Der klimaschädliche Lifestyle der Promis
Wissenschaftler analysiert Social-Media-Profile: Promis verursachen alleine durch ihre Flüge 10.000 mal mehr CO₂ als ein Durchschnittsmensch
Heute hier, morgen da. In der Welt umherjettende Prominente, Sportler_innen und Geschäftsleute verursachen teilweise 10.000-mal mehr CO2 Ausstoß durch ihre Reisen als ein durchschnittlicher Mensch. Zu diesem überraschendem Ergebnis kommt der Wissenschaftler Stefan Gössling von der schwedischen Lund Universität. Gössling hatte die Social-Media-Profile von Berühmtheiten wie Bill Gates, Paris Hilton, JLo & Co. unter die Lupe genommen und geguckt, von wo aus sie posten und wie sie dorthin gelangt sind. Nicht mitrechnen konnte er natürlich private Reisen, die die Promis nicht auf ihren Seiten mit anderen teilen – insofern sind seine Berechnungen sogar eher ein Minimalergebnis.
*Kleine Gruppe, großer (schädlicher) Einfluss*
Die teilweise überraschend hohen CO₂ Ausstöße veranschaulichen erneut, dass eine sehr kleine Gruppe von Menschen eine doch recht große Rolle bei der globalen Erwärmung spielt. Dabei ist das dann gleichzeitig die Gruppe, die aufgrund finanzieller Sicherheit vermutlich am wenigsten unter der globalen Erwärmung zu leiden hätte.
2018 hat der Mensch im Durchschnitt weniger als 5 Tonnen CO₂ produziert. Das Ziel ist, dass er unter zwei Tonnen kommt, wenn die in Paris vereinbarten Klimaziele eingehalten und die globale Erwärmung in Schach gehalten werden soll.
*Allein mit den Flügen den Verbrauch des Durschnittsmenschen tausendfach überstiegen*
Der durchschnittliche CO₂ Ausstoß pro Jahr und Mensch, der durch das Fliegen verursacht wird, liegt der Studie zufolge bei 115kg CO₂. Das klingt zwar wenig, allerdings gilt es hier zu bedenken, dass der überwältigende Anteil der Menschheit nie fliegt und dieser Durchschnittswert von einer winzigen Gruppe erzeugt wird. So hat Gössling beispielsweise berechnet, dass Bill Gates 2017 allein durch seine Flüge für rund 1600 Tonnen CO₂ Ausstöße verantwortlich ist. Paris Hilton schafft es auf 1261 Tonnen, Jennifer Lopez auf 1051. Da wirken die 15 Tonnen durch Flüge verursachten Emissionen von Emma Watson geradezu lächerlich, sind aber immer noch drei Mal so hoch wie die Gesamt-Emissionen (inkl. wohnen, essen, arbeiten) eines Durchschnittsmenschen.
*CO₂ Ungleichheit und schlechte Vorbildfunktion*
Alle Maßnahmen, den CO₂ Verbrauch der Menschen zu reduzieren, tangieren diese Gruppe kaum, so dürften sie Steuererhöhungen auf Flugtickets oder Fluggastzölle eher kalt lassen. Die Studie offenbart damit vor allem eine extreme CO₂-Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Denn während ihr euch möglicherweise das Hirn zermartert, wie ihr ohne zu fliegen, aber trotzdem bezahlbar von A nach B kommt, machen euch Prominente vor, dass sie keine Flugscham kennen und ihren Lebensstil in den sozialen Netzwerken auch noch als beneidenswerten Lifestyle zelebrieren. Einer der untersuchten Prominenten, "Influencer" Felix von der Laden etwa, macht in seinem YouTube-Video Ich lebe in Flugzeugen! ein cooles Ding daraus, dass er ständig - auch im Inland - mit dem Flugzeug unterwegs ist.
Weil sich aber langsam das Bewusstsein ändert und Menschen die Vielfliegerei als schädlichen Lebensstil begreifen, von dem nur wenige profitieren, der aber allen schadet, könnte auch der Wunsch wachsen, dass die Super-CO₂-Verursacher_innen auch stärker Verantwortung übernehmen – für ihren Verbrauch und auch für die Botschaften, die sie an ihre Tausenden von Followern senden.
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 30. Oktober 2019