Der Koffer meiner Mutter
Autorin: Christina Haacke
Elli ist 30 Jahre alt, hat einen Mann den sie liebt und eine bezaubernde Tochter. In ihrem Job ist sie gut und die wöchentliche Pilatesstunde macht ihr auch Spaß. Auf den ersten Blick ein perfektes Leben. Doch die Vergangenheit versucht sie einzuholen.
Als Elli mit ihrer Tochter und ihrem Mann auf das Haus ihrer Tante aufpasst, weil diese verreist ist, entdeckt Elli den alten Koffer ihrer Mutter. Verstaubt und halb zerfallen liegt er auf dem Dachboden des großen Hauses. Sie traut ihren Augen nicht. Vorsichtig will sie ihn mitnehmen, doch ihre Tochter und Holger, ihr Mann, sollen den Koffer nicht sehen, also beschließt sie, den Koffer an einem anderen Tag zu holen. Ein paar Tage später fährt Elli wieder zu dem Haus ihrer Tante und holt den Koffer vom Dachboden. Sie wagt es jedoch nicht, ihn aufzumachen. Ihre Erinnerungen an damals holen sie wieder ein. Damals, als Marlene noch lebte. Sie erinnerte sich daran, als sie sie noch hasste und als sie starb. Elli war damals siebzehn. Marlene war ihre Mutter, doch sie nannte sie nur Marlene. Elli und Marlene hatten nicht diese typische Mutter-Tochter-Bindung. Vielleicht lag es daran, dass Marlene die kleine Elli schon mit achtzehn bekam und Elli immer bei anderen war. Elli hasste Marlene. Und liebte sie zugleich.
Doch als die Diagnose fiel, veränderte sich etwas. Ellis Wut auf Marlene wurde weniger, eine Bindung konnten sie trotzdem nie herstellen. Elli liebte Marlene, doch sie wird ihr nie verzeihen können.
Dieser Roman ist eine Achterbahn der Gefühle. Die Autorin schreibt kapitelweise in der Gegenwart mit der dreißigjährigen, starken Elli und in der Vergangenheit, als Elli noch 17 war. Anfangs ist dieser Zeitwechsel etwas verwirrend, doch spätestens nach dem dritten Kapitel ist man bei der Geschichte angelangt und kann mitfühlen. Die siebzehnjährige Elli scheint auf den ersten Blick sehr unsympathisch. Doch je mehr man sich in die Geschichte vertieft, stellt man fest, dass Elli nur sehr verletzt ist, und sich leer fühlt. Mit ihren siebzehn Jahren in der Welt herumirrt und nicht weiß wie ihr geschieht.
In der Geschichte bleiben manche Details, die man gerne wissen möchte, verschwiegen. Doch wenn ein Mensch stirbt, gehen so manche Geheimnisse mit ihm, und so ist es auch in der Geschichte von Elli und Marlene. Der abweisende Charakter der jungen Elli brachte mich sehr zum Nachdenken.
Ein sehr bewegendes Buch und für Leute, die nicht gerade Action, aber berührende Geschichten suchen, empfehlenswert.
*Erschienen bei Schwarzkopf & Schwarzkopf *
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Autorin / Autor: lisilisi - Stand: 10. November 2014