Die Grenzen der Schönheit
Studie untersuchte die Frage: Wie attraktiv werden Tattoos empfunden?
Tattoos sind eine jahrtausendealte Praxis. Heute schmückt sich schätzungsweise jeder vierte Mensch auf der Welt mit den unterschiedlichsten Motiven. Ab den 1950er Jahren wurde die bis dahin oft verächtlich gemachte Körperverzierung auch in der westlichen Kultur bedeutsamer, und in den 1990er Jahren wurde sie dann voll anerkannt und von breiten Bevölkerungsschichten nicht nur akzeptiert, sondern auch selbst getragen. Obwohl die Wissenschaft bereits untersucht hat, wie sich Körperkunst auf wahrgenommene Persönlichkeitsmerkmale auswirkt, ist bis heute unklar, wie Tätowierungen sich auf das Schönheitsempfinden auswirken.
Selina M. Weiler und ihre Kolleg:innen von der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg, haben sich das in einer nicht repräsentativen Studie mal genauer angeschaut. Sie baten 487 Erwachsene, Bilder von Models mit verschiedenen temporären Tätowierungen zu bewerten: Im Ausgangszustand trugen die Models gar keine Tätowierung, und die weiteren Abstufungen reichten von leicht, über mittel, stark, extrem und "extrem+Gesicht". Die Motive der Tattoos zeigten entweder Tiere, natürliche oder geometrische Formen und enthielten keine Schrift, religiösen oder politischen Texte. Die Teilnehmenden sollten anhand einer 7-stufigen Skala bewerten, wie schön sie jedes Bildes fanden.
Schönheitsbewertungen altersabhängig
Es zeigte sich, dass die Bilder ohne Tätowierungen insgesamt am besten ankamen, während die Bilder mit Gesichtstattoos am schlechtesten abschnitten. Allerdings wurde auch deutlich, dass Befragte, die jünger als 50 Jahre waren, die "extremen" Tattoos schöner fanden als ältere Befragte. Und wenn die Befragten selbst Tattoos trugen, wählten sie auch höhere Schönheitsbewertungen für das stärker tätowierte Modell. Befragte, die selbst beruflich als professionelle:r Tätowierer:in tätig waren, bewerteten Bilder mit starken, extremen und extremen+Gesichts-Tätowierungen höher als Nicht-Experten.
Im Durchschnitt wurden Gesichtstätowierungen aber am wenigsten positiv aufgenommen - sogar von den Expert:innen, die die Option „extreme Abdeckung“ als Gruppe am höchsten bewertet hatte.
Laut den Forscher:innen zeigen diese Ergebnisse, dass der Höhepunkt der Tatoo-Faszination möglicherweise schon überschritten ist. Künftige Forschungsarbeiten könnten aber mehr als zwei Alterskategorien abgrenzen, ein vollständigeres Spektrum von Tätowierungsdesigns erfassen und den möglichen Einfluss von Faktoren wie der sexuellen Orientierung untersuchen.
Die Studie wurde am 11. Dezember 2024 in der Open-Access-Zeitschrift PLOS ONE veröffentlicht.
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Quelle:
Autorin / Autor: Pressemitteilung/ Redaktion - Stand: 17. Dezember 2024