Don't tell me lies
Autorin: Corey Ann Haydu
übersetzt von Clara Mihr
ab 14 Jahren
Das Leben der 16-jährigen Tabitha ist gerade alles andere als rosig. Ihre ehemals besten Freundinnen haben sie im letzten Sommer verstoßen, dazu ist sie eifersüchtig auf ihr noch ungeborenes Geschwisterchen und ihre einzige Ausflucht sind ihre nächtlichen Chatgespräche mit Joe. Joe, der an ihrer Schule ist. Joe, auf den sie heimlich steht. Joe, der der Freund einer anderen ist.
Als aber eben dieser Joe ihr plötzlich schreibt „Ich steh auf dich“, scheint sich kurzzeitig alles zu ändern, nur um am nächsten Morgen doch wieder genau wie vorher zu sein. Joe zeigt in der Schule keinerlei Veränderung ihr gegenüber, ihre ehemaligen Freunde lästern über sie und sind maßgeblich daran beteiligt, dass Tabby den Ruf einer Schlampe hat.
Wie gut, dass Tabbys Vater Paul ihr eine über und über mit Notizen versehene Ausgabe von „Der geheime Garten“ mitbringt – das Lesen ist ihre große Leidenschaft (neben Joe) und am schönsten ist es, dabei ihre Gedanken zu den Sätzen an den Rand der Seiten zu kritzeln und solche Notizen anderer Leute zu lesen. Für Tabitha wie eine Unterhaltung mit dem Buch.
Doch diese Version von „Der geheime Garten“ birgt nicht nur interessante Gedanken, die in Rotstift an den Rand geschrieben wurden, ganz hinten entdeckt Tabby einen Link, den der Notizenmacher mit hineingeschrieben hat.
Als sie diesen Link am PC eintippt, stößt sie auf das Forum „Life by Commitee“. Fasziniert vom Layout und nicht zuletzt auch aus Verzweiflung erstellt sie ein Profil. Sogleich fordert das LBC sie auf, ein Geheimnis zu posten, erst danach werden die Forenregeln angezeigt. Diese sind einfach und zugleich grausam, was Tabitha aber erst viel zu spät merkt. So muss nämlich regelmäßig ein Geheimnis gepostet werden, zu diesem erhält man dann eine Aufgabe, welche innerhalb von 24 Stunden erfüllt werden muss, damit das Geheimnis gewahrt wird.
Nach Erfüllung der ersten Aufgabe ist Tabby überglücklich und hat nur eins im Sinn: die nächste Aufgabe erledigen um das Hochgefühl wiederzuhaben.
Doch als sie schließlich auch noch mit ihrem Vater zusammen kiffen soll und dadurch fast ihre Familie auseinanderbricht verfestigen sich Zweifel dem LBC gegenüber in ihr, bis schließlich in einer noch vertrackteren Situation ist als zuvor und sogar dem wahren Notizenmacher über den Weg läuft ...
Mich hat zunächst das Cover von „Don’t tell me lies“ total fasziniert – ein orangerötliches Bild, auf dem Holzfußboden, sowie die Beine eines Mädchens in schwarzer Hose und mit goldenen Ballerinas an den Füßen von den Knien abwärts zu sehen sind. Wie sich herausstellte hängt das mit dem im Buch thematisiertem Forum LBC zusammen – dort sind alle Profilbilder „Knieabwärts“-Bilder.
Es hat mir wahnsinnig Spaß gemacht, das Buch zu lesen, sodass ich es für meinen Geschmack viel zu schnell durch hatte; es ist flüssig und lebendig geschrieben und obwohl Tabitha keine unschuldige Heldin ist, sondern genau weiß, was für ein Arschloch sie manchmal sein kann, habe ich sie fast sofort ins Herz geschlossen. Es ist unglaublich, wie stark ich mich in sie hineinversetzen, wie gut ich mit ihr mitfühlen konnte. Gleichsam zeigt die Geschichte aber auch die Gefahren des Internets und des blinden Vertrauens in fremde Menschen auf, während parallel dazu die Bedeutung von Mut in schwierigen Situationen nicht außenvorgelassen wird.
Carey Ann Haydu hat einen unglaublich fesselnden Jugendroman geschaffen, den ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann, sowohl von der behandelten Thematik als auch von der schriftstellerischen Leistung her.
*Erschienen bei dtv*
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Autorin / Autor: chesirekitty - Stand: 3. Juni 2015