Die dunklen Wasser von Arcachon
Autor: David Tanner
In dem Krimi „Die dunklen Wässer von Arcachon“ von David Tanner geht es um einen berühmten Journalisten, der die Gründe für die Ermordung des französischen Finanzministers herausfinden will.
Antoine Kirchner wird von seinem Chef nach Arcachon geschickt, um einen ungewöhnlichen Mord aufzudecken. Ein Fischer hat die Leiche des französischen Finanzministers als Beifang aus dem Meer gefischt. Bis jetzt wissen davon nur die Fischer von Arcachon und die Regierung sowie Kirchners Chef. Als Kirchner das kleine Städtchen besucht, erfährt er von einem alten Fischer, dass es dort momentan viele Streitigkeiten gibt. Arcachon ist bis vor kurzem ein kleines Fischerstädtchen gewesen, das von der Austernzucht lebt. Doch seit einiger Zeit machen immer mehr hochrangige französische Politiker dort Urlaub, denn der Fischerhafen soll zu einem riesigen Hotelkomplex umgebaut werden. Dieser Plan ist aber sehr umstritten, denn die alteingesessenen Fischer müssten ihre Grundstücke verkaufen und wären arbeitslos. Auch der ermordete Minister hat mit diesem Projekt zu tun gehabt. Bei seinen Nachforschungen stößt der Journalist aber auch noch auf ein privates Mordmotiv aus Leidenschaft, denn der Tote hatte eine Affäre mit einer jungen Friseurin. Während der Bürgermeister Kirchner wutentbrannt rauswirft, beantworten die Freunde der besagten Friseurin all seine Fragen bereitwillig. Doch entspricht ihre Schilderung der Ereignisse auch der Wahrheit? Das sollte Kirchner genau prüfen, doch dazu fehlt ihm die Zeit, denn der Reaktionsschluss ist nah.
Der Autor beschreibt Antoine Kirchners Recherchen sehr detailreich, sodass sich der Leser stets auf dem gleichen Ermittlungsstand wie Kirchner befindet. Durch die dargestellten Gedanken des Journalisten wird die Meinung des Lesers beeinflusst, was diesen aber nicht davon abhält, selbst mitzurätseln, denn es bleibt noch genügend Spielraum für eigene Überlegungen. In diesem Krimi geht es vor allem um verwinkelte Zusammenhänge, sowohl zwischen den Politikern als auch auf zwischenmenschlicher Seite. Es geht um Erpressung, Steuerhinterziehung, Betrug und Rache. David Tanner hat also um den Tod eines Ministers ein großes alle Bereiche des Lebens umspannendes Netz geschaffen, das der Leser erst am Ende des Buches entworren hat und gänzlich verstehen kann.
Es muss auch erwähnt werden, dass Kirchners Hobby, das Kochen im Laufe seiner Ermittlungen immer wieder eine Rolle spielt. Beinahe jede Mahlzeit, die er zu sich nimmt wird genau analysiert. Für Leser die die Leidenschaft des Kochens mit dem Journalisten teilen ist das noch ein zusätzliches Extra zum Krimi. Wer allerdings kein Amateurkoch ist oder zumindest ein Genießer exzellenter Küche wird diese Teile des Buches langweilig und fehl am Platz finden. Denn zur Ermittlung des Mörders muss man nicht wissen, ob im Fischragout Koriander ist oder nicht.
Doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn wenn man die Zeilen, die dem Genuss gewidmet sind, überspringt, liest man einen spannenden Krimi.
*Erschienen bei: Bastei-Lübbe*
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Autorin / Autor: lilalil - Stand: 2. September 2013