Frühlingsgewitter
Autorin: Angela Gerrits
„Frühlingsgewitter“ von Angela Gerrits ist ein berührendes Buch über die jugendliche Joe, die versuchen muss, mit ihrem (Ex-)Freund, ihren Eltern, vor allem aber mit ihren widerstreitenden Gefühlen und dem Wirbel um Rhea zurechtzukommen.
Zu Beginn läuft die Welt von Johanna, die Joe genannt werden will, noch in geordneten Bahnen. Als jedoch ihr Freund immer distanzierter wird, wachsen die Zweifel an der Partnerschaft. Von einem Tag auf den anderen beendet er die Beziehung. Am gleichen Tag zieht Joes Vater aus – die Welt von Johanna und ihrer Mutter liegt in Scherben. Da kann nur noch die beste Freundin helfen, dachte Joe zumindest. Als ein Unfall passiert, fällt der 17-Jährigen die Decke auf den Kopf und sie reist kurzentschlossen mit ihrer Mutter nach Griechenland, direkt hinein in neue Gefühlsturbulenzen. Doch die Geschehnisse zu Hause lassen Joe keine Ruhe. Der Kampf mit ihren Gefühlen wird immer stärker, dazu kommt die Einsamkeit ihrer Mutter und dann ist auch noch Nikos in Johannas Leben getreten…
Im Buch kommen viele Themen zum Tragen, wie zum Beispiel die Liebe, Eifersucht, Angst, das eigene Gewissen oder die Familie. Durch die Unwissenheit des Lesers wird zusätzlich Spannung aufgebaut. Wie die Zukunft wohl aussehen wird? All das ist ungewiss, Joe entflieht lieber den Ereignissen. Vor der Trennung ihrer Eltern kann sie allerdings nicht davonlaufen - so wird sie immer wieder daran erinnert, denn ihre Mutter hat für den Urlaub in Griechenland, den sie eigentlich mit Joes Vater verbringen wollte, ausgerechnet die gleiche Unterkunft gebucht wie in den Flitterwochen. Ihre Mutter versucht den Schein einer schönen Reise zu wahren, doch man merkt, wie schwer es ihr eigentlich fällt, da sie sich kurzerhand in Arbeit stürzt. Sollte sie sich wirklich von ihrem Mann scheiden lassen? Oder gibt es noch eine Chance für die beiden? Joe steht zwischen den Fronten und kann beide nicht so recht verstehen. Einerseits hat ihr Vater sie eiskalt verlassen, doch das Verhalten ihrer Mutter kann Joe auch nicht verstehen. Sie lässt eine Art Gleichgültigkeit ihrerseits deutlich werden – was sollte sie auch tun? - immerhin werden von 1000 Ehen in Deutschland eh wieder 11 geschieden, demnach gibt es eben auch viele Scheidungskinder. Sie wirkt an der möglichen Trennung eher uninteressiert, da sie genug eigene Sorgen hat. Dabei könnte der spontane Griechenlandaufenthalt eventuell noch ein Glücksfall für sie werden, denn Nikos ist ja auch noch da…
Würden sie doch bloß nicht der ewige Zwist mit ihrem Gewissen wegen ihrer Gefühle und wegen eines Unfalls beschäftigen. Muss sie sich der Vergangenheit stellen? Das ist eine der zentralen Fragen, die das Buch stellt und zu der sich jede Leserin ihren eigenen Standpunkt bilden kann. Weil viele solcher Ansätze an die Leser herangetragen werden, entstanden für mich selbst viele Fragen, über die es sich zu diskutieren lohnt. Deshalb ist das Buch „Frühlingsgewitter“ meiner Meinung nach empfehlenswert. Obwohl einige aus dem Zusammenhang gerissene Handlungssequenzen bzw. Zeitsprünge für den Leser zunächst etwas verwirrend sind, ergeben sie im Nachhinein alle einen Sinn. Die emotionalen Einschübe aus der Sicht von Joe ermöglichen es, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen und die Geschichte aus ihrem Blickwinkel mit zu erleben. Sie muss sich mit ganz individuellen Persönlichkeiten auseinandersetzen - ich finde jedoch, dass einige Reaktionen der im Buch enthaltenen Personen stellenweise nicht komplett nachvollziehbar sind. Im Ganzen hat mich „Frühlingsgewitter“ aber überzeugt und das offene Ende lässt einem jedenfalls viel Raum für Spekulationen, wie die Geschichte von Joe und ihren Eltern, Nikos und Rhea wohl wirklich ausgehen wird.
*Erschienen bei: Oetinger*
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Autorin / Autor: smiley - Stand: 4. September 2013