man sich wundert, wenn man vom Buch aufschaut, wie hell es eigentlich ist. Es zieht einen geradezu magisch an weiterzulesen und die Geschichte zu Ende zu bringen, immer wieder das Märchen im Hinterkopf, sich wundernd, wie alles zueinander passt und es doch im 21. Jahrhundert spielt. Ich hoffe die Autorin schreibt noch mehr fantastische und spannende Märchenadaptionen.
*Fazit: *Das Buch – passend zum Grimm Jubiläums Jahr 2012/2013 – liest sich sehr gut, da es so spannend ist, das man es gar nicht aus der Hand legen kann. Die Autorin schafft es mit ihren prägnanten Sätzen eine düstere Atmosphäre zu schaffen, mit der Protagonistin Fina kann man sehr gut mitfühlen und sich in sie hineinversetzen, ein bisschen leid tut mir die Mutter, die Autorin stellt sie sehr negativ und egoistisch dar, aber ihre Motive kann man durchaus nachvollziehen. Ein Happy End, das alle glücklich und zufrieden sind und sich lieb haben, sollte man hier allerdings nicht erwarten. Fantastisch!!!
*Erschienen bei Knaur *
Autorin / Autor: likemoon - Stand: 28. Januar 2013