Die rote Königin
Erster Band der Reihe "Die Farben des Blutes"
Autorin: Victoria Aveyard
übersetzt von Birgit Schmitz
ab 14 Jahren
Mare ist verzweifelt, denn sie und ihr bester Freund Kilorn stehen kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag - und damit kurz davor in die Armee eingezogen zu werden - wie alle Roten, die keine Arbeit haben - sie werden geopfert für einen Krieg der Silbernen, der herrschenden Klasse in Mares Land. Es gibt nur einen einzigen Ausweg. Doch der ist teuer, viel zu teuer. Mare lässt sich davon nicht entmutigen und versucht das Geld zusammen zu stehlen, denn andere Fähigkeiten, um an Geld zu kommen hat sie nicht. Daher ist Mare eigentlich eine sehr geschickte Diebin, doch dieses eine Mal läuft etwas schief - ein Fremder erwischt sie beim stehlen. Anstatt sie anzuzeigen gibt er ihr Geld, dass sie nicht mehr stehlen muss und am nächsten Tag hat Mare plötzlich eine Arbeitsstelle im königlichen Palast. Doch auf einmal treten seltsame Fähigkeiten an Mare auf, Fähigkeiten über die nur Silberne verfügen - doch Mare ist eine Rote. Und auf einmal soll sie mit einem Prinzen verheiratet werden und wird so mitten in ein Leben geworfen, dass ganz und gar nicht ihres ist und in eine Welt, in der sie wirklich niemandem trauen kann.
Das Buch beginnt sehr spannend und actionreich, man wird von Anfang an in Mares Welt hineingeworfen oder besser gesagt von ihr verschlungen. Es ist wie bei einem richtig guten Theaterstück - der Vorhang geht auf und man ist unglaublich fasziniert. Victoria Aveyard hat hier eine Gesellschaft erschaffen, die einen enormen Handlungsspielraum für eine Geschichte bietet. Natürlich sind hier Grundstrukturen, wie z.B. die zwei Klasseneinteilung in herrschende Silberne und unterdrückte Rote zu finden - eine Oberschicht, die fast nur an sich selbst denkt und arme verzweifelte Menschen, die nicht wissen, wie sie den nächsten Tag überleben sollen. Dennoch ist es der Autorin gelungen, diesem Mantel der Geschichte etwas eigenes zu geben.
Leider ist das Buch nicht die gesamte Zeit über so spannend, wie zu Beginn. Man merkt, dass die Autorin eine große Liebe zum Detail hat, zu kleinen Dingen, die die Geschichte vermutlich abrunden sollen, doch bei denen sie sich vor allem im Mittelteil immer wieder verzettelt hat. So wurde die Geschichte teilweise ein wenig verworren und oftmals in die Länge gezogen, worunter die Spannung litt. Hier wäre es schön gewesen die Handlung zu straffen und den Blickpunkt auf das Wesentliche zu legen.
Das ist der Autorin nach dem Durchhänger in der Mitte zum Schluss hin auch wieder sehr gut gelungen. Denn da wurde die Geschichte nochmal richtig spannend. Sie hat stark an Tempo zugenommen, ohne gehetzt zu wirken und dann endet das Buch total gemein…
Mare, Cal, Magen und all die anderen sind insgesamt durchaus interessant gestaltete Figuren - allerdings hat mir irgendwie das gewisse Etwas gefehlt - denn insgesamt sind die Figuren zwar „nett“, aber eben auch ziemlich stereotyp und ich denke ein richtig gutes Buch lebt von starken Charakteren, die mir hier ein Stück weit gefehlt haben.
Was ich an dem Buch ehrlich gesagt einfach nur „zum Augen verdrehen“ fand, war die Dreiecksbeziehung. Ich weiß nicht, wie oft ich schon Bücher mit einer solchen gelesen habe und mittlerweile finde ich Dreiecksbeziehungen enorm nervig. Das will ich definitiv nicht der Autorin zur Last legen - es gibt schließlich auch viele Leute die Dreiecksbeziehungen erst richtig interessant finden. Trotzdem würde ich mir mehr Geschichten wünschen, in denen es nur um die Beziehung von zwei Protagonisten geht und dann bitte schön romantisch und nicht um die Gefühlswirren zwischen drei Personen.
Insgesamt hat mir „Die rote Königin“ gefallen. Die Grundidee hat viel Potenzial, das die Umsetzung jedoch noch nicht komplett entfalten konnte. Vielleicht gelingt das im nächsten Band der Trilogie. Dieser soll „Gläsernes Schwert“ heißen und nächstes Jahr im Sommer erscheinen. Ob ich das Buch lesen werde, weiß ich noch nicht - aber wenn dann möchte ich natürlich komplett überzeugt werden.
*Erschienen bei Carlsen Verlag*
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Autorin / Autor: flowervi - Stand: 20. November 2015