Juhu, ein neues Buch von Tad Williams. Als großer Fan war ich extrem gespannt auf das neue Werk des Fantasymeisters. Dieses Mal entführt er uns in die Welt der Engel, die allerdings weniger in luftigen Wolken auf güldenen Harfen spielen, sondern - unter anderem - in Bars rumhängen oder als Anwälte zwischen uns herumturnen, um Seelen einzusammeln - wenn diese denn nicht von der Gegenseite weggeschnappt werden.
Bobby Dollar, der Anwaltsengel, der um die Seelen der Menschlein streitet, gerät allerdings ziemlich in die Bredouille, als die Seele eins just Verstorbenen spurlos verschwindet. Nun muss er sich nicht nur mit den überaus unangenehmen Vertretern der Gegenseite auseinandersetzen, sondern auch mit seinen eigenen Engel-Vorgesetzten. Was mag dahinter stecken? Eine höllisch hübsche Dämonin, monströse Wesen, bürokratische Engel und allzu irdische Probleme machen ihm bei seinen weiteren Ermittlungen schließlich schwer zu schaffen.

Klar, die Engel sind zur Zeit gefragt und natürlich hat Williams auch wieder auf der ganzen Linie Fantasie und Witz bewiesen. Dennoch lässt mich die Geschichte merkwürdig kalt. Ob es daran liegt, dass Bobby Dollar leicht unsymphatisch ist oder daran, dass er den Leser direkt anspricht, was irgendwie nervt oder daran, dass das Ganze zu sehr nach Hardboiled mit Engelchen und Teufelchen klingt oder dass es einfach irgendwie ein Jungsbuch ist - keine Ahnung. Meinem Freund hat es sehr gefallen ("cooooool!"), mich hat es aber nicht wirklich überzeugt. Mir fehlen echte zwischenmenschliche Koflikte, die Dramatik und komischerweise auch die Spannung, auch wenn ständig irgendwas pasiert. Wer eher auf Romane mit psychologischem Tiefgang steht, ist hier falsch.
Wer aber wissen will, wie das wirklich so abläuft mit unseren armen Seelen, mit Himmel, Fegefeuer & Co., der wird hier ganz sicher seinen Höllen-Spaß haben.