Einprägsames Gesicht gefällig?
WissenschafterInnen entwickeln eine Software, die Gesichter einprägsamer wirken lässt
Kennt ihr das? Ihr könnt euch an eine Person erinnern, sie sich aber nicht an euch? Ein einprägsameres Gesicht müsste her! Und ein Programm, das genau das erstellt, haben nun einige WissenschaftlerInnen vom Massachusetts Institute of Technology entwickelt.
Die Software soll die Gesichter auf Fotos nämlich einprägsamer machen, ohne das Gesamtaussehen zu verändern. Sobald das Projekt abgeschlossen ist, soll dieses Programm als App fürs Smartphone zugänglich gemacht werden, damit man die Bilder in sozialen Netzwerken hochladen oder als Bewerbungsfoto benutzen kann.
Auch umgekehrt funktioniert die Software: Gesichter können unscheinbarer gemacht werden, sodass etwa die Komparsen in Filmen nicht vom Hauptdarsteller ablenken.
Um dem Programm beizubringen, welche Merkmale ein Gesicht einprägsamer machen, hat das Team es mit über 2000 Fotos gefüttert. Diese Bilder waren alle in eine „Einprägsamkeits-Skala“ eingeordnet, die auf der Wirkung, die sie auf Freiwillige hatten, beruht. So konnte die Software analysieren, welche kleinen Unterschiede in den Gesichtern sie mehr oder weniger einprägsam machen.
Außerdem wurde sie mit einigen Grundprogrammierungen versehen: Das Gesicht soll so einprägsam wie möglich gestaltet werden, ohne die Identität der Person zu verändern. Gesichtsmerkmale, Alter, Geschlecht oder Attraktivität bleiben also gleich. Denn eine breitere Nase könnte einem Gesicht zwar einen größeren Wiedererkennungswert verleihen, aber gleichzeitig würde sie womöglich die Attraktivität senken und das Aussehen verändern.
Wenn das System ein neues Gesicht bearbeiten soll, erstellt es tausende Kopien des Bildes und verändert an jeder ein anderes kleines Detail. Diese sogenannten Samples werden dann darauf analysiert, wie gut sie mit der Grundprogrammierung übereinstimmen. Wenn das Passendste gefunden wurde, entstehen daraus noch mehr Samples und der ganze Vorgang geht so lange weiter, bis das beste Ergebnis erzielt wurde.
Die Forscherin und Wissenschaftlerin Aude Oliva erklärt: „Es ist, als würde man ein elastisches Netz über das Foto ziehen, das das Gesicht leicht verändert. Also sieht dein Gesicht noch immer aus wie du, nur ist es vielleicht ein wenig geliftet.“
Um die Funktionalität des Programms zu testen, wurden von 500 Gesichtern jeweils eine einprägsame und eine unscheinbare Version erstellt. Diese Fotos wurden dann einer Gruppe Freiwilligen gezeigt, die sie erneut auf ihre Einprägsamkeit einschätzen sollten. In 75% der Fälle hatte das Programm das gewünschte Ergebnis erzielt.
Es ist nicht nur einfacher, wenn das eigene Gesicht einprägsam ist, sondern anscheinend hat es auch andere Vorteile: Wenn ein Gesicht vertraut wirkt, nimmt man es auch gleich als sympathischer wahr. Denn wenn wir ein Gesicht zum ersten Mal sehen, versehen wir es mit Attributen wie etwa Intelligenz, Freundlichkeit oder Stärke, die auf dem Aussehen beruhen.
„Wenn wir ein Gesicht mit „Vertrautheit“ assoziieren, weil wir denken, dass wir es schon einmal gesehen haben, tendieren wir dazu, es mehr zu mögen und zum Beispiel denken, dass diese Person vertrauenswürdiger ist“, meint Oliva.
Deswegen will das Team nun versuchen, die Software noch zu verbessern und andere Funktionen hinzuzufügen, sodass man das Gesicht nicht nur einprägsamer erscheinen lassen kann, sondern auch intelligenter oder vertrauenswürdiger.
Ob es wirklich so vertrauenserweckend ist, wenn man es nötig hat, sein Gesicht in diese Richtung bearbeiten zu lassen, ist natürlich eine andere Frage. ;-)
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Quelle
- Never forget a face
New algorithm uses subtle changes to make a face more memorable without changing a person's overall appearance
Autorin / Autor: Jana Schaefer; Bild: LizzyNet - Stand: 19. Dezember 2013