Diese Welt hat keinen Platz für mich
Autorin: Marina
Schon seit frühen Kindertagen ist klar, dass Marina hochbegabt ist. In der Grundschule macht ihr ihre Begabung nichts aus, doch im Gymnasium fällt ihr ihr Anders-sein richtig auf und macht sie zum Außenseiter. Sie findet in ihrer eigenen Klasse keinen Anschluss und fühlt sich unter Gleichaltrigen nicht wohl, da diese ganz andere Interessen und Gesprächsthemen als Marina haben.
Sie entscheidet sich für einen Schüleraustausch in Frankreich und kommt danach gereift nach Hause zurück. Marina ist zuerst gestärkt und hat so viel Energie, dass sie sich solange mit komplizierten Themen beschäftigt, bis sie Kopfschmerzen bekommt. Doch einige Zeit später hat Marina keine Kraft mehr, ist antriebslos und Depressionen werden bei ihr diagnostiziert. Ihre Psychologin erzählt ihr von einem Aufenthalt in einer offenen Psychiatrie und Marina ist begeistert von dem Vorschlag, denn sie möchte schnell wieder gesund werden und den Anschluss in der Schule nicht verlieren.
Doch mit dieser Entscheidung fangen die Probleme erst richtig an. In der Psychiatrie wird Marina schlecht behandelt, man stellt sie nur ruhig, isoliert sie und hört ihr nicht zu. Ihre jahrelang unterdrückte Wut gegen ihre Mitschüler darf sie nicht herauslassen, sondern muss alles in sich hineinfressen. Niemand hört ihr wirklich zu, sie wird nicht ernst genommen und Entscheidungen werden über ihren Kopf hinweg getroffen. In der Psychiatrie wird mit sehr viel Druck gearbeitet. Als Marina dem Druck nicht mehr standhalten kann, äußert sie Selbstmordgedanken und greift in Steckdosen, um sich umzubringen (funktioniert aber nicht).
Sie wird in die geschlossene Psychiatrie eingeliefert. Hier wird ihr häufig der Kontakt zu anderen Jugendlichen verboten. Sie muss alleine in ihrem Zimmer essen und wird pausenlos überwacht. Das Alleinesein macht ihr sehr zu schaffen. Sie verliert die Kraft für ihren Willen und ihr Leben zu kämpfen und zum Schluss auch noch ihre Hoffnung. Mit Psychopharmaka zugepumt, blass und kraftlos kommt sie schließlich wieder nach Hause. Sie schreibt ihre Geschichte auf, schreibt über ihre Gefühle und ihr Innenleben. Marina hat keine Kraft mehr zu leben und begeht einige Zeit später Selbstmord. Ihre Geschichte ist allen gewidmet, die durch ihr Anderssein Nachteile haben – ihre Geschichte möchte eine Veränderung in psychiatrischen Einrichtungen bewirken.
*Meine Meinung:*
"Diese Welt hat keinen Platz für mich" ist in 3 Teile gegliedert. Zuerst erzählt Marina über ihre Gefühle. Diesen Teil des Buches haben ihre Eltern nach ihrem Selbstmord auf ihrem Computer gefunden. Marina schreibt sehr intelligent und hochgeistig, so dass man sich während des Lesens konzentrieren muss, um ihr Innenleben zu verstehen und nachvollziehen zu können.
Der zweite Teil sind Gedichte, die Marina während ihrer Grundschulzeit, Gymnasialzeit und während der Klinikaufenthalte geschrieben hat.
Beim dritten Teil handelt es sich um den Erfahrungsbericht der Mutter. Hier findet man Informationen über die Situation aus Sicht der Eltern, eine chronologische Geschichte, die nicht nur die Gefühle der Mutter, sondern auch Hintergrundinformationen preisgibt.
Das Gesamtpaket dieser 3 Teile ist unglaublich authentisch beschrieben. Marinas unglaublich schwere, leidvolle Geschichte darüber, dass ihr in der Klinik niemand helfen konnte/wollte und sie sehr lange den Kampfgeist nicht verloren hat und immer gesund werden wollte, sollte eine Pflichtlektüre für Lehrer, Psychologen, Ärzte und Betreuer in Psychiatrien sein, damit sich die Zustände in solchen Einrichtungen verbessern!
*Erschienen bei edition fischer *
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Autorin / Autor: klexxx - Stand: 25. August 2014