Eine andere Mobilität ist möglich
Fahrradclub ist entnervt über die hysterische Verkehrs-Debatte
Fahrverbote, Tempolimit und Spritpreiserhöhung - seit Wochen geistern diese Themen durch die Presse und die Talkhows. Geht es euch auch so, dass ihr es langsam nicht mehr hören könnt? Auch der Fahrradclub ADFC ist entnervt über die hysterische Debatte um einzelne Arbeitsergebnisse der Regierungskommission Klimaschutz im Verkehr. Diese kleinteiligen Vorschläge würden nur von der eigentlichen Aufgabe der Bundesregierung ablenken, eine praktikable Lösung für das Problem zu hoher CO2-Emissionen im Verkehr zu finden. Um das im Pariser Klimaabkommen vorgegebene CO2-Einsparungsziel einzuhalten, könne der Radverkehr laut ADFC mehr beitragen, als jede andere diskutierte Einzelmaßnahme.
Tatsächlich gibt es auch andere Verkehrs-Initiativen, die sich weniger mit dem Auto beschäftigen, sondern mit alternativen Verkehrskonzepten. ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork ist Mitglied der Expertenkommission Nationale Plattform Neue Mobilität (NPM). Er sagt: „Es kann doch bitte nicht wahr sein, dass das Vorbildland Deutschland es nicht hinbekommt, seinen Verkehr auf einen intelligenten, sauberen Mix umzustellen. Wenn am Ende alle im E-SUV-Stau stehen, ist keinem geholfen! Die Debatte um die Mobilität der Zukunft darf sich nicht nur um Autos und Techno-Spinnereien drehen. Die Menschen von heute wollen lebenswerte Städte, weniger Stress und Lärm, mehr Bewegung an der frischen Luft, mehr Wahlmöglichkeiten für ihre Mobilität. Wenn unsere Verkehrspolitik diesen Wandel nicht hinbekommt, blamiert sie sich vor der ganzen Welt!“
Und damit hat er recht, denn Deutschland muss bis 2030 pro Jahr etwa 50 Millionen Tonnen Kohlendioxid im Verkehrssektor einsparen. Ansonsten riskieren wir Milliarden Euro Strafzahlungen für verfehlte Klimaziele. Eine sehr effiziente Möglichkeit, CO2 einzusparen, wäre allein der optimale Ausbau des Radverkehrs, zum Beispiel durch bessere Radwege. Dadurch könnte man bereits ein Fünftel der Einsparziele erreichen, wohingegen andere Einzel-Maßnahmen, wie E-Auto-Quote, Tempolimit, höhere Benzinpreise, Biokraftstoffe oder aerodynamische LKW einzeln nicht mehr als 2 Millionen Tonnen Einsparungspotenzial brächten und dazu noch ausgesprochen kostspielig seien. Stork: „Mit überschaubaren Investitionen von 30 Euro pro Kopf und Jahr für gute, breite Radwege in durchgängigen Netzen sowie geräumige Fahrrad-Abstellanlagen an Bahnhöfen, Stationen und öffentlichen Einrichtungen ist es möglich, ein Drittel der kürzeren Autofahrten und damit bis zu 13,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen.“
Tatsächlich sind etwa ein Viertel aller Autofahrten kürzer als zwei Kilometer, die Hälfte kürzer als 5 km und 70 % liegen unter 10 km - Entfernungen, die sich auch ohne Auto bewältigen ließen. Vor allem die sogenannten Bequemlichkeitsfahrten zum Bäcker oder zur S-Bahnstation sind aber ein Problem, weil oft keine attraktive Alternative zur Verfügung steht. Würde man nur jede dritte kürzere Autofahrt durch das Rad oder auch durch die Nutzung von Bus und Bahn ersetzen, hätte das sicherlich erhebliche Effekte auf den Klimaschutz. Stork: „Rad und Bahn sind perfekte Partner und schaffen gegenseitig Synergien. Dieses Potenzial hat Deutschland nicht mal ansatzweise ausgeschöpft!“
Nötig seien dafür eine flächendeckende Radverkehrsinfrastruktur in den Städten, mehr Radschnellwege, Parkhäuser für Fahrräder oder auch mehr Leihsysteme. Was hierzulande bis auf ein paar fahrradfreundliche Städte noch nach Utopie klingt, ist in anderen Ländern wie den Niederlanden, Dänemark bereits Normalität.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 4. Januar 2019