Orson Scott Cards “Enders Spiel” ist mein letztes gelesenes Buch 2012 und hat mein Lesejahr verdammt gut & überraschend ausklingen lassen.
Die Geschichte handelt von Ender, der ausgewählt wurde die Erde vor einer Alienrasse, die sogenannten Krabbler, zu retten. Dafür wird der gerade mal 6-jährige Junge zur Ausbildung ins Weltall geschickt. Mehr gibt es gar nicht zu erzählen, besser gesagt: das ist die grobe Zusammenfassung. Denn das Buch besteht größtenteils daraus, wie Ender ein Spiel spielt, was ihn auf den Kampf gegen die Krabbler vorbereiten soll. Klingt absolut nicht spannend. Doch das ist es - auf seine ganz eigene Art und Weise ohne viel Aktion. Vielmehr geht es um moralische Fragen, um Mobbing, Liebe, Freundschaft, Aufopferung, Selbstfindung … die Liste könnte ich unendlich lang weiter führen.
Fast jedes Kapitel beginnt aus der Sicht der Ausbilder, die Ender durch psychische Manipulation zu dem besten Flottenführer ausbilden wollen, den es je gab. Sie haben auch gar keine andere Wahl, denn die Welt – die komplette menschliche Rasse – steht auf dem Spiel. Deswegen habe ich mich immer besonders auf die Kapitelanfänge gefreut, weil die Zerrissenheit dieser Ausbilder so groß, so spürbar ist. Das, was sie tun, kann man eigentlich keinen 6-jährigen antun. Auf der anderen Seite ist Ender auch kein normales Kind.
Ender, aus dessen Sicht fast das komplette Buch geschildert wird, wurde nur geboren, um die Erde vor den Untergang zu bewahren. Denn in dieser Welt wird versucht, den genetisch, aber auch den charakterlichen, perfekten Menschen mit unübertrefflichen Fähigkeiten zu erschaffen. Dieser soll dann als Flottenführer gegen die Krabbler in den Krieg ziehen. Mit Ender ist die Regierung endlich ihrem Ziel so nah wie möglich gekommen. Der Charakter von Ender ist schwer zu beschreiben. Intelligent ist er wie kein anderer, ehrgeizig, aber auch sensibel und einsam. Und er hat Angst, so grausam zu werden wie sein großer Bruder. Denn er weiß, dass auch diese Seite in ihm steckt. Dieser Konflikt, sozusagen seine gute gegen seine böse Seite, zieht sich wie ein großer roter Faden durch das Buch, genauso wie seine Zweifel diesem Konflikt, aber auch seiner Aufgabe, gewachsen zu sein.
Auf der einen Seite wirkt er wie ein Erwachsener, auf der anderen Seite möchte man ihn einfach nur in den Arm nehmen und versprechen dass alles gut wird. Diese Tatsache macht Ender so faszinierend: er wurde so erzogen – so erzeugt, gar nicht wie ein Kind zu sein und doch ist es ein Bestandteil von ihm, etwas was man nicht aberziehen kann.
Diese einfache und doch packende Geschichte, abgerundet durch Charaktere mit einer unglaublichen Tiefe, wird durch den Schreibstil von Orson Scott Card zu einen echtem Erlebnis. Er hat einfach Stil: bildhaft, intelligente & knackige Dialoge, einfach aber absolut treffend. Von „Enders Spiel“ hatte ich nicht viel erwartet als ich erfuhr, dass es ein Science-Fiktion Roman ist und auch nicht geglaubt, dass es meinen Geschmack entspricht. Doch es hat mich einfach eingesogen und bis jetzt nicht wieder ausgespuckt. Vor allem das Ende, das noch einmal eine echt überraschende Wendung hat, mit der ich nicht gerechnet hatte.
Eine weitere Überraschung gibt es, wenn man die Seite mit den netten Infos über Copyright etc. ansieht. Denn „Enders Spiel“ erschien erstmals 1985! Davon hat man beim Lesen überhaupt nichts bemerkt.
Außerdem kommt mit „Enders Schatten“ auch noch eine Nebenreihe auf den Buchmarkt, in der es um einen sehr wichtigen Nebencharakter geht. Auch „Enders Spiel“ gehört zu einer fünfteiligen Reihe und ich freu mich schon riesig auf die nächsten Bände, die Heyne fliegt, hoffentlich auch noch einmal neu herausbringt. Und noch ein Tipp: dieses Jahr soll auch die Verfilmung in die Kinos kommen!
*Erschienen bei Heyne*
Autorin / Autor: livvy - Stand: 15. Januar 2013