Die Schuld wohnt nebenan
Autorin: Reiner Engelmann
Der von Reiner Engelmann geschriebene Jugendroman "Die Schuld wohnt nebenan" thematisiert die Auseinandersetzung dreier Freunde mit den Verbrechen des zweiten Weltkrieges anhand der Aufarbeitung der Geschichte eines SS-Mannes, der bis vor kurzen ihr Nachbar war.
Matthias wohnt mit seiner Familie in Nordenhausen. Gegenüber von ihnen wohnte bis vor kurzer Zeit ein älterer, alleinstehender Mann. Nach dessen Tod räumen Matthias und sein Vater das Haus von Herrn Schmidt aus, um es, wie dieser es gewünscht hatte, verkaufen zu können.
Als Matthias den Dachboden betritt, sieht er eine riesige Holztruhe, von dessen Inhalt er erstmal sehr schockiert ist.
Im Inneren der Truhe befinden sich zahlreiche Dinge aus der SS-Zeit, aber auch Einladungen zu Zeitzeugengesprächen bei rechten Gruppierungen.
Matthias und sein Vater sind entsetzt und sie wussten nicht, dass direkt neben ihnen jahrelang ein ehemaliger SS-Mann gelebt hatte, ohne dass jemand etwas von seiner Überzeugung, die offensichtlich bis zu seinem Tod andauerte, mitbekommen hatte.
Zusammen mit seinem Freund Philipp und dessen Freundin arbeitet er die Geschichte des Herrn Schmidt, den alle den "alten Fritz" nannten, auf. Die beiden reisen in das französische Dorf Ascq, wo damals ein Massaker stattfand, an dem Herr Schmidt nachweislich beteiligt war, führen Zeitzeugengespräche, hören sich auch bei ihren eigenen Großeltern um und recherchieren sehr viel.
Schließlich gehen sich mit ihren Information zur Presse, die mehrere Artikel über die Verbrechen des Herrn Schmidt und allgemein der damaligen Zeit veröffentlicht.
Dieses Engagement und Interesse der Jugendlichen findet jedoch nicht nur Zustimmung. Die drei werden anonym bedroht und Matthias wird sogar von zwei Holocaustleugnern verprügelt.
Am Ende sind die Angreifer inhaftiert und auf Wunsch ihrer Geschichtsklasse, in der sie auch viel über die Vergangenheit des alten Fritz und die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges auf die heutige Zeit diskutiert haben, fahren sie schließlich ein ehemaliges KZ besichtigen und sind entsetzt.
Meiner Meinung nach ist das Buch absolut lesenswert! Es thematisiert die Aufarbeitung einer düsteren Phase der Vergangenheit und es ist essentiell, dass sich jeder mit dieser beschäftigt und auseinandersetzt, gerade in der heutigen Zeit.
Man bekommt durch das Buch kontroverse Meinungen mit und merkt, wie wichtig es ist, sich in größerer Gruppe damit zu beschäftigen und die damalige Zeit nicht einfach abzuhaken und zu vergessen.
Wie auch die drei Freunde betonen, ist es sehr wichtig, auch bei folgenden Generationen und allgemein in der heutigen Zeit für Aufklärung zu sorgen, damit sich so etwas nie wieder wiederholt!
Zudem finde ich es gut, dass der Autor auch auf die Kehrseite eingeht, die öffentliche politische und geschichtliche Äußerung mit sich bringt. Nämlich dass durchaus Bedrohung und Angriffe möglich sind, was wiederum sehr erschreckend ist, weil gerade die dieses Thema eigentlich keiner leugnen kann und es offenbar nicht mehr selbstverständlich ist, Respekt an den Tag zu legen, die Meinung anderer und Fakten zu akzeptieren.
Erschienen bei cbt
Autorin / Autor: Anna B. - Stand: 17. Februar 2025