Die Ewigkeit in einem Glas

Autorin: Jess Kidd
Übersetzung: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann

In dem Kriminalroman „Die Ewigkeit in einem Glas“ lernt man als Leser das London des 19. Jahrhunderts aus einem völlig neuen Blickwinkel kennen.
Zwischen Mythen und Aberglaube und dem stetigen Fortschritt der anbrechenden Neuzeit, entführt die Autorin die Leserschaft in eine Welt voll skurriler Figuren. Wir begleiten die taffe Detektivin Bridie Devine auf den Spuren eines besonders mysteriösen Falls. Unweit von London, auf einem abgelegenen Anwesen, wird die junge Tochter eines Adligen entführt. Der verzweifelte Vater verlangt jedoch ausschließlich nach Bridie… auf gar keinen Fall die Polizei! So richtig rausrücken möchte er aber nicht mit den Infos. Nur durch das Personal des Anwesens erfährt Bridie, dass das Mädchen Christabel ein seltsames Geschöpf zu sein scheint. Und die nachfolgenden Ereignisse scheinen diese Vermutung zu bestätigen. Es häufen sich die Morde und die verschiedensten Käufer, von Arzt bis Zirkusdirektor, scheinen reges Interesse an dem kleinen Wesen zu haben. Für Bridie beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Mit einigen Fantasy Elementen gespickt, wechselt die Handlung zwischen verschiedenen Zeitebenen.
Denn neben der Entführung der jungen Christabel, muss sich Bridie Devine auch ihrer Vergangenheit und den damit verbundenen Ängsten stellen.
Somit öffnen sich neben der Haupthandlung, viele kleine Nebenhandlungen, die mit detailreich ausgearbeiteten Orten und Figuren verknüpft sind. Ein Eintauchen in das dreckige und düstere London des 19. Jahrhunderts ist problemlos möglich. Die Fantasyelemente sollten die Leserschaft jedoch nicht glauben lassen, es handle sich um ein Kinder- oder Jugendbuch. Vielmehr überrascht Jess Kidd die Leser mit einer ungeheuren Brutalität, welche jedoch eine besondere Authentizität schafft, wenn sich ihre Protagonistin durch die dunklen, schmutzigen Gassen Londons schlängelt, die gespickt sind mit Gaunern, Mördern und Schlimmerem.

Einmal begonnen, lässt sich das Buch nur schwer aus der Hand legen und ist eine absolute Empfehlung für die kalten und regnerischen Tage zuhause. Durch die vielen Handlungsstränge, sowie die detailreichen Figuren und Orte, ließt man Jess Kidd jedoch nicht nur nebenbei, sondern benötigt eine gewisse Aufmerksamkeit. Dann aber kann man sich in einer spannenden Handlung mit einer starken, emanzipierten Protagonistin in einer fantastischen Welt, zwischen Fantasy und Wirklichkeit, verlieren.
Seltsame Wesen bevölkern den spannenden Roman von Jess Kidd, in dem sie ein lebendiges Bild der englischen Gesellschaft zwischen Aberglaube und Fortschritt zeichnet.

*Erschienen bei Dumont*

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Autorin / Autor: Ann-Kathrin Feldmann - Stand: 16. Dezember 2020