Ekelhaft und unmoralisch?!

Studie: 20 Prozent der NRW-Bevölkerung sind schwulen- und lesbenfeindlich. Ministerin Steffens startet Plakataktion

In Nordrhein-Westfalen neigt immer noch ein Fünftel der Bevölkerung zu homophoben Einstellungen - zu Vorurteilen gegenüber Lesben und Schwulen. Dies ist das traurige Ergebnis einer Sonderauswertung der Langzeitstudie "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" zum Thema Homophobie in NRW, die das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld im Auftrag des Emanzipationsministeriums durchgeführt hat. Nach der Befragung lehnen über ein Viertel (26 %) die gleichgeschlechtliche Ehe ab, finden 14 Prozent, dass Homosexualität "unmoralisch" ist, und jede/r Fünfte bezeichnet es als "ekelhaft", wenn sich gleichgeschlechtliche Paare in der Öffentlichkeit küssen.

Diese Vorurteile haben für die Betroffenen zum Teil schmerzliche Folgen: Sie werden auf dem Schulhof und am Arbeitsplatz gemobbt, erfahren Ausgrenzungen in Jugendgruppen, werden auf der Straße beleidigt und nicht selten auch tätlich angegriffen. Eine Landeskampagne unter dem Motto "anders und gleich - *N*ur *R*espekt *W*irkt" soll in Nordrhein-Westfalen nun für mehr Offenheit werben und dazu beitragen, dass homosexuelle Menschen gleichberechtigt, selbstbestimmt und ohne Angst vor Ausgrenzung und Anfeindung in Nordrhein-Westfalen leben können.

"Ziel der Landesregierung ist ein tolerantes Nordrhein-Westfalen, in dem Vielfalt ganz selbstverständlich gelebt werden kann", sagte Emanzipationsministerin Barbara Steffens am 17. Oktober bei der Vorstellung der Akzeptanzkampagne in Düsseldorf. "Auch in Nordrhein-Westfalen sind Menschen immer noch Diskriminierungen und Anfeindungen ausgesetzt, nur weil sie nicht heterosexuell sind. Anlass für zum Teil tiefgreifende Vorurteile ist oft Unwissenheit. Mit der Kampagne 'anders und gleich - *N*ur *R*espekt *W*irkt' wollen wir auch die Vielfalt der unterschiedlichen Lebensformen öffentlich zeigen und uns für mehr Toleranz gegenüber anderen einsetzen", so Steffens weiter.

"Homophobie ist Teil eines Syndroms gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Wer Vorurteile gegenüber homosexuellen Menschen hat, tendiert mit großer Wahrscheinlichkeit dazu, auch andere Gruppen abzuwerten", erklärte Beate Küpper, Professorin an der Hochschule Niederrhein und Mitautorin der Studie.

Die Kampagne "anders und gleich - *N*ur *R*espekt *W*irkt" stellt "sympathische Menschen" in den Mittelpunkt vier unterschiedlicher Themenmotive mit pfiffigen Slogans: "Auch im Alter bleibt es Liebe" (lesbisch), "Landliebe in Bewegung" (schwul), "Wenn es so einfach wäre " (transsexuell) und "Miteinander kann so leicht sein" (für die Vielfalt: lesbisch, schwul, bi-, trans-, inter- oder heterosexuell). Die Plakate werden ab dem 22. Oktober 2012 zwei Wochen lang auf InfoScreens in den Hauptbahnhöfen Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Bielefeld und Bonn zu sehen sein. Ministerin Steffens wünscht sich aber, dass die Kampagne überall in Nordrhein-Westfalen, in den Städten und in den ländlichen Regionen, ankommt: "Ich würde mich freuen, wenn auch Kommunen die Materialien bestellen und zu einem Nordrhein-Westfalen beitragen, in dem die Vielfalt der Lebensentwürfe und -formen bis in den letzten Winkel respektiert wird".

Um die die Aufklärungsarbeit zu vertiefen, wurden zwei Broschüren entwickelt: Die "Fibel der vielen kleinen Unterschiede" erläutert Begriffe zur sexuellen und geschlechtlichen Identität und informiert über unterschiedliche Lebensformen. Die Publikation "Regenbogenfamilie werden und sein" soll helfen, Vorurteile gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften mit Kindern abzubauen.

*Hintergrund*
In NRW sind schätzungsweise fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung lesbisch oder schwul. Es gibt etwa 16.400 gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und zusätzlich rund 12.000 eingetragene Lebenspartnerschaften. Über die Hälfte (52 Prozent) der Lesben oder Schwulen haben Angst, ihre sexuelle Identität am Arbeitsplatz preiszugeben.

Plakatmotive, Medien und aktuelle Studien zum Download

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 18. Oktober 2012