Die Regeln des Schweigens

Autor: Tino Schrödl
ab 12 Jahren

Buchcover

In Phils Schule hat es in den Osterferien gebrannt. Nun ist natürlich die große Frage: Wer hat das Feuer gelegt? Gelegenheit, Nachforschungen anzustellen bekommt Phil allerdings nicht. Die Schüler werden auf die umliegenden Schulen verteilt und so bekommt Phil die Gelegenheit, Mona aus seiner Parallelklasse näher kennenzulernen. Er ist von dem Mädchen fasziniert und so kommt es ihm sehr gelegen, dass Mona ihn zu einem Cliquentreffen einlädt. Doch die Mitglieder der Clique wollen nicht so recht zusammenpassen. Neben einem der reichsten Jungen der Schule zählen auch Monas Bruder, der stadtbekannte Draufgänger und ein elfenhaftes Mädchen zur Gruppe. Schnell merkt Phil: Diese Gruppe hat Geheimnisse vor ihm. Und tatsächlich wird ihm schnell klar, dass Geheimnisse DAS Thema der Gruppe sind. Sie sammeln die Geheimnisse andere Menschen, um diese für die nachfolgenden Generationen zu bewahren. Phil tritt der Gruppe bei und auch er ist bald dran, ein Geheimnis vorzustellen. Allerdings geht es bei den Geheimnissen nicht um die eigene Information, sondern um Dinge, die man über andere Menschen erfährt. Schnell zeigt sich, dass es nicht beim Sammeln von Geheimnissen bleibt. Das Projekt Geheimklub läuft immer mehr aus dem Ruder.

Tino Schrödl greift in seinem zweiten Roman ein sehr aktuelles Thema auf: Was passiert, wenn wir Dinge über Menschen wissen, die sie eigentlich geheim halten wollen? Welche Verantwortung tragen wir, wenn wir die Geheimnisse anderer Personen kennen? Wie sollen wir mit solchen Geheimnissen umgehen? Vor allem in Zeiten, in denen wir über Datenschutz und die Privatsphäre im Netz diskutieren, ist die Frage nach Geheimnissen aktueller denn je. Daher wundert es sehr, dass Schrödl seine Protagonisten so gut wie nie das Internet nutzen lässt. Klar verfügen die Figuren über Handys, mit denen sie in Kontakt stehen. Allerdings kommt keiner der Geheimnissucher auf die Idee, auch bei facebook und Co. nach Informationen zu suchen. Stattdessen legen sich die Schüler – ganz klassisch -  im Maisfeld auf die Lauer. Das kann man gut finden, weil es an die guten alten Detektivromane erinnert. Ein Blick ins Internet, genauer auf die Website der Schule, hätte allerdings einige der späteren Missverständnisse aus dem Weg geräumt. So verpasst es der Autor leider, den aktuellen Bezug herzustellen.

Krimi oder Liebesgeschichte? Schrödl scheint sich nicht ganz entscheiden zu können. So wirkt zumindest sein Buch. Für einen Krimi fehlt der Spannungsbogen. Schon nach den ersten paar Kapiteln habe ich das ziemlich offensichtliche Ende erraten. Der Weg bis zur letzten Seite war dann eher langatmig. Zwar gibt es einige Versuche, Spannung aufzubauen. Der richtige Nervenkitzel will sich aber nicht einstellen. Und so verspricht der Klappentext mehr, als das Buch letztendlich halten kann. Für eine Liebesgeschichte bleiben die Figuren zu flach. Ich konnte mir weder Phil noch Mona vor meinem inneren Auge vorstellen. Mehr als bloße Umrisse hat der Text nicht geliefert.

Fazit: Aus dem Thema hätte man viel machen können und auch eine politische Message entwickeln können. Insgesamt ist die Erzählung aber schwach und unspektakulär. Der Klappentext klingt verlockend, seine Versprechungen hält er allerdings nicht.

*Erschienen bei ueberreuter Verlag*

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Autorin / Autor: missmarie - Stand: 14. März 2016