Geisterzeilen
Autor: Janina Ebert
Gerade erst von ihrem Freund Marco verlassen, ist sich Helena absolut sicher, dass sie sich mit ihren 16 Jahren nie nie wieder verlieben kann und wird. Nachdem sie sich sagt, ihr Herz nun für immer zu behalten, wacht Helena mitten in der Nacht auf, nur um ihre sonst so unbegabte Hand eine berührende Geschichte schreiben zu sehen. Helena weiß, das kann nicht von ihr sein. Jemand oder etwas muss von ihr Besitz ergriffen haben. Natürlich erzählt sie niemanden etwas davon, die guten Noten kommen ihr gerade recht und die Bewunderung der Mitschüler auch.
Nur als plötzlich ein falscher Name auf ihrem Test auftaucht, wird es ihr mulmig. Wer ist der mysteriöse Oskar Schiller, der ihr solche genialen Texte zuflüstert und für sie als Ghostwriter fungiert? Und als wäre das noch nicht genug, taucht auch noch ein Geist auf, allerdings verzaubert der nicht nur seine Leser, sondern auch Helenas Herz...
Dieses Buch lohnt sich nicht. Jedenfalls nicht, wenn du vorhast, ein Buch über Wochen hinweg zu lesen ;-). Tatsächlich lag die höchst mysteriöse Geschichte rund um Helena und ihre ungewöhnlichen Freunde heute so gegen 15 Uhr auf meinem Tisch und mit winzigen Unterbrechungen bin ich jetzt um 2:22 Uhr morgens fertig. Schon lustig. Und fesselnd, so fesselnd.
Egal, was dir bei Büchern sonst so fehlt, hier ist es drin! Es ist romantisch und zum Heulen, es steckt so voller herzzerreißender Sehnsucht, voller Liebe, dass die Schmetterlinge aus dem Buch sich plötzlich in deinen Bauch beamen, so alltäglich, so natürlich, so nah an dir selbst. Das Buch ist gruselig und gleichzeitig sanft. Und irgendwie schafft es die Autorin Janina Ebert inmitten der Liebesgruselabenteuermysteriegeschichte auch noch gesellschaftskritische Themen unterzubringen, ohne dass es gewollt oder unecht wirkt. So wird Helena sowohl mit den Schrecken des Dritten Reiches konfrontiert als auch mit dem stummen Schrecken hinter geschlossenen Türen. Und vielleicht bewirkt dieses Buch ja auch etwas: Dass wir uns informieren, die Augen und Ohren aufmachen und uns endlich mal selbst bewundern können.
Die Autorin hat eine Welt geschaffen, die gar nicht so fremd ist. Die Geschichte spielt im Hier und Jetzt, im Deutschland einer 16-Jährigen. Und obwohl sich die Hauptfigur am Anfang überzeugend als Otto-Normal-Mädchen verkauft, entpuppt sie sich immer mehr als ein wahres Unikat. Und da stellt sich doch jeder Leser selbst die Frage, ob man nicht selbst auch ein Unikat ist.
Und wie fern sind diese Geister schon, die Helena begleiten? Nicht sehr, denn es sind zwar nicht wirkliche schreibende und agierende Geister um uns herum, aber Schatten der Vergangenheit, ob es unser Erbe der Geschichte ist oder die Griesgrämigkeit unserer Familie am Frühstückstischgegenüber, die wir am Abend schon wieder bereuen.
Ich empfehle dir, lies dieses Buch, am besten nicht nur einmal, denn das Buch hat viele Botschaften, neben den durchaus entzückenden bis grausamen Schriftelementen der Ghostwriter, die nochmal ganz für sich selbst stehen. Solltest du über 15 Jahre alt sein, ein normaler Teenager eben, dann entdecke in diesem Buch ein Stückchen Wahrheit und das Happy-End, das folgen muss.
*Erschienen bei: Herzklopfen Fantasy*
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Autorin / Autor: ciqa - Stand: 13. Juni 2012