In dem Buch "Die Welt ist kein Ozean" von Alexa Henning von Lange geht es um Franziska, die ihr Praktikum in einer psychiatrischen Klinik macht und dabei einen ganz besonderen Menschen kennenlernt.
Franziska ist 16, wohlbehütet aufgewachsen und gelangweilt. Sie will was Neues kennenlernen, etwas, was nicht den Normen und Vorstellungen ihrer Mutter entspricht. Und so macht sie ihr Betriebspraktikum in einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche, für sie eine ganz neue, eigene Welt. Sie lernt Tucker kennen, einen Jungen, der seit einem schlimmen Ereignis in der Vergangenheit nicht mehr gesprochen hat und keine Gefühlsregungen mehr zeigt. Sie nähert sich ihm an und schafft es, ihn aus der Reserve zu locken. Allerdings ist sie auf dem Sprung ins Ausland, nach Australien, für ihr Auslandsjahr. Einerseits will sie Tucker, für den sie anfängt, Gefühle zu entwickeln, nicht allein lassen, ihren Traum von Australien aber auch nicht aufgeben. Außerdem wird Franziska immer wieder von verschiedensten Dingen aus der Bahn geworfen, die ihre Entscheidung beeinflussen.
Wenn ich ein Buch rezensieren muss, dann suche ich seine Schwachstellen. Ich bin dann ein Kritiker, kein ganz normaler Leser mehr. Normalerweise finde ich immer welche, so auch bei diesem. Es lässt sich definitiv nicht kleinreden, dass in der realen Welt es definitv keine einfachen Schulmädchen sind, die Patienten vom toalen Mutismus befreien, vor allen nicht innerhalb einer Woche, woran ausgebildete Fachkräfte seit einem Jahr am Scheitern sind. Sicherlich würde sich auch niemand in einen Jungen verlieben (ebenfalls in diesem Zeitraum) sodass man von der großen Liebe spricht, vor allen, wenn man diesen Menschen noch nie hat sprechen hören. Auch müssen sich Töchter von Oberstaatsanwälten nicht um ein Vollstipendium für ein Auslandsjahr bewerben, die haben eigentlich genug Geld.
Aber schieben wir das einfach mal zur Seite. Vergessen wir mal seine Schwachstellen, vergessen wir mal unseren Verstand. Ist es nicht eigentlich eine schöne Botschaft? Liebe kann alles. Liebe kann einen Menschen aus seiner tiefsten Versenkung retten, sie schützen. Die Geschichte grenzt eigentlich an ein Wunder, aber hey, wir leben, wir atmen, ist die ganze Welt nicht ein einziges Wunderwerk? Und wem sind nicht schon mal Dinge passiert, die sie sich nicht erklären konnten? Die Menschheit ist dazu übergegangen, immer alles erklären zu müssen, sogar Bücher müssen realitätsnah bleiben. Wenn wir einfach dieses Denkmuster einfach mal übersehen, dann sagt mir dieses Buch folgendes: Du musst nicht erklären können, warum das Gras grün ist. Du musst nur davon überzeugt sein, dass es auch mal lila sein kann. Weil manchmal Dinge passieren, die uns aus der Bahn werfen können, einfach, weil sie nicht normal sind. Weil sie anders sind. Aber genau diese Tatsache muss man akzeptieren, damit sie Wunder vollbringen können.
Kommen wir dann mal wieder von der Botschaft dieses Buches weg, die ich jetzt hoffentlich verständlich genug erläutert habe. Das Buch erzählt von der kleinen Schwester der Protagonistin, die man schon einmal in einem Vorgängerband kennenlernen durfte. Ich habe diesen nicht gelesen, aber trotzdem gibt diese angedeutete Geschichte den Nebencharakteren Tiefe. Auch die beste Freundin Franziskas hat eine eigene Geschichte, was sie sehr echt macht. Und Franziska selber ist ein Mädchen, sympathisch aber mit ihren Ecken und Kanten, mit der ich mit vermutlich auch befreunden würde, wenn sie auf meine Schule gehen würde.
Mit der Geschichte muss man klar kommen. Sie ist schön, ein wenig voraussehbar natürlich, aber das macht nichts. Und sie erzählt, dass man an Wunder glauben muss. Wenn man dafür nicht zumindest ein wenig offen ist, dann ist "Die Welt ist kein Ozean" nichts für diesen Menschen. Allen anderen würde ich das Buch (mit einem wundervollen Cover) ans Herz legen.
*Erschienen bei cbt*
Autorin / Autor: loveathletics - Stand: 10. August 2015