Erebos 2

Der Zauber ist verflogen, das Erebos-Vergnügen bleibt.

Erebos is back. Vielen dürfte das Erscheinen von Ursula Poznanskis Fortsetzung des erfolgreichen Jugendbuchs in Aufregung versetzt haben. Erebos wurde damals nicht nur Bestseller und mehrfach ausgezeichnet, sondern war auch wirklich ein ganz besonderes Buch, das den Leser auf eine faszinierende Weise in das Geschehen hineingezogen hat. Folglich muss man an eine Neuauflage der Geschichte ganz besonders hohe Maßstäbe setzen. Ich würde das Ergebnis so zusammenfassen: Der Zauber ist verflogen, das Erebos-Vergnügen bleibt. Aber erstmal zum Inhalt.

Nick, den wir schon aus dem Original-Erebos kennen, findet auf seinem Smartphone eine App, die er nicht installiert hat, die ihm aber unangenehm bekannt ist. Erebos ist zurück. Und versehen mit den neusten Tücken der Technik, kann Erebos jetzt natürlich noch viel mehr Unheil anrichten. Es kann beispielsweise E-Mails verschicken oder Anrufe mit der Stimme des Smartphone-Besitzers versenden und den Smartphone-Besitzer außerdem rund um die Uhr überwachen. Das hat zahlreiche unangenehme Folgen und wirft auch die wirklich interessante Frage auf, wie man heutzutage noch kommunizieren kann, wenn man seine digitalen Geräte meiden muss.

Nick hat als angehender Fotograf einiges zu erleiden, als Erebos seine Fotos in Bilder des Schreckens verwandelt, wenn er dem Spiel nicht zu Willen ist. Zum Glück hat Nick noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern, mit deren Hilfe er der Sache auf den Grund gehen kann.
Neben Erebos erleben wir mit Derek außerdem einen jugendlichen Neueinsteiger in das Spiel, der noch nicht ahnt, womit er es zu tun hat und sich schnell von der faszinierenden Erebos-Welt einfangen lässt.

Natürlich steckt hinter dem ganzen wie auch schon im ersten Band eine komplexe Geschichte, die ich allerdings im Nachhinein etwas konstruiert und nicht immer logisch fand, aber mehr möchte ich dazu nicht verraten.

Der Sog, den das erste Buch erzeugt hat, kommt hier nur stellenweise auf, nämlich immer dann, wenn die Protagonisten sich in der Spielewelt befinden. Die bildgewaltige, unheimliche, gruselige Atmosphäre hat Poznanski auch in ihren neuen Roman hinübergerettet. Am liebsten hätte ich nur davon gelesen ;-). Der Rest war mir zu viel "dasselbe in grün" nur mit Handys. Ich konnte mich für die Figuren im realen Leben weniger begeistern, auch wenn sie durchaus glaubwürdig und plastisch beschrieben wurden.

Insgesamt finde ich, dass Erebos 2 lange nicht an seinen Vorgänger herankommt und dass auch im Buch zu oft erklärt wird, was früher war, wie es früher war, wer früher mit dabei war, was anders ist als früher. So als würde das ewige Beschwören des besseren Buchs das neue gleich mit erhöhen. Das hat mich stellenweise geradezu genervt. Trotzdem hat mir das Lesen insgesamt Vergnügen bereitet und mich auch über lange Strecken gut unterhalten (während sich andere etwas zogen). Für mich hat das Spiel selbst nach wie vor gut funktioniert. Zum Eintauchen! Die Hintergrundgeschichte hätte ich hingegen eher nicht gebraucht, da ich sie unglaubwürdig fand. Ich hätte mir fast gewünscht, Erebos wäre einfach grundlos und um seiner selbst willen wieder da und nicht, weil diese oder jene Leute dieses oder jenes erreichen wollen. Aber das ist bestimmt Geschmacksache. Natürlich wird Erebos 2 auch ein Bestseller oder ist es schon. Er sonnt sich dabei aber definitiv im verdienten Ruhm von Erebos 1.


Autorin / Autor: luthien - Stand: 23. August 2019