Diagnose per Internet?

Studie: Jede/r achte Jugendliche informiert sich online über Gesundheitsthemen

Bin ich depressiv? Essgestört? Drogensüchtig? Solche und ähnliche Fragen würde niemand seinen Facebook- oder WhatsApp-Freund_innen stellen. Dennoch sind es Fragen, die viele Jugendliche in der Pubertät bewegen. Wie Wissenschaftler_innen der Northwestern University in Evanston, Illinois (USA), herausfanden, nutzen zwar 84 Prozent der befragten Jugendlichen das Internet, um sich zu gesundheitlichen Problemen und Themen, wie "Depression", „Sex“, „Pubertät“ oder “Drogen“ zu informieren. Solche Themen in sozialen Netzwerken zu besprechen, lehnten jedoch 88% der Befragten ab.

Professor Ellen Wartella und ihr Team befragte für ihre Studie „Teens, Health, and Technology. A National Survey" (Juni 2015) 1.156 Jugendliche in den USA zwischen 13 und 18 Jahren.

Auch wenn über die Hälfte (53%) der interviewten Mädchen und Jungen angaben, die Gesundheitsinformationen hauptsächlich für Hausaufgaben zu recherchieren, gaben immerhin 33% zu, die Internetinformationen dazu zu nutzen, sich selbst zu diagnostizieren. 21% berichteten auch, dass sie Gesundheits-Apps für's Smartphone nutzen.

Wie wichtig gute und seriöse Online-Informationen sind, zeigt sich daran, dass ein Drittel der Befragten angab, dass sie aufgrund der online gefundenen Infos schon einmal ihr Verhalten geändert hätten (zum Beispiel weniger Limonade trinken, sich gesünder ernähren und mehr Sport treiben würden).

Aber nicht alle Informationen kommen aus dem Internet: immerhin nannten noch 55% ihre Eltern als Wissensquelle und 32 % den Schulunterricht. Insgesamt bescheinigten nur 25% der befragten Jugendlichen dem Internet, dass es sie wirklich "umfangreich" informiert hätte. Kommerzielle Seiten mit der Endung .com schnitten dabei wesentlich schlechter ab als Bildungsseiten mit der Endung .edu. Allerdings suchten nur acht Prozent der Befragten spezielle Seiten für ihre Altersgruppe auf, ein Drittel besuchte eher traditionelle Gesundheitsseiten und 20 Prozent informierten sich über Youtube.

Zu den am häufigsten gesuchten Begriffen zählten  Fitness, Training, Diät, Ernährung, Stress, Angst, Sexuell übertragbare Krankheiten, Pubertät, Depression und Schlaf.

"Immer redet man nur über die negativen Dinge, die Kinder online tun, aber Jugendliche nutzen das Internet, um sich um sich selbst und andere um sie herum zu kümmern", sagte Studienautorin Wartella. Die neue Studie unterstreiche, wie wichtig es sei, Jugendlichen geeignete und leicht zugängliche Informationen anzubieten. "Das Internet kann Jugendliche eindeutig befähigen, ihre Gesundheit zu schützen", ergänzte Vicky Rideout, Co-Autorin des Berichts.

Problematischer hingegen wird es, wenn im Internet nach Krankheitssymptomen gesucht wird, denn da wird aus simplen Kopfschmerzen schneller ein Hirntumor als man klicken kann. ;-)

Stichworte

Gesundheit  Essstörungen  Drogen  Sport  Cyberchondrie

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 6. Juli 2015