Der Gesang der Nachtigall
Autorin: Lucy Strange
übersetzt von Nadine Püschel
England, 1919: Eigentlich sollte der Umzug nach Hope House für die Familie der zwölfjährigen Henry nach dem Tod ihres älteren Bruders ein Neubeginn sein. Tatsächlich aber versinkt ihre Mutter bald immer mehr in Depressionen und scheint unter der zweifelhaften Therapie des gruseligen Arztes Dr. Hardy eher kränker als gesünder zu werden, und Henrys Vater entflieht der Situation, indem er einen mehrmonatigen Auftrag im Ausland annimmt. Während ihre Nanny mit der kleinen Schwester Piglet beschäftigt ist, beginnt Henry, allein Haus und Umgebung zu erkunden, und stößt unter anderem im Wald auf eine seltsame Frau, die sie zunächst für eine Hexe hält. Wie ihr Schicksal mit Hope House und somit auch mit Henrys Familie verbunden ist, wird Henry erst nach und nach klar – während ihre eigene Situation immer prekärer wird. Denn nicht nur scheint Dr. Hardy ganz erpicht darauf, die Mutter zu einer experimentellen Therapie zwangseinweisen zu lassen; er versucht auch, an Henry selbst erste Anzeichen für erblich bedingten Wahnsinn festzustellen und sie als unglaubwürdig abzutun, wann immer sie sich mit ihren Sorgen und Nöten an Erwachsene wendet. Henry wird klar, dass sie viel Mut, aber auch Verbündete braucht, um nicht nur sich selbst, sondern ihre ganze Familie zu retten ...
Eine leise, oft melancholische, sehr atmosphärische Geschichte mit unterschwelligem Schauderpotential, die großen Fokus auf Figuren und Stimmungen legt. Auch die historische Kulisse und Sprache tragen dazu bei und finden sich durch eine einfühlsame Übersetzung und ein ebenso behutsames, dabei absolut stilsicheres Lektorat stimmig ins Deutsche transportiert. Nicht zwingend ein heiterer Wochenendschmöker – was das Buch natürlich auch nicht sein will – und vielleicht auch kein Text, der Begeisterungsstürme generieren kann; ganz sicher aber eine bereichernde und berührende Lektüre, die im Gedächtnis bleibt.
Der Gesang der Nachtigall von Lucy Strange ist in der Übersetzung von Nadine Püschel bei Königskinder erschienen.
Erschienen bei Königskinder*
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Autorin / Autor: fabienne - Stand: 16. Oktober 2017