Jeden Tag Silvester: Geisterjägerstadt
Album: Geisterjägerstadt
Mit ihrem zweiten Album haben die vier Jungs (Till, Nic, Tom und Betram) wohl gehofft, den Durchbruch zu schaffen, quasi wie ein Feuerwerk, um auf den Titel der neuen CD "Geisterjägerstadt" zu kommen, wo sie die Silvesternacht besingen. Ehrlich gesagt, ist dieses Album mit seinen 12 Songs für mich eher ein Rohrkrepierer, der zuerst mit viel Tam-tam auf der Erde losknallt, dann aber in der Luft zu Fünkchen verpufft, statt sich in ein euphorisch bunt-schönes Feuerwerk zu verwandeln. Das ist sehr schade! Denn man merkt dem Album textlich an, dass die Vier versucht haben - Betonung auf "versucht" -, ihre persönlichsten Erlebnisse (vom Tief-Betrübt-Sein bis hin zur Euphorie über zukünftiges Kinderglück und Freundschaft) zu vermitteln. Doch über die bloßen ersten Gedanken sind sie nicht hinaus gekommen. Es fehlt das Lyrisch-Poetische, das einen Song erst zu einem Kunstwerk werden lässt. Es fehlt der Tiefgang dahinter.
Eine Mischung aus teils melancholischen, teils sehnsüchtigen und nachdenklichen, aber auch optimistischen Texten reicht nicht aus, die Zuhörer zu bedienen. Von Schwerelosigkeit (in "Schwerelos") zu singen, diese aber weder textlich noch musikalisch überzeugend transformieren und transportieren zu können, oder sich in abgestandenen Phrasen wie "Freude wird geteilt noch größer", schwülstigen Worten wie "Ich möchte in deinem Leben wie ein guter Evergreen sein." (boar!) oder abgekupferten Sätzen (Laith Aldeen lässt grüßen) wie "Das hier ist für dich - das ist dein Lied." zu vergehen, trägt nicht zur Originalität oder Qualität eines Albums bei.
Ich bin soooo was von enttäuscht, hatte ich doch mehr erhofft und erwartet.
Denn man spürt dennoch, auch wegen der ansatzweise recht guten Musik, dass die Jungs mehr drauf haben könnten, sich jedoch leider nicht das ehrgeizige Ziel gesetzt haben, das auch ins Hier und Jetzt bei der Produktion zu transferieren. - "Zu bequem" halt... ;-) Gute Gedanken zu Texten machen eben noch lange nicht automatisch gute Songtexte. Da muss man drüber hinaus gehen und genau das ist das wirklich Schwierige am guten Texten, denke ich. Und das fehlt hier. Weltverbesserungsbotschaften, die keine sind, weil der Sänger keine wirkliche Botschaft bzw. keinen Ansporn zur Verhaltensänderung im Lied darin erkennen lässt ("Der Mensch") wirken dann wie der krampfhafte Versuch, sich dem Mainstream anzupassen, weil es gerade "in" ist, sich ökologisch zu besinnen. Auch wird der Sprechgesang den Melodien/der Musik fast aufgesetzt und aufgezwungen. Erst zum Ende des Albums spürt man (auch in der treibenden Musik, die durch Trance lockerer wird), dass die Vier entkrampfter werden, doch dann ist man auch schon beim Ende des Albums.
Fazit: Außer dem Cover und dem innenseitigen Booklet(-zeichnungen) finde ich an dieser CD nichts originell Erkennbares. Die Gruppe sollte sich bei ihrem nächsten Album frei von dem machen, was andere evtl. von ihr erwarten oder gerade von der Masse beklatscht wird, sondern sich selbst einen viel höheren künstlerischen Anspruch anlegen, damit das beim nächsten Mal besser klappt! Textlich und musikalisch. Auch gesangstechnisch ist hier noch viel an Potential zu schöpfen - man müsste sich halt nur ein bisserl mehr anstrengen, gelle?! Die Sängerin von Silbermond hat sich schließlich auch nicht gescheut, bei einem guten Gesangslehrer ihr Können zu verbessern. Und es lohnt!
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Autorin / Autor: Roswita Jakopcevic - Stand: 14. August 2017