Gedruckt vs. Digital - purplerose hat sich Gedanken über die Vor- und Nachteile von eBooks gemacht
Ob Kindle, iPad, Notebook oder Smartphone, die Welt wird mehr und mehr digitalisiert: digitale Musik, digitale Zeitschriften und auch digitale Bücher, sogenannt eBooks, die man sich über Plattformen wie Amazon oder iTunes auf seinen Reader herunterladen kann. Doch wird sich die Idee der Bücher als Dateien durchsetzen? Was sind die Vor- und Nachteile dieser Umsetzung des geschriebenen Wortes in digitaler Form?
*Bücher im Regal: immer schön anzuschauen*
Als Erstes möchte ich das auch von mir als größten Negativpunkt von eBooks gesehene Argument aufgreifen: eBooks kann man sich nicht ins Regal stellen. Besonders Vielleser und Buchliebhaber werden hier mit mir einer Meinung sein. Gut, die Reader haben eigene eingebaute Bibliotheken, doch das kann nun wirklich nicht mithalten mit dem klassischen Bücherregal. Ein Bücherregal kann viel über den Charakter aussagen. Welcher Bücherwurm freut sich nicht über schöne Bücher, die im Regal wunderschön aussehen, die man immer wieder mit Freude betrachtet, das Buch in die Hand nimmt, über Prägungen auf dem Umschlag streicht. All das geht mit dem digitalen Buch vollkommen verloren. Es ist ein viel größeres Leseerlebnis, wenn man das Buch in der Hand hält, sieht, wie weit man schon gekommen ist. Dies zeigt auch eine Studie aus dem buchreport.magazin Februar. Auf einer Skala von 1-5 (1: unwichtig, 5: sehr wichtig) wurde das fehlende Leseerlebnis mit der Wichtigkeit von 4.4 und die fehlende Möglichkeit, Bücher nach dem Lesen ins Regal zu stellen, mit 4.2 eingestuft.
*Faire Preise? Pustekuchen*
Die Preise spielen im Verkauf naturgemäß immer eine sehr große Rolle. Viele Verbraucher achten darauf, immer möglichst dort zu kaufen, wo man die Waren am billigsten beziehen kann. Man sollte meinen, eBooks würden nur einen Bruchteil dessen kosten, was man in der Buchhandlung nebenan bezahlen muss. Doch dem ist nicht so! Der Verlag kann sich bei eBooks jegliche Produktions- und Papierkosten sowie den Vertrieb sparen und dennoch bezahlt man fast denselben Preis wie bei dem gedruckten Buch, wenn man Glück hat, vielleicht 2 Euro weniger. Doch lohnt sich das?
Es gab nun auch schon mächtig Krach deswegen. Weil elektronische Bücher teilweise sogar teurer sind als die auf Papier gedruckten Ausgaben, steht Apple unter Verdacht, Preisabsprachen getroffen zu haben. Jetzt drohen dem Unternehmen und fünf großen Verlagen eine Klage (1). Dieses Risiko ist bei den gedruckten Büchern aufgrund der Buchpreisbindung nicht vorhanden. Ein Buchtitel muss (innerhalb der Buchpreisbindung) überall dasselbe kosten, egal wo er verkauft wird.
*Familienbetriebe haben keine Chance mehr*
Besuche in der Buchhandlung werden teilweise als soziales Event wahrgenommen. Gerade die großen Buchhandlungen bieten gemütliche Leseecken für ihre Kunden. Bücherfreunde stöbern stundenlang herum, blättern in den verschiedensten Büchern, immer auf der Suche nach etwas Interessantem. Sie unterhalten sich mit den Verkäuferinnen über die besten Neuzugänge oder gehen auch mal mit der ebenfalls bücherbegeisterten Freundin dort hin. Oft werden in kleineren Buchhandlungen auch neue Bekanntschaften gefunden. All dies würde wegfallen, wenn jeder Mensch seine Bücher über das Internet bezieht, die beschriebenen sozialen Kontakte würden teilweise wegfallen. Kleine Buchhandlungen, Familienbetriebe, die sich über Jahre durch Stammkundschaft gehalten haben, haben bereits heute Umsatzeinbußen. Aber auch größere Unternehmen werden Probleme bekommen, wenn der eBook-Verkauf weiter zunimmt. Besuche von Buchhandlungen sind Beweggründe, gedruckte Bücher zu präferieren. Viele etablierte Firmen (Buchhandlungen) werden massiv unter Druck kommen, während viele neue Anbieter hinzugewinnen (2).
*Illegale Downloads werden steigen*
Ein weiteres wichtiges Argument gegen eBooks ist der illegale Download aus dem Internet. Gedruckte Bücher können nicht illegal über das Internet verbreitet werden. Setzt jedoch eine Revolution der eBooks ein, wird es so kommen wie auch im Spiele- und Musikgeschäft. Internetseiten werden sich auftun, auf denen Bücher kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die Inhaber dieser Webseiten zu schnappen wird fast unmöglich sein. Als Konsequenz werden dann auch die legalen Bücherkäufe zurückgehen, für Verlage und vor allem auch für die Autoren wirklich ein Drama. Schon heute lesen 1,9 Millionen Deutsche Bücher auf elektronischen Geräten, doch nur die Hälfte von ihnen bezahlt für diese eBooks, die andere Hälfte besorgt sie sich auf anderen Wegen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat aktuelle Zahlen vorgelegt: 2010 sollen 800.000 eBook-Leser insgesamt 14 Millionen Bücher illegal heruntergeladen haben. Die Zahlen sind zwar noch nicht ganz eindeutig, dennoch sehr erschreckend. Da der Markt noch sehr jung ist, sind diese Zahlen im Moment noch kein Drama, doch wie sieht das aus, wenn die eBooks groß rauskommen? (3)
*Die Revolution der digitalen Schulbücher*
Doch natürlich gibt es auch durchaus Argumente, die für eBooks sprechen. Herausgreifen möchte ich beispielsweise die Bestrebungen, Schulbücher in digitaler Form herauszubringen, z.B. für das iPad. Christoph Bornhorn, Geschäftsführer des Verbands Bildungsmedien, kündigte an, dass 27 Schulbuchverlage auf der Bildungsmesse Didacta Mitte Februar die neue verlagsübergreifende Lösung „Digitale Schulbücher“ vorstellen wollen (4). Digitale Schulbücher können aufgepeppt werden durch Erklärfilme, interaktive Übungen oder auch Lösungs-Checker. Somit könnten Schüler und Schülerinnen viel leichter Lernen (5).
*Im Urlaub und als Suchmaschine*
Auch in Bezug auf Romane gibt es durchaus auch Vorteile beim eBook. Wer findet es im Urlaub nicht ätzend, ganze Stapel Bücher mitzunehmen, die den Koffer um ein fühlweise 1000-faches zu erschweren scheinen. Lösung ist, fünf Bücher auf dem Reader zu speichern, somit ausreichend versorgt zu sein und kaum extra Gewicht mitzunehmen - sehr praktisch. Außerdem besitzen eBooks oft das Feature, im Buch direkt nach bestimmten Begriffen zu suchen. Das Herunterladen eines eBook benötigt nicht viel Zeit, blitzschnell ist ein Buch heruntergeladen und kann gelesen werden (6). Man spart sich den Gang zur Buchhandlung und kann sich nahezu überall und zu jeder Zeit neuen Lesestoff besorgen.
Selbst eine Mitarbeiterin der Deuerlichschen Buchhandlung spricht sich für die digitalen Bücher aus: Sie lese selbst manchmal das ein oder andere und sei überrascht, wie nah die Bildqualität des Readers an die gedruckte Version heranreichen kann. Vor Allem sehe sie in der Zeitschriftenbranche große Vorteile in der digitalen Zukunft, durch die Suche einzelner Artikel und kein umständliches Umblättern mehr.
*Fazit*
Alles in Allem kann das eBook einige Vorteile gegenüber dem gedruckten Buch ausweisen, insbesondere wenn es um Schulbücher und Zeitungen geht. Doch wahre Buchliebhaber werden wahrscheinlich immer dem gedruckten Buch treu bleiben, wie es in der Hand liegt, sich im Regal macht und riecht. Das kann kein eBook der Welt ersetzen. Der eBook-Markt wird sich vergrößern, keine Frage, mehr und mehr Leute werden Vorteile in den digitalen Büchern sehen, besonders wenn die Verlage die Preise senken, was bestimmt bald passieren wird. Doch aussterben werden die gedruckten Bücher nie ganz, Dateien können verloren gehen, das gedruckte Wort höchstens durch Brand oder ähnliches.
Ich persönlich bevorzuge ganz klar das gedruckte Buch und werde mich auch so schnell nicht umstimmen lassen. Doch man wird sehen, was die nächsten Jahre in Sachen eBooks auf uns zukommt.
Autorin / Autor: purplerose; - Stand: 2. Juli 2012