Du & Ich – Best friends for never
Autorin: Hilary T. Smith
Aus dem amerikanischen Englisch von Jenny Merling
Das türkise Cover mit dem Luftballon und der zum Zustechen bereiten Nadel in den Händen ist voller Symbolik und passt sehr gut zum Inhalt. Die Freundinnen Annabeth und Noe befinden sich im Abschlussjahr der High-School und beschäftigen sich mit den üblichen Dingen, die Teenager in dieser Phase bewegen. Dabei ist Annabeth die Schüchterne und Ernsthaftere der beiden, wobei sie glaubt, ohne den Beistand ihrer Freundin im Alltag nicht bestehen zu können. Das führt dazu, dass sie sich immer an Noe orientiert und viele Dinge tut, die sie eigentlich gar nicht mag, nur um ihr nahe zu sein. Ihre eigenen Interessen stellt sie oft zurück, weil Noe im Gegensatz zu ihr, nicht bereit ist, diese zu teilen. Doch diese einseitige Freundschaft empfindet sie zu Anfang nicht als Unterdrückung, sondern ist sehr froh einen Menschen zu haben, auf den sie bauen kann. Sogar ihre Zukunft haben sie bereits so geplant, dass sie nach der Schule zusammenbleiben können...
Es ist sehr schwierig etwas zu diesem beeindruckenden Jugendroman zu schreiben, ohne zu viel von der Handlung zu verraten. Denn die ist wirklich überraschend und weicht von der typischen High-School-Szenerie ab. Es gibt zwar auch Probleme mit Jungs, Partys und Zickereien, aber das ist nur der Hintergrund für das tiefergehende Schicksal der Protagonistin und es ist sehr spannend mitzuerleben, wie Annabeth sich in ihrer Persönlichkeit entwickelt. Der Leser erfährt erst nach einiger Zeit, was der Grund für ihren Ekel vor sich selbst und ihren Glauben, kein Recht auf einen Platz in dieser Welt zu haben, ist. Dieser Grund ist erschreckend und man kann sie danach sehr gut verstehen und ihre Gefühle und Handlungen nachvollziehen, auch wenn sie mir manchmal sehr naiv vorkam.
Mir haben auch einige interessante Nebencharaktere gut gefallen, die ein wenig Humor in die Geschichte bringen. So gibt es zum Beispiel an der Schule einen eigenwilligen Ernährungsberater, der leidenschaftlich gerne Fantasy-Hörbücher hört und Noes Freund Steven, der die geschlechtsspezifischen Toilettenregeln aufheben möchte und auf dem Mädchenklo mit Annabeth eine "Pinkelschwesternschaft" begründet. Diese amüsanten Episoden lockern den ansonsten sich mit eher ernsten Themen befassenden Roman in unterhaltsamer Weise auf.
Der Schreibstil, in erzählender Ich-Form aus der Sicht von Annabeth, ist angenehm und leicht zu lesen und besticht durch poetische und bildhafte Umschreibungen, die aber nicht zu umfangreich sind, sondern nur hin und wieder eingestreut werden. Das Ende der Geschichte wartet dann noch mit einer unerwarteten Wendung samt einer schockierenden Tat auf, mit der man nicht gerechnet hätte und die unter die Haut geht.
Mir hat dieses zum Nachdenken anregende Buch ausnehmend gut gefallen und ich kann es für jugendliche und auch erwachsene Leser empfehlen, die sich gerne mit ernsthaften Themen auseinandersetzen und trotzdem gut unterhalten werden wollen.
*Erschienen bei FJB *
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Autorin / Autor: sharifa - Stand: 30. März 2017