Ein Auszug aus dem Tagebuch der Gwendolyn Federflug
Einsendung zum Schreibwettbewerb Dr. Futura im Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung
3. Januar 2046
Hmmm…. Ich liege hier in einem Krankenhausbett und muss etwas herausfinden. Wer ich bin. Woher ich komme. Wohin ich gehöre.
Laut den Ärzten bin ich eine Elfe. Tja, ehrlich gesagt, wenn ich mich so anschaue, dann muss ich ihnen recht geben. Aber glaube ja nicht, dass das etwas an meiner Auffassung gegenüber dieser masochistischen und wissensgeilen Population mit dem schönen Namen „Mensch“ ändert. Denn durch die bin ich ja erst in diese Lage gekommen. Das heißt: Höchst wahrscheinlich bin ich durch sie in diese Lage gekommen. Das blödeste ist nur, dass ich mich an nichts erinnern kann. Aber ich werde versuchen, geleitet von den ärztlichen Berichten, meinen Zimmernachbarinnen, übrigens alles Menschen, und meiner, laut den Ärzten bald wiederkehrenden Erinnerung einen groben Umriss der heutigen Welt, meines bisherigen Lebens und des Unfalls zu zeichnen, um ihn dann dir, liebes Tagebuch, auf dem Silbertablett zu servieren. Als Gegenleistung wünsche ich mir von dir nur eines: Hilf mir mich selbst wieder zu finden!
5. Januar 2046
Ich hatte einen Traum. Einen bizarren, merkwürdigen Traum. Ich fliege leicht und unbeschwert, ich fliege wie eine Seifenblase. Ich schwebe. Doch dann nimmt ein anderes Gefühl mein komplettes Denken ein. Angst, Furcht, Panik. Ein Gefühl das niemand nachvollziehen kann. Die Seifenblase zerplatzt. All die schönen, schillernden Farben verschwinden und hervor kommt die grausame Realität. Grausam, aber wahr. Ich blicke direkt in das feist grinsende Gesicht, dessen Kittel ihn als Arzt ausweist. Und obwohl jetzt der Gedanke Flucht wie ein blinkendes Neonschild in meinem Kopf auftaucht, wage ich es nicht mich zu rühren.
„Ganz recht kleine Elfe, bleib schön ruhig sitzen.“ Dann spüre ich nur das Pieksen im Arm und gleite hinüber ins Reich der Träume.
Da die Ärzte es mir so erklärt haben, weiß ich nun, dass diese Spritze Medikamente enthielt, die getestet werden sollten. Man muss dazu wissen, dass wir in einem Zeitalter leben, in dem man alles heilen kann. Und doch werden immer neue, radikalere Medikamente entwickelt, da sich die Erreger immunisieren. Wir haben digitale Beipackzettel und für alles gibt es eine Lösung. Schrecklich, aber wahr! Und genau diese Medikamente werden an Elfen getestet. An Elfen!!! Zarte Lebewesen, wunderschön zugleich, aber eben die gleiche Anatomie wie der Mensch. Also war ich so jemanden in die Hände gefallen. Doch zum Glück gibt es auch noch humane Wesen auf dem blauen Planeten. Und einer dieser „Tierschützer“ hat mich befreit. Im allerletzten Moment natürlich, wann sonst? Und nun bin ich in diesem, von „Tierschützern“ geleiteten Krankenhaus. Und schreibe auf, um zu verarbeiten.
Ach übrigens, ich heiße Gwendolyn. Gwendolyn Federflug.
Autorin / Autor: von Paula, 13 Jahre