Winter hat als Stieftochter der grausamen Königin Levana wahrhaft kein leichtes Leben. Denn die gutherzige Prinzessin ist das schönste Mädchen Lunas und wird für ihre Freundlichkeit vom Volk geliebt. Für all das hasst Levana sie aus tiefstem Herzen (falls Levana überhaupt eins hat). Das lässt sie Winter auch immer wieder spüren. Schon als diese ein kleines Mädchen war, zwang Levana sie durch Gedankenmanipulation dazu, sich das schöne Gesicht zu zerstören. An diese schreckliche Tat erinnern noch heute die Narben auf Winters Wange.
Doch das reicht Levana nicht mehr - nun will sie Winter tot sehen.
Die Luna-Chroniken wären jedoch keine Märchenadaption, wenn die böse Königin es schaffen würde, ihre teuflischen Pläne zu verwirklichen. Denn wir wissen schließlich alle, wer in Märchen am Ende gewinnt - oder?
So wird Winter natürlich gerettet und sie trifft auf Cinder und ihre Freunde. Diese sind mittlerweile auf Luna angekommen und dabei, eine Revolution zu organisieren, um Levana vom Thron zu stürzen. Das findet Levana logischerweise alles andere als witzig und so hat sie sich ein paar grausame Pläne überlegt, mit denen sie Cinder & Co stoppen will.
Ich war sehr gespannt darauf, „Wie Schnee so weiß“ zu lesen, da mir die anderen drei Bände der Luna-Chroniken unglaublich gut gefallen haben. Dadurch hatte ich natürlich auch sehr hohe Erwartungen an den finalen Band der Reihe, die zum Glück mehr als erfüllt wurden. Ich möchte euch erklären, was die Luna-Chroniken (für mich) so besonders macht und warum es sich absolut lohnt, die Bücher zu lesen. Ich denke für Leute, die die ersten drei Bände bereits gelesen haben, erübrigen sich diese Fragen - denn man muss einfach wissen wie die Reihe endet - zumindest ging es mir so.
Zuerst einmal sind da die wunderbaren Figuren. In jedem Band sind zwei neue Hauptcharaktere hinzugekommen - immer ein weiblicher und ein männlicher, die - wie sollte es anders sein - stets auf dem Weg sind, ein Paar zu werden. Klingt kitschig und übertrieben, ist es aber absolut nicht. Vielmehr gelingt es der Autorin, eine gute Menge an Romantik und Dramatik zu verbinden, so dass ganz herzerwärmende Geschichten entstehen - und dankenswerterweise gibt es in den Luna-Chroniken endlich mal keine Dreiecksbeziehungen (was mich an Büchern in letzter Zeit oft nervt).
Wirklich jede einzelne der nunmehr acht Hauptpersonen in dem Buch hat es geschafft, mir ans Herz zu wachsen, was den Abschied umso schwerer machte. In diesem Band kommen die liebenswerte Winter und ihr etwas verschlossener Wächter Jacin hinzu, die schon seit frühster Kindheit beste Freunde sind. Beide sind dem Leser schon im vorherigen Band begegnet, nun hat man endlich die Chance sie besser kennenzulernen.
Anfangs fiel es mir ein wenig schwer, Winters Gedankenwelt komplett zu verstehen. Denn die Prinzessin weigert sich, ihre Gabe einzusetzen, um andere Menschen zu manipulieren, dafür zahlt sie allerdings einen hohen Preis: denn ein Lunarier muss seine Gabe einsetzen, sonst erkrankt er an der Luna-Krankheit, was bedeutet, dass man Halluzinationen bekommt und langsam, aber sicher verrückt wird. Winter sieht beispielsweise die Palastwände bluten oder sich selbst zu Eis gefrieren, was von Panikattacken und Ohnmacht begleitet wird. So fällt es ihr oft schwer zu unterscheiden, was Realität ist und was sich nur in ihrem Kopf abspielt. Gut, dass es Jacin gibt, der ihr schon immer half, mit diesen „Nebenwirkungen“ der Ablehnung von Manipulation umzugehen. Winter und Jacin sind schon beide etwas speziell, aber auch das macht sie besonders und sie sind beide sehr sympathische Charaktere.
Genau wie Cinder, Kai, Scarlet, Wolf, Cress und Thorne, die man schon in den anderen drei Bänden kennengelernt hat. Man könnte denken, dass acht Protagonisten und eine böse Königin ein wenig zu viel des Guten sind, was die Anzahl der Personen angeht…das ist jedoch nicht der Fall! Wirklich jeder von ihnen bekommt genügend Raum im Buch, um dem Leser nahe zu kommen und um von ihm verstanden zu werden.
Dafür bieten knapp 850 Seiten auch genügend Platz. „Oh sooo ein langes Buch“, werden jetzt bestimmt einige denken und auch ich hatte schon Respekt vor der Dicke dieses Buches, das definitiv in die Kategorie „dicker Wälzer“ gehört. Denn normalerweise sind für mich 450 Seiten oberes Limit - aber schon „Wie Sterne so golden“, der dritte Band lag da drüber und ich habe es nicht bereut! So war es auch bei diesem Buch, übrigens dem dicksten, das ich in meinem bisherigen Leben gelesen habe.
Marissa Meyer nimmt den Leser mit auf ein Abenteuer, voller Höhen und Tiefen und mit ganz viel Spannung und Gefühl und am Ende war ich traurig, dass es schon zu Ende war. Aber man soll schließlich immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Es ist wirklich beeindruckend, wie es der Autorin gelungen ist, die Spannung das ganze Buch (immerhin 97 Kapitel!) hindurch zu halten. Dabei hat sie es auch noch geschafft, die Märchenelemente perfekt einzubauen - absolut traumhaft!
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich jedoch: In dem Buch gibt es leider einige Rechtschreib- und Grammatikfehler. Das finde ich persönlich etwas unangenehm, einfach weil es beim Lesen störend ist und den Eindruck vermittelt, dass das Lektorat nicht besonders gründlich war.
Ansonsten ist „Wie Schnee so weiß“ wirklich ein fulminanter Abschluss für die Luna-Chroniken - eine meiner absoluten Lieblingsreihen ♡ Noch jetzt bin ich ganz verträumt von diesem zauberhaften Buch. Wenn ihr Fantasy mögt, kann ich euch die Luna-Chroniken total empfehlen.
*Erschienen bei Carlsen Verlag*
Autorin / Autor: flowervi - Stand: 17. März 2016