Inzwischen weiß die ganze Nation, dass Lord Eon eine Lady und das erste Spiegeldrachenauge seit langer, langer Zeit ist. Während die einen ihr mit Misstrauen begegnen, bleibt den anderen, sowie Kygo, dem rechtmäßigen Anwärter auf den Thron, nichts anderes übrig, als seine Macht mit der Eonas zu vereinen. Denn Lord Sethon ist ein grausamer Regent. Unrechtmäßig hat er den Thron durch einen
Staatsstreich in seine Macht gebracht und dafür viele unschuldige Opfer in Kauf genommen.
Während sich die Widerstandskämpfer versteckt unter einem Banner vereinen, sucht das Land eine weitere Prüfung heim:
Die Macht der Drachen schwindet und Eona ist mangels einer Ausbildung nicht in der Lage, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. So bleibt ihr nichts anderes übrig, als das Rattendrachenauge Lord Ido aus Sethons Palast zu befreien, damit er Eona unterweisen kann. Aber auch Ido verfolgt nach wie vor voller Ehrgeiz seine Pläne und Eonas Herz simuliert ebenfalls einen Konflikt, der eine folgenschwere Entscheidung verlangt, die niemand anderes für sie treffen kann.
*Meine Meinung:*
Eine Fortsetzung, die dem ersten Band alle Ehre macht und sich durch seine Harmonie auszeichnet.
„Eona – Das letzte Drachenauge“ ist unumstritten ein magisches Fantasy-Abenteuer der Extraklasse und die Autorin Alison Goodman beweist erneut ihr himmelhohes Talent.
Dieses äußert sich sowohl in einer Fortsetzung, die dem ersten Teil würdig ist und beide Werke harmonisch verknüpft, als auch in der Art und Weise wie sie ihre Figuren leben lässt. Somit schafft sie eine schöne ausklingende Verbindung, die ihnen neue Formen einhaucht, weitere Facetten schleift und die gesamte Geschichte auf unheimlich tragisch-schönen Flügeln davon fliegen lässt.
Alison Goodman demonstriert eine weitere Seite ihres Könnens und lässt vollkommen neue Elemente in ihrer Fortsetzung aufleben. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass einem dieses Mal eine ganz andere Seite von Eona und dem fantastischen Land der Drachenmagie, in dem sie lebt, gezeigt wird. Sie gefiel mir durchaus, doch letztlich schlug mein Herz im ersten Band für die Schwierigkeiten und Probleme eines Mädchens, das sich als Lord Eon ausgeben muss und durch Entdeckung ihrer Verschleierung den Tod fürchten muss.
So ist der Schwerpunkt in „Eona – Drachentochter“ auf die Politik und Intrigen sowie das persönliche Schicksal eines mutigen Mädchens im Zusammenhang um das Wohlergehen einer ganzen Nation gelegt.
In der Fortsetzung nimmt der nahende Krieg stärkere Formen und Kontraste an, die durch Alison Goodmans bahnbrechenden Schreibstil einen unwiderstehlichen Sog auf mich ausübten, doch alleine aufgrund der Thematik und der Atmosphäre konnte ich mich im ersten Teil mehr mit dem Geschehen identifizieren.
Eine Heldin zwischen dem Begehren zweier Männer, die je eine Seite der Macht symbolisieren. Damit die Glut auch auf jeder der 600 Seiten geschürt wird, baute Alison eine weitere Komponente ein, die mir regelmäßige Schauer über den Rücken jagte und einen Kick in mir hervorrief: Sie bediente sich eines klassischen Modells des Liebesdramas, in dem ein Mädchen sich von zwei Männern angezogen fühlt, die in gewisser Weise beide um sie buhlen und von Anfang an ist klar, dass dies kein glückliches Ende nehmen wird. Wer jetzt denkt, dass diese Gegebenheit schon lange ausgelutscht sei, irrt sich gewaltig, denn Alison Goodman schmeißt nicht zusammenhangslos eine komplizierte Liebesverwicklung in die Handlung, um des Preises Willen, die Spannung hoch zu halten. Sie weiß genau, was sie tut, indem sie alles miteinander verflicht und verschiedenste Inhalte miteinander in Abhängigkeit bringt, so auch das Liebesdrama. Mit jedem Kapitel hat die Autorin mir signalisiert, dass sich die Geschichte lohnt und sie etwas Großartiges geschaffen hat, an dem ich meine wahre Freude hatte und was mich dazu brachte, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen.
*Fazit:*
Meinem Empfinden nach ist die Saga rund um Eona, einer Heldin, die sich in einer von Männern beherrschten, gefährlichen, magischen Welt durchzusetzen weiß, nun abgeschlossen, doch man weiß ja nie, was die Autorin noch für Ideen in ihrem Kopf herumschwirren hat. Ich würde mich über einen weiteren Teil freuen und bin erneut absolut begeistert von der Kunst der Autorin, ihre umwerfende Geschichte auf mich niederprasseln zu lassen. Eine Geschichte, die durch das chinesische und japanische Gesellschaftsbild beeinflusst ist und sich von anderen Fantasy-Büchern abhebt - Hier wird die Macht des Hua, was alles durchdringt, thematisiert und eine „geistige“ Parallelwelt geschaffen, die in Form von elementaren Drachenabbildern Gestalt annimmt, die durch ausgewählte Persönlichkeiten gelenkt die Geschicke des Landes bestimmen können. Ein Abenteuer, das ich jedem empfehlen kann.
*Erschienen im cbj-Verlag*
Autorin / Autor: charlielou - Stand: 12. Dezember 2011