Dschihad Calling
Autor: Christian Linker
ab 14 Jahren
Der Student Jakob ist von seinem Leben angeödet. Die Beziehung zu seiner Freundin Liz erscheint ihm oberflächlich, sein Studium langweilt ihn, sein Job hilft auch nicht weiter. Mitten in dieser allgemeinen Sinnkrise erblickt er die blauen Augen von Samira und ist sofort hin und weg. Nur gehört Samira zu einer Clique von Salafisten und schnell nimmt ihn Samiras Bruder Adil unter seine Fittiche. Dann geht es Schlag auf Schlag: Aus Begeisterung für Samira stürzt sich Jakob auf den Koran, lässt sich von Adil in die Gemeinschaft einführen und ehe er sich versieht trägt er einen Bart, hat seinen westlichen Namen abgelegt, seine facebook-Freunde entfreundet und schmiedet mit Adil Pläne nach Syrien zu reisen, um dort zu kämpfen. Anders als gedacht, ist Samira, die übrigens ursprünglich mal Imke hieß, von der Idee aber alles andere als begeistert. Und auch der Verfassungsschutz ist Jakob und Adil auf der Spur.
Der Roman schildert die Dinge teils aus Jakobs Sicht, teils aus Sicht Adils, der seine - teilweise furchtbaren - Erlebnisse in Syrien in einem Tagebuch festhält.
Was soll ich über dieses Buch sagen. Es ist ein brisantes Thema, so steht es auch im Klappentext. Der Titel ist ein bisschen reißerisch, das Cover dramatisch. Manchmal hab ich in der Bahn das Cover verdeckt gehalten, weil ich damit - warum nur? - nicht gesehen werden wollte.
Das Buch ist nicht so reißerisch wie sein Titel, aber der eher nüchtern und nicht unbedingt leidenschaftlich dargestellte Inhalt erscheint mir so unglaubwürdig. Mir blieb diese Geschichte fremd. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es wirklich so läuft. Manchmal hab ich laut gesagt: So ein Quatsch. Aber das ist vielleicht auch ein ganz grundsätzliches Problem, denn ich kann mir einfach überhaupt nicht vorstellen, wie, warum und dass junge Menschen plötzlich einem derartigen religiösen Wahn verfallen, sich radikalisieren und den Wunsch haben, in Syrien für was auch immer ihr Leben zu lassen. Ich kann es mir nicht vorstellen, darum erscheint mir die Geschichte absurd. Und doch muss ich ja immer wieder hören, dass es tatsächlich passiert. Vielleicht nicht genau so, aber irgendwie auf ähnlich unverständliche Weise. Ein Urteil über dieses Buch ist darum schwierig. Der Autor hat versucht zu ergründen und zu beschrieben, wie es dazu kommt, dass junge Menschen sich von Extremisten einfangen lassen. Langeweile, Sinnsuche, Widerwillen gegenüber der Konsumgesellschaft, das Gefühl, nicht wertgeschätzt zu werden. Ich konnte es trotzdem nicht nachvollziehen.
Ich fand es nicht schön zu lesen, weil ich den Inhalt nicht wahrhaben will, weil mir die Identifikationsfiguren fehlen, weil ich in diese seltsame Gedankenwelt gar nicht eintauchen will. Ein Roman aus Sicht von Liz wäre mir vermutlich viel leichter gefallen.
*Erschienen bei dtv Verlag*
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Autorin / Autor: luthien - Stand: 18. Dezember 2015