Frostfluch - Mythos Academy II
Autorin: Jennifer Estep
Der Fantasy-Roman „Frostfluch“ von Jennifer Estep thematisiert das Leben von Gwen Frost, die auf die Mythos-Akademie für griechische Krieger geht und derzeit gegen Schnitter und den ganz normalen Alltag ankämpfen muss.
Gwen ist inzwischen seit einem Jahr auf der Akademie und hat langsam gelernt, sowohl mit dem ungewöhnlichen Schulalltag als auch mit den außergewöhnlichen und extravaganten Schülern umzugehen – zumindest mehr oder weniger. Nachdem sie den letzten Angriff der Schnitter vom Chaosgott Loki durch ihre Mitschülerin Jasmine nur knapp überlebt hat – drohen ihr jetzt Rache von Jasmines Familie und vom bösen Gott selbst. Um vorbereitet zu sein, muss sie nun trainiert werden – ausgerechnet von Logan, dem Jungen den sie liebt, der sie aber nicht will. Als dann auch noch Anschläge auf ihr Leben beginnen, ist das Chaos in Gwens Leben wieder voll im Gange. Aber das Winterkarnevalswochenende im Skiresort steht kurz bevor und bietet eine gute Gelegenheit, Abstand zu gewinnen und neue Leute kennen zu lernen. So wie zum Beispiel Preston, den netten Jungen aus New York. Doch selbst im Skiort hören die Anschläge auf Gwen nicht auf, und der Feind scheint immer näher zu kommen.
Frostfluch ist der zweite Band einer Trilogie. Es ist eine Fortsetzung die nahtlos an seinen Vorgänger anknüpft – sowohl vom Inhalt als auch vom Schreibstil her. Die Autorin schreibt einfach, aber stilvoll und verbindet viele kleine Details zu einem eindrucksvollen Ganzen. Gwens humorvolle Gedanken oder ereignisreiche Kampfszenen – man hat immer den Eindruck, direkt im Geschehen zu sein.
Der Autorin gelingt es, die mythische Welt voller Spartaner und Walküren mit dem ganz normalen Leben einer Schülerin zu verbinden. Selbst wenn auf Gwen abgeschossene Pfeile sie nur knapp verfehlen oder sie von Lawinen begraben wird, es schiebt sich immer noch der ganz normale Teenagerkram dazwischen. Etwa die Lustlosigkeit auf Partys zu gehen, die seltsam unerwiderte Verliebtheit in Logan, dessen Eifersucht, wenn sie mit dem interessanten Preston anbändelt. Ganz normale Teenagerprobleme eben. Diese Mischung aus Normalität und Fantasie ist nur eines der besonderen Elemente. Auch die Charaktere glänzen durch ihre Authentizität.
Besonders die Protagonistin Gwen hat auch im zweiten Band nichts von ihrem Außenseitertum eingebüßt, aber insgesamt fühlt sie sich wohler in Mythos. Sie hat sich nicht von heute auf morgen verändert, ist nicht zu einer besonderen Kämpferin mutiert, kann sich besser in die Schülerschaft eingliedern oder hat Spaß an Dingen, die sie vorher nicht ausstehen konnte. Sie bleibt die ironische, etwas ruppige aber liebenswerte junge Frau, die noch immer Comics und Süßigkeiten einer Party oder dem Schwert vorzieht. Auch ihre Verliebtheit zu Logan hat sich nicht einfach abgestellt, und sie kann nicht aufhören an ihn zu denken. Was dem Leser vielleicht etwas nervig vorkommt, aber eigentlich doch direkt aus dem Leben gegriffen ist.
Logan selbst zeigt in diesem Band auch noch einmal eine bisher unbekannte Seite, die ihn noch interessanter werden lässt. Zum einen deckt Gwen einen Teil seines Geheimnisses auf – man erfährt etwas über ihn und doch wieder nicht. Ein Riss in der glatten Fassade des Playboys Logan, ohne wirklich die Sicht auf sein wahres Ich freizugeben. Zum anderen bekommt auch die starke unverwundbare Seite seines Charakters eine neue Schattierung. Zwar geht er mit Mädchen aus, küsst sie und ignoriert Gwen konsequent und verhält sich seiner Entscheidung nach, kann aber auch seine verletzliche Seite zeigen, als er Angst bekommt Gwen zu verlieren. Auch die Kämpfe kann Logan nicht immer als der übermächtige Sieger gewinnen, und so nimmt ihm die Autorin das Perfekte und bringt den Charakter den Lesern viel näher – macht ihn einfach realistischer. Denn da der Roman nun mal aus der Sicht der in Logan verliebten Gwen geschrieben ist, kann es leicht passieren, dass er in den Himmel gehoben wird. Dieses Problem umgeht die Autorin so geschickt und talentiert. Aber auch neu eingeführte Charaktere wie Logans Freunde, oder der mysteriöse Verehrer bieten eine abwechslungsreiche Atmosphäre und verleihen dem Roman gemeinsam mit alten Charakteren wie Daphne das gewisse Etwas.
Etwas schade ist, dass man in dem Roman leicht den Eindruck bekommt, im Gesamtplot nicht voranzuschreiten. Die Informationen den „großen Kampf“ betreffend, werden alle nur nebenbei erlangt und treten vor zu diesem Zeitpunkt relevanteren Geschehnissen zurück. Es wirkt ein wenig, als hätte dieser zweite Teil den roten Faden verloren. Dadurch erlangt der Leser zwar zu vielen kleinen, süßen und teilweise auch lustigen und interessanten Nebenaspekten der Welt und der Charaktere, aber trotzdem vermittelt es ein komisches Gefühl. Mehrmals wird die Gefahr erwähnt, ohne dass es wirklich Einfluss auf die Stimmung hätte, wie es mir zumindest vorkam.
Dennoch ist es der Autorin gelungen, eine gute Fortsetzung der Geschichte zu schreiben, einem die Charaktere so wie ihre Beziehungen näher zu bringen, neue Geheimnisse aufzudecken und zu schaffen. Alles in allem ist Frostfluch also ein Fantasy-Roman, der sich noch immer von anderen Büchern dieses Genres abhebt und mit besonderen Charakteren und einem außergewöhnlichen Schreibstil glänzt.
*Erschienen bei: Piper Verlag/ Ivi*
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Autorin / Autor: LadyJanna - Stand: 26. September 2012